Ich bin seit ca. 10 Jahren aktiver Segelflieger, und in dem Bereich diskutiert man das Thema Risiko entweder gerne und intensiv, oder man ignoriert es, was, offen gesagt, eher die Mehrheit der Flieger tut.
Die Inhalte der Diskussionen sind sehr ähnlich zu denen, wie sie hier und woanders zum Thema Rennradfahren geführt werden.
Ein paar Gedanken meinerseits dazu:
- Statistiken zu Unfallhäufigkeit usw. sind nur bedingt hilfreich, teilweise sogar kontraproduktiv. Das Problem ist, dass man meint, mit einer defensiven und zurückhaltenden Fahrweise persönlich risikoärmer unterwegs zu sein, als es die Statistik vermuten lässt. Allerdings ist dieses Wissen weit verbreitet und hat sich somit in der Statistik niedergeschlagen. Man wird damit also allenfalls sein persönliches Risiko auf den statistischen Wert reduzieren können, aber diese nicht unterbieten.
- Man meint gerne, dass man durch umsichtiges und defensives Fahren sein persönliches Risiko reduziert. Das ist auch an sich nicht verkehrt, im Vergleich zu unachtsamen und rücksichtslosen Fahren. Allerdings verdrängt man dabei gerne, dass die meisten Unfälle durch Fehler (eigene oder anderer passieren). Solche Fehler kann man nicht ausschließen, und man sollte immer darauf vorbereitet sein, dass einem solche Fehler unterlaufen. Manchmal entscheiden Sekunden darüber, ob eine Situation gut oder schlecht endet...die Zeit sollte man nicht dafür vergeuden, von der eigenen Fehlbarkeit überrascht zu sein.
- Unfälle passieren meist dann, wenn man keine Handlungsalternativen mehr hat. Der Unfall also mehr oder weniger unvermeidlich wird. Beim Fliegen habe ich gelernt, dass die meisten tödlichen Unfälle passieren, wenn man sich in eine Situation gebracht hat, aus der es nur noch einen Ausweg bzw. eine Lösung gibt. So ähnlich ist es, wenn man unübersichtliche Verkehrsstellen zu mit zu hoher Geschwindigkeit passiert. Wie lange braucht Ihr, um die Hände vom Aeroaufsatz zu den Bremsgriffen zu bewegen und dann eine Position einzunehmen, welche eine beherzte Bremsaktion zulässt?
Letztlich ist es eine extrem persönliche Entscheidung, ob man gewillt ist eine Sportart auszuüben und das damit einhergehende Risiko akzeptiert. Und schließlich gilt es ja nicht nur das Risiko zu berücksichtigen, sondern auch all die anderen ‚Kosten‘ (Zeit, mögliche alternative Tätigkeiten, echte Kosten usw.) einzubeziehen. Dies wägt man gegenüber dem ‚Ertrag‘ ab. Wer hier zu einem positiven Ergebnis kommt, wird mit dem Risiko leben können und müssen.
Ich für meinen Teil, akzeptiere das inhärente Risiko beim Rennradfahren und versuche auch, wo es möglich ist, mein persönliches Risiko zu reduzieren. Deswegen gehe ich aber nicht davon aus, dass ich mein Leben lang unfallfrei unterwegs sein werde