...ich werde sonst zu wehmütig und versuche 400m Lagen in der Badewanne zu schwimmen.......
Dann aber bitte die Kamera mitlaufen lassen!
Zitat:
Zitat von canoeist
Wo wir gerade beim Beinschlag sind: Ein Bekannter schwimmt seit Jahrzehnten mit einem 4er-Beinschlag. Den hat er sich selber "beigebracht", weil er´s nicht anders wußte und ihn bisher auch wohl noch niemand drauf hingewiesen hat. Mir ist das vor Monaten zufällig mal aufgefallen; er ist aus allen Wolken gefallen, als ich´s ihm gesagt habe.
Ein Viererbeinschlag ist auch überhaupt nichts Anstößiges, obwohl ich niemandem empfehlen würde, dieses aktiv einzustudieren. Es gibt viele Spitzenleute, die auf längeren Distanzen damit reihenweise Goldmedaillen abräumen (wie die von Helios erwähnte Katie Ledecky). Damit sich alle einig sind, worum es denn genau geht, hier ein Video, das Zweier-, Vierer- und Sechserbeinschlag definiert: Freestyle 246 beat Kick Timing自由泳踢腿時機. Da ist übrigens auch Katie das gewählte Beispiel für den four-beat kick.
Zitat:
Zitat von canoeist
Würdest du ihm empfehlen, trotzdem dran zu arbeiten (er ist begeisterter Open-Water-Schwimmer) und hast du evtl. Tipps, wie er vorgehen könnte? Ich habe seinen Schwimmtrainer mal drauf angesprochen, der meinte, das lohnt den Aufwand nicht, weil er auch so schon recht schnell unterwegs ist und einen gut ausgeprägten Beinschlag hat. Die Umstellung würde mehr kaputt machen als Vorteile bringen. Deshalb habe er ihn bisher auch nie drauf hingewiesen.
Man muss kein Hellseher sein, um meine Antwort vorhersagen zu können: Ich empfehle alles, das dem Schwimmer zusätzliche Optionen bringt und Spaß macht.
Natürlich lohnt sich die Atmung auf beide Seiten auch im Hinblick darauf, dass der Körper nicht einseitig belastet wird. Allein aus dem Grund wäre es eine gute Idee, zumindest im Training die Seiten zu wechseln und im Wettkampf das zu machen, was am besten und leichtesten funktioniert.
Ich glaube, die Frage dabei ist, ob sein sonstiges Training darunter leidet. Bei mir ist das Schwimmen Selbstzweck, deswegen spielt es keine Rolle, womit ich mich wie lange beschäftige – es ist immer gut. Wenn ich allerdings ernstzunehmende Wettkämpfe geplant hätte, müsste ich meine Experimentierfreude vermutlich einschränken und mich auf die Dinge konzentrieren, die zur Erreichung des Zieles wirksam sind. Ich weiß also nicht, wie frei Dein Bekannter seine Trainingszeit einteilen kann.
Es hört sich aber so an, als hätte er Lust darauf, die Atmung auf der anderen Seite zu erlernen. Wenn er das Gefühl hat, dass sein Beinschlagrhythmus das verhindert, würde ich den Beinschlag einfach mal komplett wegnehmen und mit Pull Buoy schwimmen.
Anfangen würde ich vermutlich mit einarmigem Schwimmen, Seitenwechsel jede Bahn, so dass er das Gefühl der bisherigen Atemseite mit der ungewohnten Seite vergleichen kann, Zeitpunkt der Kopfdrehung aus dem Wasser und ins Wasser zurück, Blickrichtung, Lage des Kopfes, Stärke der Körperrotation, Wasserlage etc. Danach würde ich in Abschlagschwimmen übergehen und auch da jede Bahn die Atemseite wechseln. Danach Abschlagschwimmen mit Dreierzug. Und dann Variationen der ganzen Lage probieren, mal Zweier-, mal Dreieratmung.
Wenn das sitzt, würde ich schauen, wie sich die Geschichte ohne Pull Buoy anfühlt und nötigenfalls das Ganze von vorne beginnen. Ich würde auch mal schauen, ob fürs Einüben ein Zweierbeinschlag klappt, damit ist es leichter eine gewisse Symmetrie zu wahren. Wenn die Gleichförmigkeit da ist, würde ich wieder in den natürlich empfundenen Rhythmus zurückfallen.
Das basiert natürlich auf Versuch und Irrtum, aber ich meine, dass es so klappen könnte. Gut wäre es natürlich, wenn ab und zu jemand von außen draufschauen kann, damit er keine unerwünschten Kompensationsbewegungen macht, Scherenbeinschlag oder Ähnliches, die er selbst vielleicht gar nicht wahrnimmt.
Zitat:
Zitat von Matthias75
Wenn es aber bislang gut für ihn funktioniert hat, würde ich mir an seiner Stelle ersthaft überlegen, ob ich an die Baustelle rangehe, wenn es nicht unbedingt sein muss: "Never chance a running system!"
Ich wäre da entspannter. Es geht ja nicht darum, einen Atomreaktor im laufenden Betrieb umzubauen.
Schwimmen und Tanzen sind sich aus meiner Sicht sehr ähnlich, was den koordinativen Anspruch angeht. Und es käme niemand auf die Idee, zu sagen, dass man keine Rumba lernen darf, weil sonst der Tango darunter leiden könnte. Oder auch die anderen Lagen im Schwimmen: Ich habe noch nie gehört, dass man als Brust-Spezialist nicht Kraul, Schmetterling oder Rücken schwimmen soll, weil das der Hauptlage schaden könnte. Das Gegenteil ist der Fall, es wird im Normalfall alles geschmeidiger und kontrollierter und der Schwimmer wird "kompletter".
Ich sehe nicht, dass der Wechsel der Atemseite grundsätzlich anders oder dramatischer wäre. Es geht "nur" um die Erweiterung und Verfeinerung eines bekannten Bewegungsablaufs. Versuch macht kluch.
Ui, hätte nicht gedacht, dass es Spitzenschwimmer gibt, die mit 4er-Beinschlag unterwegs sind. Danke für die tollen Tipps!!!
Letztlich muss der Impuls wohl tatsächlich von ihm kommen - wenn er sich umstellen WILL, ist es auch erfolgsversprechend. Aber er ist eher der Typ, der argumentiert: "Ich muss einfach nur härter trainieren, dann gleiche ich meine technischen Nachteile wieder aus". Und wenn ich jetzt berichte, dass man mit 4er-Beinschlag in der Weltspitze mithalten kann ...
Ist schon spannend, was für unterschiedliche Charaktere es im Sport gibt. Ich bin eher der Typ, der riesig Spaß dran hat, neue Bewegungsmuster auszuprobieren und zu lernen, und er interessiert sich nicht wirklich für Technik und will einfach nur ballern bis zum Umfallen. In diesem Sinne zumindest von meiner Seite ein ganz fettes Dankeschön an schnodo (und natürlich auch alle anderen!) für die unerschöpflichen Anregungen und Erleuchtungen!
Ist schon spannend, was für unterschiedliche Charaktere es im Sport gibt. Ich bin eher der Typ, der riesig Spaß dran hat, neue Bewegungsmuster auszuprobieren und zu lernen...
Das geht mir genauso. Das ist aber auch meine Rettung, ansonsten hätte ich das Schwimmen vor vielen Jahren frustriert aufgegeben. Meine Liebe zum Schwimmen ist leider reziprok proportional zu meinem Talent.
Dadurch, dass ich aber jeden Tag aufs neue daran herumfrickeln kann, ohne Angst haben zu müssen, jemals ein Ziel zu erreichen, wird es mir hoffentlich bis zu meinem letzten Atemzug Freude bereiten.
Zitat:
Zitat von canoeist
...er interessiert sich nicht wirklich für Technik und will einfach nur ballern bis zum Umfallen.
Das hört sich aber doch nun sehr, sehr auffällig nach unserem lieben Mirko aka Schlafschaf an. Der hätte ruhig selbst anfragen können anstatt Dich vorzuschicken.
In diesem Sinne zumindest von meiner Seite ein ganz fettes Dankeschön an schnodo (und natürlich auch alle anderen!) für die unerschöpflichen Anregungen und Erleuchtungen!
Gern geschehen! Vielen Dank auch an Dich und alle anderen, die mir mit Ideen und Fragen helfen, meinen Horizont zu erweitern und das Schwimmen besser zu begreifen!
Ich wäre da entspannter. Es geht ja nicht darum, einen Atomreaktor im laufenden Betrieb umzubauen.
Für manche wäre vermutlich der Umbau des Reaktors leichter
Zitat:
Zitat von schnodo
Schwimmen und Tanzen sind sich aus meiner Sicht sehr ähnlich, was den koordinativen Anspruch angeht. Und es käme niemand auf die Idee, zu sagen, dass man keine Rumba lernen darf, weil sonst der Tango darunter leiden könnte. Oder auch die anderen Lagen im Schwimmen: Ich habe noch nie gehört, dass man als Brust-Spezialist nicht Kraul, Schmetterling oder Rücken schwimmen soll, weil das der Hauptlage schaden könnte. Das Gegenteil ist der Fall, es wird im Normalfall alles geschmeidiger und kontrollierter und der Schwimmer wird "kompletter".
Ich sehe nicht, dass der Wechsel der Atemseite grundsätzlich anders oder dramatischer wäre. Es geht "nur" um die Erweiterung und Verfeinerung eines bekannten Bewegungsablaufs. Versuch macht kluch.
Solange du nicht versuchst auf einen Tango einen Rumba zu tanzen
Gegen eine Erweiterung des Repertoires spricht natürlich grundsätzlich nichts. Kommt eben darauf an, wieviel Spass man dabei hat und wie viel Aufwand es ist.
M.
Zum Glück muss man bei Schwimmen nicht Dauerlächeln wie beim Tanzen....
Für manche wäre vermutlich der Umbau des Reaktors leichter
Auch wieder wahr.
Zitat:
Zitat von Matthias75
Solange du nicht versuchst auf einen Tango einen Rumba zu tanzen
Und selbst das kann sehr lehrreich sein. Apropos Tango, das ist der einzige Tanz, in dem ich meiner Gemahlin etwas voraus habe. Sie ist ein großes Bewegungstalent, beispielsweise habe ich ihr das Kraulen in weniger als einer Stunde ("mach mal etwas schneller, die Übung kann ich jetzt...") beigebracht, inklusive Dreieratmung. Sehr ernüchternd für mich, angesichts meiner jahrelangen Bemühungen. Nur beim Tango höre ich den Takt meist besser raus als sie.
Tanzen könnten wir mal wieder, schon ewig nicht mehr gemacht...
Zitat:
Zitat von Matthias75
Gegen eine Erweiterung des Repertoires spricht natürlich grundsätzlich nichts. Kommt eben darauf an, wieviel Spass man dabei hat und wie viel Aufwand es ist.
Ich glaube, das sind im vorliegenden Fall die Knackpunkte. Machbar wäre es meiner Meinung nach ohne Weiteres.
Zitat:
Zitat von Matthias75
Zum Glück muss man bei Schwimmen nicht Dauerlächeln wie beim Tanzen....
So weit, dass das eine Anforderung gewesen wäre, haben wir es nie gebracht. Der Tanzlehrer war schon froh wenn die Holde und ich nicht lautstark darüber gezankt haben, wer denn nun Schuld war, dass eine Schrittfolge gescheitert ist.
So weit, dass das eine Anforderung gewesen wäre, haben wir es nie gebracht. Der Tanzlehrer war schon froh wenn die Holde und ich nicht lautstark darüber gezankt haben, wer denn nun Schuld war, dass eine Schrittfolge gescheitert ist.
OT: Aber das ist doch nie die Frage: Als Frau schaut man den Mann vorwurfsvoll an und sagt dann so etwas wie: "Du musst schon richtig führen!"
OT: Aber das ist doch nie die Frage: Als Frau schaut man den Mann vorwurfsvoll an und sagt dann so etwas wie: "Du musst schon richtig führen!"
Das ist prinzipiell richtig, allerdings braucht es dafür eine Frau, die man nicht dauernd mit sanftem aber festem Griff wieder einfangen muss, weil sie am liebsten selbst das Heft in die Hand nehmen würde, da ihrer Meinung nach dem Partner die notwendige Fachkompetenz zum sicheren Führen fehlt. Irgendwann hatten sich die anderen – durchweg stillen und harmonisch kooperierenden¹ – Paare an unseren Redebedarf gewöhnt. Und mit der Zeit ging es dann zum Glück auch ohne Diskussionen auf der Tanzfläche ganz gut.
----- ¹ Dennoch oft nur mit mäßigem Erfolg, was die Ästhetik betrifft.