.. von deinem immer noch vorhandenen jugendlichen Optimismus werde ich mir immer mal wieder eine Scheibe abschneiden. Die Messer sind gewetzt...
Vielen Dank
Vom Optimismus ist allerdings trotz montäglichem Feiertag in "The Länd" gerade nicht viel übrig. Nächtliche Störungen; danach gedankenschwer schlaflos; die doofe Zeitumstellung; 2 Todesfälle unter Kollegen, darunter ein ganz lieber, mit dem ich fast 35 Jahre toll zusammenarbeiten durfte, kurz vor seiner Rente; neue Stolpersteine; vieles im kaum beeinflussbaren Wandel; Stampede
Immerhin habe ich erstmals seit über 2 Jahren außer den üblichen schon merkbaren Alters- oder eher minimalen MS-Nickligkeiten keine krassen Einschränkungen. Ich kann beide Arme schmerzfrei bewegen und selbst laufen klappt endlich wieder einigermassen.
Ein Relikt aus alter Zeit
So fühle ich mich mitunter. Für Ältere aufstehen und den Sitzplatz anbieten; freundlich grüßen; die Tür aufhalten und Fairplay steht notfalls über den Regeln.
Ist dies heute noch üblich? Bei vielen ja (mein Radhändler, viele Ehrenamtliche und und und), aber zu oft scheint dies zu bröckeln und immer mehr akzeptiert zu werden.
Kurzfristiger Gewinn steht über Kundenbindung. Und das Schlimme ist, wer so behandelt wurde, agiert vielleicht das nächste Mal ebenso. Nicht nur anonym im Internet, sondern ebenso vor Ort, kann man kaum noch jemanden trauen. Auch dieses Virus scheint sich auszubreiten
Ein Beispiel für diese Entwicklung, ich hoffe, ich habe es nicht schon einmal erzählt und habe noch die gleichen Erinnerungen, bei meinem Alter muss man langsam aufpassen .
Über 10 Jahre her, mein Vater will das Disc-Laufwerk seines ansonsten tadellos funktionierenden PCs reparieren lassen, bringt ihn zum Fachhändler vor Ort. Tage später, der Anruf. PC Schrott, könne abgeholt werden.
Bevor Ihr weiter lest, bitte kurz innehalten, was wäre jetzt Eure Erwartungshaltung an die Reaktion des Fachhändlers?
Jedenfalls bekommt mein Vater für Arbeitskosten (an einem kaputten PC!) eine Rechnung (ca. 100 Euro?) überreicht. Wenn er hier im Laden ein neues Gerät kaufen würde, könne die Rechnung storniert werden. Er müsse also nur noch den vollen Neupreis zahlen.
In der folgenden Diskussion ist es mir bisher zum einzigen Mal in meinem Leben in einem Geschäft passiert, dass ich nach und nach ebenso wie mein Kontrapart lauter wurde. Immerhin ohne Beleidigungen und sachlich, aber auch nicht nachgebend. Ich ärgerte mich zu arg, dass sie einen gutmüdigen knapp 80-jährigen nicht fair behandelten. Die Diskussion wurde immer heftiger, bis der Händler auf die Rechnung verzichtete.
Statt mit einem freundlichen Angebot (z.B. angemessener Nachlass ohne Rechnungsdrohung) einen langfristigen Kunden gewonnen zu haben, war nicht nur diese Geschäftsbeziehung beendet. Eine Mund-zu-Mund-Propaganda kann sowohl positiv als auch negativ wirken. Eigentlich schade, da mir ein Fachhändler vor Ort sonst diverse Mehrkosten allemal wert ist.
Vielen Dank
Vom Optimismus... Eine Mund-zu-Mund-Propaganda kann sowohl positiv als auch negativ wirken. Eigentlich schade, da mir ein Fachhändler vor Ort sonst diverse Mehrkosten allemal wert ist.
Stimmt, beliebter Vertriebsausbilderspruch: "ein zufriedener Kunde bringt dir maximal vier neue Kunden, ein unzufriedener Kunde aber, der vergrault Dir mindestens zwanzig potentielle Kunden."
Und das war schon 1987...
M., bleib im Training, optimistisch und erfreue Dich am Schönen im Leben!
Tom
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„Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt.„
Ich möchte das nicht gern so undifferenziert stehenlassen.
Erstens wandelt sich die Gesellschaft eben und davon abgesehen sind genau die nun diejenigen Senior/inn/en, die versäumt haben, der jungen Generation, ich sag mal ihren Kindern und Enkeln, die Höflichkeit, ihnen ihren Platz anzubieten/zu überlassen, beizubringen, zweitens stimmt sicherlich die Weisheit, dass ein unzufriedener Kunde mehr Leute mies einem gegenüber stimmen kann als ein zufriedener Kunde neue bringt, dennoch würde ich mal nicht am Stammtisch beifällig abnicken, weil ich von der anderen Seite des Verkaufstresens weiss, dass es Fälle gibt, in denen der Kunde einfach unrecht hat und ich auch als kulantestes Gegenüber nix für ihn tun kann.
Die Frage hier ist nur, ob und wie ers erkennt.
Nehmen wir die Chose mit dem Fitnessstudio;- ich wäre erstens nicht sicher, ob nu deswegen tatsächlich weniger Leute sich wo anmelden oder nicht auch andere in der Lage sind, die Situation anzuerkennen, dass man sich den Abschluss von Verträgen genau überlegen oder ne Nacht drüber schlafen sollte.
Ich hatte deinen Schilderungen nach nicht den Eindruck, dass das Fitnessstudio proaktiv deinem Neffen(?) den Vertrag aufgedrückt hat, sondern der den umgekehrt aus eigenem Antrieb, nur halt ohne ausreichend drüber nachgedacht zu haben, angeleiert hat.
Du kennst die Seite des Fitnessstudios nicht und weisst nicht, aus welchen Gründen die nicht in der Lage sind, kulant zu sein.
Ich hab mich früher in Läden mit vornehmlich älteren Chefs oft gewundert oder geärgert, wenn die irgendne Kundenansprache kurzerhand und vielleicht gar ohne den Kunden ausreden zu lassen, abgeschmettert haben.
Heute muss ich schwer mit mir kämpfen, nicht genauso zu handeln, wenn ich nach jahre-, eigentlich jahrzehntelanger Erfahrung sofort weiss, wohin die Reise geht und einfach nur ne halbe Stunde Diskussion dazwischen vermeiden will.
Es gibt Typen, die einfach beharrlich Unmögliches fordern oder einfach ihren Standpunkt bestätigt haben wollen, die Sachlage ändert sich aber nicht, egal ob ich ihm gleich sage, dass er Unrecht hat oder etwas nicht geht oder ers auch nach ewigen Diskussionen halt kapiert oder auch nicht.
Nur mir geht die Zeit, derweil Geld zu verdienen, ab und ich stell mich dann wegen so nem Typen abends länger rein und arbeite nach, was bis zum nächsten Tag fertig sein muss.
Also, das ist nicht immer so einfach, wie es dahingesagt ist.
Umgekehrt passierts aber auch unheimlich oft, dass Kunden grad mit Reklamationen schon auf Krawall gebürstet sind, rein aus Erfahrung, und dann erstmal grosse Augen machen, wenn man im berechtigten Fall ohne grosses Federlesens um-/austauscht oder repariert.
Das ist ein weites Feld und in keinem Fall zu pauschalisieren.
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Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.
So fühle ich mich mitunter. Für Ältere aufstehen und den Sitzplatz anbieten; freundlich grüßen; die Tür aufhalten und Fairplay steht notfalls über den Regeln.
Ist dies heute noch üblich? Bei vielen ja (mein Radhändler, viele Ehrenamtliche und und und), aber zu oft scheint dies zu bröckeln und immer mehr akzeptiert zu werden.
Kurzfristiger Gewinn steht über Kundenbindung. Und das Schlimme ist, wer so behandelt wurde, agiert vielleicht das nächste Mal ebenso. Nicht nur anonym im Internet, sondern ebenso vor Ort, kann man kaum noch jemanden trauen. Auch dieses Virus scheint sich auszubreiten [...]
Zitat:
Zitat von Tina
Ich fühle so mit dir. Es gibt eine gesellschaftliche Entwicklung, die ganz und gar nicht positiv zu sehen ist.
Das unterschreibe ich Wort für Wort. Vielleicht, weil ich zum "Alterspräsidium" des Forums gehöre? Weil mir selbst das eine oder andere sehr hart beigebracht wurde? Weil ich so oft mit meiner offenen und pos. Erwartungshaltung gegen eine Wand aus Desinteresse, mangelnder Empathie und Unfähigkeit gelaufen bin? Weil persönliches Vertrauen als absurde Dummheit missdeutet wurde??
Vielleicht spielt das irgendwo mit rein.
Aber ich will mich deshalb nicht abstempeln lassen als "sozialer Dinosaurier", als Teil einer aussterbenden Gattung, die sich den ändernden Zeiten nicht schnell genug anpassen kann.
Und ich finde es durchaus bemerkendwert, dass ich mit dir, Matthias, noch so ein "Fossil" in meinem sozialen Kontext weiß.
__________________ "Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern. Er hat die Kraft, zu inspirieren. Er hat die Kraft, Menschen zu vereinen, wie es sonst nur weniges kann. Sport kann Hoffnung erwecken, wo vorher nur Verzweiflung war." (Nelson Mandela)
Ich fühle so mit dir. Es gibt eine gesellschaftliche Entwicklung, die ganz und gar nicht positiv zu sehen ist.
Dankeschön
Zitat:
Zitat von DocTom
Stimmt, beliebter Vertriebsausbilderspruch: "ein zufriedener Kunde bringt dir maximal vier neue Kunden, ein unzufriedener Kunde aber, der vergrault Dir mindestens zwanzig potentielle Kunden."
Guter Spruch
Zitat:
Zitat von sybenwurz
..dass es Fälle gibt, in denen der Kunde einfach unrecht hat und ich auch als kulantestes Gegenüber nix für ihn tun kann.
Ja, da hast Du vollkomen recht , die Entwicklung "Geiz ist geil" kombiniert mit einem anfangs vernünftigen, aber später irgendwann überdrehten KVP-Anspruchsdenken ist ebenso bedenklich. Auch hier kenne ich genügend negative Beispiele.
Zitat:
Zitat von Foxi
Und ich finde es durchaus bemerkendwert, dass ich mit dir, Matthias, noch so ein "Fossil" in meinem sozialen Kontext weiß.
Wir verstehen uns
Mückenstich
Ich lerne es einfach nicht, das Aufgeben . Einerseits hätte ich mich ja raushalten können, ich war ja nicht direkt betroffen. Andererseits wollte ich helfen.
Letztlich war es wie bei einem Mückenstich. Eigentlich harmlos und doch nervig. Und je mehr man kratzt, weil man meint, es bringt Linderung, desto mehr juckt der Stich.
Am Sonntag schrieb ich noch einmal eine sehr höfliche Mail, blumig formuliert an den Fairplay-Gedanken appelierend, der letztlich über den Regeln schwebt. Gestern kam tatsächlich endlich eine Antwort. Kurz, erklärend, mit Bedauern ablehnend, aber auch mit einem erhofften Kompromissvorschlag.
Und, wie soll ich es jetzt sagen, ich bräuchte nun ein paar Ideen mit welchen Übungen man in der AK 55 in einem Fitnessstudio auf zwei Langdistanzen trainiert
Vertrag auf mich übertragen, Probetraining absolviert, machte wider Erwarten sogar Spaß. Mal sehen, ob ich es durchhalte.
Ich habe inzwischen zweimal im Studio trainiert und es gefällt mir ausgesprochen gut. Meine Möglichkeiten, so wie gestern früh um 7 Uhr an einem verregneten Samstag, sind jetzt deutlich erweitert. Den Muskelabbau im fortgeschrittenen Alter zu stoppen, ist vermutlich ebenso hilfreich.
Vielleicht ist es aber auch sinnbildlich. Anfangs war die Situation nach dem unüberlegten Vertragsabschluss arg verfahren. Jeder meinte Recht zu haben. Der eine rechtlich, der andere moralisch. Eine typische loose-loose Entwicklung.
Meine Vermittlungsversuche fruchteten anfangs weder in der einen noch anderen Richtung.
Mittlerweile durfte ich mit ähnlichen Herausforderungen Erfahrungen sammeln. Druck ausüben nützt dann selten. Da will kaum einer nachgeben, weil er befürchtet, sein Gesicht zu verlieren.
Wichtig ist dann zu überlegen, was jedem helfen würde und vor allem den ersten Schritt zu unternehmen. Die Brücken nicht durch unüberlegte Emotionen abzubrechen, sondern eine für alle zufriedenstellende Lösung aufzeigen. Klappte dann letztlich. Der junge Student hat seine Erfahrung im Vertragswesen gesammelt, noch dazu kostenneutral für ihn , das Fitnessstudio hat einen zufriedenen Kunden (mit Potential auf weitere durch positive Mund-zu-Mund-Propaganda) und ich hätte mein "Gute-Laune-Budget" für noch Unnützeres verwenden können.
Allerdings gebe ich auch Foxi Recht. Ich glaube ebenso zuerst einmal an das Gute im Menschen. Glaube, dass jeder wichtige Ziele höher einschätzt als persönliche Eitelkeiten. Leider wurde mir ebenfalls immer wieder einmal sinnbildlich in die Hand gebissen, die ich meinem potentiellen Partner entgegenstreckte.
Sehr schade und für mich kaum verständlich .
Bin ich dann dumm, wenn ich es bei anderen Menschen oder bei anderer Gelegenheit sogar beim Gleichen doch wieder probiere?
Vielleicht. Und doch kann ich nicht anders. Wenn ich es nicht wenigstens versuche, würde ich mich selbst in Frage stellen. Sowohl in meinem moralischen Anspruch, als auch in meinem Glauben bestimmte Ziele erreichen zu können.
Das möchte ich (noch) nicht aufgeben.
Dachte ich mir noch, als ich die letzten, doch etwas wagemutigen, Zeilen schrieb. Und kassierte prompt die Quittung . Ob das Krafttraining trotz Zurückhaltung doch etwas zu intensiv war, die Zugluft anderenorts zu kalt, der Lauf zu lang, die familiären Viren zu mannigfaltig oder eben nur eine Kombination aus allem? Jedenfalls sah ich das Unheil schon beim sonntäglichen Schwimmen nahen. Ohne wirkliche Anzeichen, mehr instinktiv, nahm ich das Tempo raus, verzichtete auf die finalen Sprints. Aber es war nicht mehr aufzuhalten. Montagabend fing mein Hals richtig an zu kratzen, Schlucken nervig, an Schlaf nicht zu denken Selten, aber ich war bzw. bin platt und kränklich. Typisches Männergrippengefühl
Seit heute bin ich sicherheitshalber ins Home Office gewechselt, ich will ja niemanden anstecken, nicht einmal mit einer Erkältung oder einem potentiellen Racheninfekt.
Es sind dann diese Momente, wo man richtig merkt, wie toll es ist, sonst fit und gesund zu sein .
Ein echtes Geschenk, dass man über sonstigem Ärger mitunter nicht genügend wertschätzt.
Ich bewundere speziell die vorbildlichen Mamas und Andere, die dann trotzdem noch alles regeln . Ich hoffe, bald wieder über sportliche Themen berichten zu können.