Es ist in anderen Ländern weniger offensichtlich, aber ein System aus Steuern, Abgaben und Subventionen ist doch auch nichts anderes als lenkende Eingriffe eines Staates. Was man fördern will wird subventioniert, was man weniger haben will wird höher besteuert. Große Teile der Infrastruktur wie Straßen gehören dem Staat, vielfach auch nicht gerade kleine Unternehmensanteile (VW, Telekom z.B. in D). Teilbesitz ist also auch gegeben.
Die Art und Weise sowie die Methoden sind je nach Staat deutlich unterschiedlich, aber die grundlegende Form?
Nein. Im Kapitalismus geht es um die klassischen Interessenkonflikte, -kämpfe, die eben durch den Staat und das politische System vermittelt werden. So mussten die Fabrikarbeiter im 19. Jahrhundert noch bis zu 16 Stunden arbeiten.
Mein Tipp, dem niemand folgen muss, um sich dem Thema zu nähern:
Bei jedem wirklichen Problem versuchen das Argument zu widerlegen "Schuld an dem Problem ist das Privateigentum (und dessen "magnetischer Ansammlung und Vermehrung" = Akkumulation) an den "Kapitalien": Geld, Boden, Natur(-ressourcen), Infrastruktur, Rechte."
ja, diese Begriffe erklären die weltweite Dynamik des Kapitalismus sehr gut, finde ich.
Als deutlichen Kontrast zu Rahel Jaeggi möchte ich ein Interview mit dem bekannten Prof. Jean Ziegler von der Sorbonne, Soziologe, Globalisierungskritiker und über viele Jahre für die Welthungerhilfe der UNO tätig, verlinken. Ziegler ist mittlerweile 85 Jahre alt.....
Ich habe das Büchlein von ihm vor einiger Zeit gelesen. Es ist ein guter Einstieg.
Z.Zt. lese ich "Gute Ökonomie für harte Zeiten: Sechs Überlebensfragen und wie wir sie besser lösen können" zweier Nobelpreisträger. Ebenso für Jedermann geschrieben.
Auf die negativen Seiten und unglaublichen Auswüchse des Kapitalimus und einer schwachen Politik hinzuweisen ist längst etabliert und man muss auch keine Angst mehr haben, in eine falsche Ecke gestellt zu werden, wie ich am vergangen Samstag mal wieder bei einer Geburtstagsfeier unter Stuttgarter "Mittelklasseleuten" feststellen konnte. Noch vor wenigen Jahren hätte ich von meiner lieben Frau unterm Tisch einen warnenden Tritt ans Schienbein bekommen und von anderen Gästen betretenes Schweigen geerntet. Mittlerweile entstehen meist fruchtbare und offene Diksussionen.
Kapitalismus ist nicht das Problem sonder die Lösung von Rainer Zitelmann
Falls er für noch weniger Einfluss des Staates plädiert, so wie ich das in ein paar Rezesionen herauslesen kann, dann halte ich diese Denkweise mittlerweile für längst überholt. Dass es der Markt richtet, ist wörtlich zu nehmen.
Kapitalismus ist nicht das Problem sonder die Lösung von Rainer Zitelmann
Aus dem Klappentext:
"Der Markt hat versagt, wir brauchen mehr Staat – das behaupten insbesondere seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren Politik, Medien und Intellektuelle. Rainer Zitelmann, mehrfacher Bestsellerautor, vertritt die Gegenthese: Mehr Kapitalismus tut den Menschen gut.
Zitelmann findet Belege für seine These in Afrika, Asien, Europa sowie Nord- und Südamerika. Er vergleicht die Entwicklung in Ost- und Westdeutschland und in Nord- und Südkorea nach dem Zweiten Weltkrieg, im kapitalistischen Chile ....."
Ich habe das Buch nicht gelesen, aber zahlreiche Menschen in Chile scheinen den aktuellen Protesten nach zu schliessen, nicht die Meinung des Autors zu teilen. Das Land musste wegen der Proteste gegen die Regierungspolitik auch die Weltklimakonferenz 2019 absagen.
Ich fände es ziemlich zynisch, gerade Chile, wo die USA mit einem Militärputsch blutig den sozialistischen Präsidenten Allende und die Regierung wegputschte, Tausende Menschen umbrachte, folterte oder ins Exil trieb, um einen asozialen neoliberalen Raubtierkapitalismsu zu installieren, als positives Modell für eine wirtschaftliche und sozialpolitische Entwicklung in Lateinamerika zu nehmen.
"Die Netzwerke der Macht in Chile sind zwar eng gestrickt, komplex und werden verheimlicht. Das hinderte die Publizistin und Trägerin des Nationalpreises für Journalismus, María Olivia Mönckeberg, nicht daran, sie zu entschlüsseln und ihr Vorgehen als Modus Operandi und Logik des seit über 40 Jahren herrschenden neoliberalen Systems zu erklären. Ihr im Jahr 2001 erschienenes und 2015 von Random House (Bertelsmann) als Taschenbuch neu herausgegebenes Forschungswerk “El Saqueo” (Die Plünderung – siehe Buchcover) rekonstruiert, wie unter dem Druck der Chicago Boys gegen Ende der Pinochet-Diktatur mindestens 37 große, staatseigene Unternehmen privatisiert, zu Preisen weit unter dem Marktwert gekauft wurden und – vornehm, akademisch ausgedrückt – Ausgangspunkt der “ursprünglichen Akkumulation” von Chiles Eliten bilden.
Nach Schätzungen des Forschungsinstituts für städtische Marginalität der Katholischen Universität Chile summierten sich diese dubiosen Geschäfte auf nicht weniger als 23,3 Milliarden US-Dollar. Ein Schaden am chilenischen Staat und seinen Bürgern – die mit ihren Steuerzahlungen den Aufbau dieser Betriebe jahrzehntelang finanziert hatten – den die mehrfache Autorin und heutige Hochschulprofessorin nicht zu Unrecht als skrupellose Plünderung bezeichnet."
Mein Tipp, dem niemand folgen muss, um sich dem Thema zu nähern:
Bei jedem wirklichen Problem versuchen das Argument zu widerlegen "Schuld an dem Problem ist das Privateigentum (und dessen "magnetischer Ansammlung und Vermehrung" = Akkumulation) an den "Kapitalien": Geld, Boden, Natur(-ressourcen), Infrastruktur, Rechte."
Ich bin unsicher, ob ich den letzten Satz so verstehe, wie er gemeint ist.
So deute ich ihn:
Sehr viele schwerwiegende Probleme werden dadurch begünstigt, dass es Privateigentum gibt in Bezug auf Geld, Boden, Natur(-ressourcen), Infrastruktur und Sonderrechte für Einzelne und die Eigentümer bestrebt sind mit dessen Hilfe ihr Eigentum immer mehr zu vermehren.