Ach du dicke Schwalbe, ich wollte dich keinesfalls nötigen, dich erklären zu müssen.
Mir gings echt nur darum, einen so spiegelklaren Mechanismus, wie ich ihn in milderer Form häufiger aus irgendwelchen Beiträgen lese, offensichtlich zu machen, weil er dazu ne totale Steilvorlage war.
Prinzipiell hab ich auch nix gegen Conti (wie so vieles) einzuwenden, nur weil ich es persönlich ablehne. Da muss man hin und wieder Beruf und Hobby/Freizeit trennen, auch wenn manche hier und anderswo das nicht erkennen und abzeptieren wollen.
Die Erfahrungen im Einzelhandel kann ich dagegen (wie ebenfalls viele andere hier auch) ganz gut nachvollziehen, würde allerdings auch hier mal ein klein wenig hinterfragen wollen.
Schwank aus meiner Jugend: der kleine Sybenwurz, grad 11 geworden, braucht endlich ein Fahrrad mit mehr als einem Gang, zur Kommunion gabs nämlich keins, wie das oft so üblich war.
Der Opa erbarmt sich und geht mitm Bub zum (einzigen) Händler im Ort.
Der hat ihm schon Jahrzehnte vorher als erstem im Ort das Hinterrad von der Rücktrittnabe auf ne Dreigangrücktrittnabe umgespeicht;- wer sonst hätte sowas auch machen oder können sollen, und irgendwohin fahren, auch wenn die nächste Stadt nichtmal 10km entfernt ist, kam damals eher nicht in die Tüte.
Wenns den passenden Laden vor Ort gibt, kauft man nicht in nem anderen.
Nun gabs also ne Rixe für den Knaben, die ihn jahre-, fast jahrzehntelang und durch halb Europa wie auch zu jeder anderen, ob passenden oder unpassenden Gelegenheit begleitet hat.
Ich frage mich heute noch, wo es den Laden schon ewig nimmer gibt, wieso 'musste' ich mit nem Bike der nahezu unbekannten Marke Rixe fahren, wo Kalkhoff doch die damals angesagten Knaller in die Schaufenster gestellt hat oder bestenfalls der Name 'Steinadler' als Marke auf nem ebenso schlicht im Lötkarussel zusammengebrutzelten Geröhr wenigstens was hermachte. Aber Rixe?
Sicher wars auch damals schon so, dass der nächste Kalkhoff-Händler froh war über jeden Meter, der zwischen ihm und dem (über-)nächsten Kalkhoff-Händler lag, denjenigen, die Steinadler führten (wenns nicht der Supermarkt war) gings mit dem nächsten Steinadler-Händler wahrscheinlich genauso.
Und mit Rixe ebenso. Kynast, Dürkopp, gut, die Kettler Aluräder musste man schon sehr mögen, aber egal.
Also, der Händler hat sich halt aus dem für ihn zur Verfügung stehenden Angebot das für ihn und seine Kunden relevanteste rausgesucht und komischerweise konnte ich über die langen Jahre, die ich den Hobel geschunden habe, nicht klagen, genaugenommen konnt ich nichtmal irgendwelche Unterschiede zum Material anderer Marken ausmachen, ebenso wie das einige Zeit später mit dem Superia, meinem ersten Rennrad der Fall war, und zwar ganz klar, obwohl die angesagten (deutschen) Schleudern beispielsweise den Namen Herkules trugen oder meine Kiste bisweilen auch den total geilen Scheiss mit dem Namen Colnago, Gianni Motta, Mercier oder so hinter sich liess.
Ich konnte auch gut damit leben, denn erstens, wie geschrieben, konnte ich keine wirklichen Unterschiede ausmachen, zweitens wars im Verein vollkommen normal, dass die verschiedenen Mitstreiter verschiedene Marken fuhren und drittens machte einem daher auch keiner sein Material madig.
Wennst ne verchromte Kettentrebe wolltest, mussteste halt mehr Geld in die Hand nehmen, oder für nen Rahmen mit so nem Knöpfchen am Sitzrohr, wo man bei ausgebautem Hinterrad die Kette draufhängen wolltest, auch, aber gefahren sind die Dinger alle.
Nur heute neigen wir irgendwie dazu, in nicht wahrnehmbaren Nuancen Entscheidungsgründe finden (oder anreichen lassen) zu wollen und lassen uns von der breiten (wie unbekannten) Öffentlichkeit, die uns zur Seite steht, die Meinung leichter überstülpen als selbst drüber nachzudenken, was wir brauchen oder wollen.
Oder, in deinem Falle jetzt von Reifen, kriegen.
Der Händler mit Schwalbe hat zumindest schonmal ne Vorentscheidung für die Marke getroffen.
Das ist zugegebenermassen n ganz heisses Thema weils nicht wie bei ner Fahrradmarke so richtig offensichtlich erscheint, dass man nicht alle Reifen verhökern kann.
Das ist preislich ein so sensibles Geschäft geworden, dass man sie entweder am besten gleich ganz weglässt (oder auf Wunsch und ohne grosse Lust, da kaum was zu verdienen ist, bestellt) und wenn nicht, sich für eine Marke entscheidet.
Ist übrigens bei Autoreifen ähnlich, dass sich der Reifentandler mehr oder weniger an eine Marke bindet, die er dann eben auch günstig anbieten kann, wenngleich der halt über irgendne Kette auch die anderen Puschen kriegt, die dann eben bei ihm im Preisvergleich nicht so gut dastehen.
Das funzt nur im Bikebusiness nicht so hundertpro, weil nicht alle Reifenmarken über jeden Grosshändler zu bekommen sind, zudem ists halt so, dass jede Pelle einer Marke, die man nicht für sich erkoren und damit die besten Preise ausgedealt hat, den Umsatz (mit dieser Marke, für die man sich entschieden hat) schwächen und damit die Preise in der nächsten Verhandlungsrunde wieder mieser ausfallen.
Unterm Strich betrifft das aber hauptsächlich die zwei bekannten, deutschen Reifenmarken und ich glaube nicht, dass man abseits sehr spezieller Spezialanforderungen mit einem der beiden ein Problem ins Haus und ans Bike holt.
Ausrutscher sind so oder so immer drin, siehe oben den Beitrag von Marte.
Weil, unterm Strich, vertraute ich der Empfehlung des Händlers, der die Puschen, die er verkauft, durchaus auch kennen dürfte, mehr, als irgendwelchen Zeitschriften.
Wer nämlich glaubt, dass letztere heutzutage noch nur vom Verkauf der Hefterln und den Kröten der darin geschalteten Werbung leben, irrt.
Ich habs mehrfach selbst und live miterlebt, wie irgendwelche Testdeals ausgehandelt, Offerten, ein bestimmtes Testergebnis zu erzielen, gemacht wurden und zuletzt vor wenigen Wochen selbst ein Angebot einer renommierten Plattform erhalten, uns in nem geplanten Vergleich und Marktübersicht, gegen entsprechenden Obulus (im mittleren vierstelligen Bereicht) natürlich, gegenüber den Mitbewerbern ein (zunächst nicht näher definiertes, aber sicherlich gegen zusätzliche Zahlung verbesserbares) gutes Standing zu verschaffen.
Wer diese Welt voller abgekarteter Spiele kennt, guckt in die Zeitschriften nur noch rein, um den Blutdruck in die Höhe zu treiben, lächelt über irgendwelche Awards wie Red Dot & Friends und verschafft sich am liebsten ein eigenes Bild.
Dumm ist nur, dass man mit diesem in der Vielfalt und Anonymität des Internets schwerlich punkten kann zwischen der Mehrheit, die wieder nur wiedergibt, was sie selbst irgendwo gelesen (oder bestenfalls deswegen selbst auch erfahren) hat.
So wie man problemlos Bestätigung fürn RaceKing finden wird, fände man sie auch für Alternativen, gleichermassen wie notfalls Negativerlebnisse damit.
Weil, mit denen hat mans, wie meine Position hier und an anderer Stelle oft verdeutlicht, einen wesentlich schwereren Stand als wenn man einfach ins gleiche Horn bläst wie die andern.
So, nu is auch die Sonne raus und ich kann meine Maxxis Ardent ein wenig im Modder umrühren lassen.
Ach ja, fast vergessen:
Zitat:
Zitat von ATom
Wenn ich darf, schreibe ich Dich bei meiner nächsten Frage per PN an. Vielleicht bist Du mein neuer Vertrauter. Von Dir habe ich schon viel Gutes und Überzeugendes gelesen was mein "Gefühl" angesprochen hat.
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Genau davon bitte ich Abstand zu nehmen, daher hab ich auch stets mein PN-Kasterl voll.
Ich kanns ja zeitlich meist einrichten, ne konträre Position zu verteidigen, bisweilen seh ichs auch gar nicht als notwendig an, aber in der Regel sind jedwelche Fragestellungen immer auch für alle anderen relevant, so dass ich im gegebenen Fall lieber ne differenzierte Stellung halte als hinterm Vorhang den Allwissenden zu spielen und damit meine Zeit zu verbringen...