Zitat:
Zitat von Helmut S
Das habe ich glatt übersehen. Hier bist du auch d'rauf reingefallen: Es geht nicht um das Bevormunden an sich. Im Gegenteil - selbstverständlich lässt man sich nicht bevormunden.
Es geht um das Gefühl(!) bevormundet zu werden. Natürlich lässt man sich das nicht gefallen und das muss aufhören, denn was bilden die sich denn da oben ein... die Reaktion mag dann ein Kreuz bei der AfD sein ("denen zeigen wir es mal").
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Ich möchte etwas zu bedenken geben. Die Erklärung, dass hauptsächlich eine gefühlte und damit eher irrationale Bevormundung über den Eindruck "Verbotspartei" über das Wahlkreuz entscheidet, die mit rationalen Gegenargumenten nicht auflösbar ist, mag sicher auch zutreffen. Ich würde ergänzen wollen, dass dieser Eindruck entsteht, wie Wähler die politische Kernkompetenz der Parteien wahrnehmen und dass eben das Hauptpolitikfeld der Grünen (Ökologie / Wokeness) sowohl in der Wahrnehmung der Bürger wie objektiv mit staatlichen strafbewehrten Verboten / Regulierungen korrespondiert.
Kernkompetenz:
SPD: Soziales ----> soziale Gerechtigkeit
CDU: Innere Sicherheit, Wirtschaft ---> Schutz, Sicherheit, Wachstum
Grüne: Klima und Umwelt, Wokeness ---> Grün, Klima, Natur, Artenerhalt, Wokeness
FDP: Wirtschaft Mittelstand, früher Liberal ---> Freiheit, Mittelstand
PdL: Umverteilung ----> soziale Gerechtigkeit
AFD: National, gegen Einwanderung, Ordnungspolitik, Protest ----> Deutsche Nation, Heimat, Schutz, Sicherheit.
Würde man die Werbung der Parteien und die Satire darauf analysieren, symbolisieren sie in Bildern solche Begriffe, die der Wähler sofort erkennen kann.
Den Klima- und Naturschutz erleben jetzt die meisten Bürger individuell als Verbote und / halt als Verteuerung, egal wie sie inhaltlich dazu stehen. "Verbrenneraus", "Öl- u. Gasheizung (r)aus", "Atom aus", "Kohle aus", "Tempolimit", X-Regelungen u. Verbote, lokal oder landesweit, egal ob Hundeverordnungen u. umfangreiche Hundeverbote (z.B. gesamter Schlachtensee in Berlin gegen die CDU), das Verbrennen von Schnittmaterial im Garten, das Verbot von Heckenschneiden von Frühjahr-Herbst usf. . Auch wenn meistens andere Parteien jeweils in Koalitionen noch mitstimmen bei den neuen Gesetzen, die Initiative liegt im Bereich Klima, Umwelt bei den Grünen.
Wokeness: Ähnlich hier. Ein konkretes Beispiel: Die Umbenennung von Strassen in Berlin wie z.B.
die sehr bekannte Mohrenstrasse in Berlin-Mitte mit vielen historischen Gebäuden und Aufenthalten berühmter Personen. Die Initiative kommt von den Grünen u. der PdL, wenngleich am Ende noch die SPD für die Umbenennung mitstimmt gegen die Mehrheit der Anwohner und Klagen vor Gericht.
Die Klage von Anwohnern ist gescheitert: Die Mohrenstraße in Berlin-Mitte darf umbenannt werden. Das hat das Verwaltungsgericht entschieden. Historische und politische Gründe haben laut der Richter bei der Entscheidung keine Rolle gespielt.
Also: Macht es Euch nicht zu leicht, als grüne Wähler und Politiker, indem ihr das Image "grüne Verbotspartei" allein den politischen Konkurrenten oder missliebigen Medien zuschiebt. Schaut die CDU an: Sie hat es geschafft, ihre Kernkompetenz "Ordnungspolitik" (wo auch keine Gelder verteilt und strafbewehrte Vorschriften erlassen werden ) in der Werbung mit den positiven Begriffen "Schutz" und "Sicherheit" zu verknüpfen statt mit "Repression", "Abbau demokratischer Rechte", "Verboten". Ähnliche Ideen braucht es in der Werbung für die Ökologie und Wokeness (z.B. die Respekt- und Toleranzwerbung im Sport berücksichtigt das.).
Ps.
Der lesenswerte Roman von Julie Zeh und Simon Urban: Zwischen Welten", thematisiert diese Themen inform eines Mail- und SMS-Austausches zwischen einem Hamburger Journalisten einer grossen Zeitung und einer Biobäuerin aus einem Dorf.