Und wo zieht man die Grenzen, dass Athleten mit Sondergenehmigung nicht starten dürften? Olympische Spiele? IM WM? Berlin Marathon? Silvesterlauf Buxtehude?
Was ist mit Altersklassenathleten?
(Nicht das ich zum ein oder anderen tendiere, möchte nur einen Aspekt in die Diskussion bringen)
Ich bleibe dabei: Ich muss nicht einverstanden mit den Regeln sein, aber wenn sich jemand im Rahmen der Regeln bewegt, ist das zunächst mal okay
Ich hatte bereits die Bedingungen für die Erteilung von TUEs zitiert.
Hier noch mal:
"(a) Der Athlet würde eine erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigung erfahren,
wenn ihm die Verbotene Substanz oder die Verbotene Methode bei der Behandlung
einer akuten oder chronischen Krankheit vorenthalten würde;
(b) der medizinische Gebrauch einer Verbotenen Substanz oder einer Verbotenen
Methode bewirkt höchstwahrscheinlich keine zusätzliche Leistungssteigerung,
außer der zu erwartenden Rückkehr zum normalen Gesundheitszustand, wie er
nach Behandlung einer ärztlich festgestellten Krankheit zu erwarten wäre;
(c) es besteht keine angemessene medizinische Alternative zum Gebrauch der Verbotenen Substanz oder Verbotenen Methode"
ALLE Bedingungen müssen erfüllt sein.
Wenn eine dieser Bedingungen nicht erfüllt ist, und trotzdem eine TUE erteilt wurde, kann man m.E. nicht davon sprechen, dass sich alles im Rahmen der Regeln bewegt.
Und bei den diskutierten Fällen, insbesondere Wiggins, geht es ja u.a. darum, dass die injizierten Corticoide im Widerspruch zu (b) ganz klar eine stark leistungssteigernde Wirkung hatten.
Ob die beiden anderen Bedingungen erfüllt waren, erscheint mir auch extrem fraglich. Eine von vielen Merkwürdigkeiten ist, dass die behaupteten Allergien immer pünktlich kurz vor den großen Rundfahrten auftraten.
Ich finde, Doping per TUE könnte man sogar als schlimmer als verstecktes Doping einstufen, da das Risiko der Entdeckung Bestrafung wegfällt (oder bisher wegfiel).
Ich hatte bereits die Bedingungen für die Erteilung von TUEs zitiert.
Hier noch mal:
"(a) Der Athlet würde eine erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigung erfahren,
wenn ihm die Verbotene Substanz oder die Verbotene Methode bei der Behandlung
einer akuten oder chronischen Krankheit vorenthalten würde;
(b) der medizinische Gebrauch einer Verbotenen Substanz oder einer Verbotenen
Methode bewirkt höchstwahrscheinlich keine zusätzliche Leistungssteigerung,
außer der zu erwartenden Rückkehr zum normalen Gesundheitszustand, wie er
nach Behandlung einer ärztlich festgestellten Krankheit zu erwarten wäre;
(c) es besteht keine angemessene medizinische Alternative zum Gebrauch der Verbotenen Substanz oder Verbotenen Methode"
ALLE Bedingungen müssen erfüllt sein.
Wenn eine dieser Bedingungen nicht erfüllt ist, und trotzdem eine TUE erteilt wurde, kann man m.E. nicht davon sprechen, dass sich alles im Rahmen der Regeln bewegt.
Und bei den diskutierten Fällen, insbesondere Wiggins, geht es ja u.a. darum, dass die injizierten Corticoide im Widerspruch zu (b) ganz klar eine stark leistungssteigernde Wirkung hatten.
Ob die beiden anderen Bedingungen erfüllt waren, erscheint mir auch extrem fraglich. Eine von vielen Merkwürdigkeiten ist, dass die behaupteten Allergien immer pünktlich kurz vor den großen Rundfahrten auftraten.
Ich finde, Doping per TUE könnte man sogar als schlimmer als verstecktes Doping einstufen, da das Risiko der Entdeckung Bestrafung wegfällt (oder bisher wegfiel).
Und weitaus mehr, aber weitaus weniger diplomatisch formulierte Infos dort: Fuck the hypocrisy
Du hast meiner Meinung nach völlig Recht mit Deinen Einwänden gegen die fragwürdigen TUEs. Aber auch das ändert doch nichts daran, dass die betroffenen Sportler eben eine bekommen haben. Für den Sportler ist die Regel klar: hab ich eine TUE für irgendwas, dann darf ich das nehmen.
Ob diese TUE zu Recht erteilt wurde, ist eine Frage, die man an die ausstellenden Institutionen stellen muss. Wie gesagt, da bin ich völlig bei Dir: Mir gefällt das gar nicht, wie damit umgegangen wird und dass offenbar viele viel problematischere TUEs ausgestellt werden, als man (=zumindest ich) bisher wusste. Da muss man aber die Aussteller fragen, was ihnen da eingefallen ist.
Wenn Du einen Steuerernachlass vom Finanzamt bekommst, darfst Du Dich auch darauf berufen und verlassen. Und wenn jemand findet, der Steuernachlass sei unfair, dann muss er sich beim Finanzamt beschweren und nicht bei Dir.
Wenn Du einen Steuerernachlass vom Finanzamt bekommst, darfst Du Dich auch darauf berufen und verlassen. Und wenn jemand findet, der Steuernachlass sei unfair, dann muss er sich beim Finanzamt beschweren und nicht bei Dir.
Das klingt gut, wenn man die Verantwortung so eindeutig lokalisieren kann. Vor allem von sich weg.
Aber: Ohne Antrag auf TUE und ohne Antrag auf Steuernachlass, kein Entscheid der Behörde. Damit ist die Verantwortung auch weiter, mindestens teilweise beim Beantragenden.
Das klingt gut, wenn man die Verantwortung so eindeutig lokalisieren kann. Vor allem von sich weg.
Aber: Ohne Antrag auf TUE und ohne Antrag auf Steuernachlass, kein Entscheid der Behörde. Damit ist die Verantwortung auch weiter, mindestens teilweise beim Beantragenden.
Zitat:
Zitat von FinP
Zumal hier ja implizit mitschwingt, dass ganz viele Anträge eben auf unzutreffenden Diagnosen beruhen.
Ist wie bei den Leuten, die Kindergeld für nicht existierenden Nachwuchs beantragen (und bewilligt bekommen).
Da habt ihr natürlich auch Recht, aber nur, wenn ihr den Begriff "Verantwortung" mit schwammiger Bedeutung in die Diskussion einführt. Die "Verantwortung" für die TUE liegt rechtlich beim Aussteller, der sie hergibt. Jeder kann kommen und sagen: ich will eine TUE. Der Aussteller hat dann hoffentlich die Fakten geprüft und festgestellt, dass dem Athleten eine TUE zusteht. Wenn der Athlet zuvor falsche oder unglaubwürdige Angaben gemacht hat, kriegt er halt keine.
Natürlich ist der Athlet für eventuell falsche Angaben verantwortlich, aber das ist doch eine andere Dimension des Begriffs "Verantwortung", wenn man so will eine Art "moralische" Dimension im Sinne von "du sollst nicht lügen". Kein Athlet kann sich selbst eine TUE ausstellen.
Jedes Regelsystem kann nur so lange funktionieren, so lange es allgemein anerkannt wird. Und wenn jetzt herauskommt, dass die bestehenden Regeln missbraucht oder nicht genau genug geprüft werden, dann muss man den Missbrauch abstellen und genauer prüfen und eventuell die Regeln ändern.
Aber ich will die Diskussion nicht endlos im Kreis drehen. Ich glaube, insgesamt besteht hier ohnehin weitgehend Übereinstimmung darüber, dass bei den TUEs offenbar einiges schief läuft und strenger geregelt gehört.
Die "Verantwortung" für die TUE liegt rechtlich beim Aussteller, der sie hergibt. Jeder kann kommen und sagen: ich will eine TUE. Der Aussteller hat dann hoffentlich die Fakten geprüft und festgestellt, dass dem Athleten eine TUE zusteht. Wenn der Athlet zuvor falsche oder unglaubwürdige Angaben gemacht hat, kriegt er halt keine.
Wenn Du morgen zu Deinem Hausarzt gehst und ihm erzählst, dass Deine Kopfschmerzen nicht mehr aushaltbar sind, dann schreibt er Dir eine Arbeitsunfähigkeit bis Mittwoch. Hast Du Deinen Arbeitgeber damit nicht betrogen?
Wenn Du morgen zu Deinem Hausarzt gehst und ihm erzählst, dass Deine Kopfschmerzen nicht mehr aushaltbar sind, dann schreibt er Dir eine Arbeitsunfähigkeit bis Mittwoch. Hast Du Deinen Arbeitgeber damit nicht betrogen?
Ja, da hätte ich betrogen!
Aber was dann? Sagen wir dann: es betrügen ohnehin alle, also muss man gar nicht mehr zum Hausarzt, sondern kann eigentlich auch direkt den Arbeitgeber belügen?
Also auf das Dopingthema umgelegt: der angeblich kranke Supersportler muss gar keine TUE mehr beantragen, sondern es reicht, wenn er einfach behauptet, er brauche das Medikament?
Oder versuchen wir, das System so zu verbessern, dass es die Betrüger zumindest immer schwerer haben?