Doch schon. "Auf Krieg eingestimmt werden" klingt für mich nach einer aktiven, absichtlichen Vorgehensweise, wie z.B. vor dem ersten Weltkrieg. Pistorius fordert etwas ganz anderes. Er will sich auf äußere Bedrohungen vorbereiten und dafür sorgen, dass es eben möglichst nicht zum Krieg kommt.
Ich unterstelle ihm das auch nicht. Aber allein die Diskussion mit dir und anderen (also auch im Privaten), dass wir also darüber reden, zeigt mir schon eine Gewöhnung an Krieg. Wir sollten über Frieden reden, reden aber dauernd über Krieg. Merkst du das nicht? Manchmal ist der Verlauf vielsagend
Ich unterstelle ihm das auch nicht. Aber allein die Diskussion mit dir und anderen (also auch im Privaten), dass wir also darüber reden, zeigt mir schon eine Gewöhnung an Krieg. Wir sollten über Frieden reden, reden aber dauernd über Krieg. Merkst du das nicht? Manchmal ist der Verlauf vielsagend
Das hat nichts mit Gewöhnung zu tun - eher mit einer rationalen Einschätzung der Lage. Es ist auch nicht wie vorm ersten Weltkrieg, wo ein Krieg "herbeigeredet" wurde, sondern eher wie 1940/41, wo bereits ein aggressiver Protagonist Nachbarländer mit einem Vernichtungskrieg überzogen hat - aktuell läuft das bereits auf zwei großen, und einem kleinen Schauplatz (Ukraine, Israel, BergKarabach). Darauf nicht mit entsprechender Vorbereitung zu reagieren und nur über Frieden zu reden wäre blauäugiges Appeasement.
Schon die alten Römer wußten: si vis pace, para bellum. Das heißt zwar nicht, daß man sich nicht um Frieden bemühen soll, aber in einer solchen Konstellation hat auch in Friedensverhandlungen nur dessen Stimme ein Gewicht, der diese Stimme auch mit Waffen/Verteidigungsbereitschaft überzeugend stützen kann.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Wenn es Dich oder andere interessiert, hier habe ich eine Ausarbeitung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages von 2006 gefunden. In 5.2 werden die Flüchtlingscamps im Gazastreifen behandelt. 2006 waren dort 473 000 Menschen registriert, also ca. 1/4, was bei ca. 2 Millionen Einwohner, ca. 25 % der Bevölkerung sind.
In einer anderen Quelle las ich von 900.000, aber egal, es geht mir ums Prinzip.
Zitat:
Zitat von qbz
Es gibt die Camps überall in allen Nachbarländern Israels.
Das ist noch aus der Logik dieser Ländern nachvollziehbar, da diese Länder die Flüchtlinge auf keinen Fall aufnehmen wollen, sondern diese als Druckmittel gegen Israel aufrechterhalten.
Aber mir geht es nur um die Camps in Gaza selbst. Das ist endgültig so, als wenn die Sudetendeutschen noch 1960 in getrennten Lagern in Deutschland hätten leben müssen, abgetrennt von der einheimischen Bevölkerung, ohne Integrationsziel. Oder gibt es doch kein einheitliches palästinensisches Volk, und die Bewohner von Gaza sehen diese Flüchtlinge genauso als Fremdlinge an, wie alle anderen Staaten? Was macht dann den anvisierten palästinensischen Staat aus? Und wenn sich doch alle zusammengehörig fühlen - wieso lassen sich Hunderttausende dann vom Rest der Bevölkerung so trennen, ohne dagegen aufzubegehren?
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Das hat nichts mit Gewöhnung zu tun - eher mit einer rationalen Einschätzung der Lage. Es ist auch nicht wie vorm ersten Weltkrieg, wo ein Krieg "herbeigeredet" wurde, sondern eher wie 1940/41, wo bereits ein aggressiver Protagonist Nachbarländer mit einem Vernichtungskrieg überzogen hat - aktuell läuft das bereits auf zwei großen, und einem kleinen Schauplatz (Ukraine, Israel, BergKarabach). Darauf nicht mit entsprechender Vorbereitung zu reagieren und nur über Frieden zu reden wäre blauäugiges Appeasement.
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Ja, ich kenne natürlich diese Meinung. Erst am Freitagabend habe ich das Thema im Freundeskreis dsikutiert und da wurde mir eben genau das gesagt, was du schreibst.
Ich sehe das etwas kritischer. Ich vermisse politische Führer wie Brandt oder Schmidt oder gar Kohl. Gemäßigte Reden. Reihum wird über Krieg geredet. Fehlt nur noch Taiwain oder Nordkorea. Und dann?
Ja, ich kenne natürlich diese Meinung. Erst am Freitagabend habe ich das Thema im Freundeskreis dsikutiert und da wurde mir eben genau das gesagt, was du schreibst.
Ich sehe das etwas kritischer. Ich vermisse politische Führer wie Brandt oder Schmidt oder gar Kohl. Gemäßigte Reden. Reihum wird über Krieg geredet. Fehlt nur noch Taiwain oder Nordkorea. Und dann?
Zwei Fragen, keko#:
1. was genau würden gemäßigte Reden eine*r politischen Führer*in wie Brandt oder Schmidt oder Kohl ändern?
2. denkst du nicht auch, dass z.B. Habeck ein feines Gespür für Worte hat? Wir wissen beide, dass er ein rotes Tuch für viele ist und ihm täglich in social media der Tod gewünscht wird?
1. was genau würden gemäßigte Reden eine*r politischen Führer*in wie Brandt oder Schmidt oder Kohl ändern?
Gesten und Worte können viel bewirken. Man kann sich schon mal hart auseinandersetzen, aber man muss sich möglichst schnell wieder die Hand reichen. Das sind für mich Basics.
Brandt, Kohl und Schmidt hatten eigene Kriegserfahrungen, ebenso ihre Partner aus Frankreich. Ich schaue mir gerne mal alte Beiträge auf Youtube an. Vergleiche mal die Reden der oben genannten Politiker mit dem, was heute gesagt wird. BK Scholz liest meist von Blättern ab, das würde ich mir sofort auch zutrauen.
Zitat:
Zitat von El Stupido
2. denkst du nicht auch, dass z.B. Habeck ein feines Gespür für Worte hat? Wir wissen beide, dass er ein rotes Tuch für viele ist und ihm täglich in social media der Tod gewünscht wird?
Ich versehe nicht, was Minister Habeck damit zu tun hat.
Ich sehe das etwas kritischer. Ich vermisse politische Führer wie Brandt oder Schmidt oder gar Kohl. Gemäßigte Reden. Reihum wird über Krieg geredet.
Echt? Wir hatten doch gerade 16 Jahre Merkel, die kräftig mit ihren russischen Freunden geschmust hat. Da war gar nicht die Rede vom Krieg, selbst als dieser schon ausgebrochen war (Georgien, Ost-Ukraine, Krim etc.). Hat halt nur dazu geführt, dass sich entsprechende Aggressoren bestärkt gefühlt haben. Ich bin schon froh, dass sich diese Politik geändert hat.
Wir können uns eben nicht darauf verlassen, dass alle so friedliebend sind wie wir. Leider.
Aber mir geht es nur um die Camps in Gaza selbst. Das ist endgültig so, als wenn die Sudetendeutschen noch 1960 in getrennten Lagern in Deutschland hätten leben müssen, abgetrennt von der einheimischen Bevölkerung, ohne Integrationsziel. Oder gibt es doch kein einheitliches palästinensisches Volk, und die Bewohner von Gaza sehen diese Flüchtlinge genauso als Fremdlinge an, wie alle anderen Staaten? Was macht dann den anvisierten palästinensischen Staat aus? Und wenn sich doch alle zusammengehörig fühlen - wieso lassen sich Hunderttausende dann vom Rest der Bevölkerung so trennen, ohne dagegen aufzubegehren?
Schau Dir mal die Fläche des Gazastreifens und die dazugehörige Landschaft an. Dann rechne mal kurz nach, was für eine Bevölkerungsdichte Du hier in einem akut gefährdeten Kriegsgebiet hast. Im aktuellen Umfeld ist das Leben auch ohne Zuzug kaum zu bewerkstelligen.
Übrigens finde ich folgenden Beitrag von Michael Lüders sehr aufschlussreich:
Ist etwas lang, daher habe ich ihn gestern auf der Rolle gehört. Aber umso aufschlussreicher. Vor allem die Situation der Palästinenser vor Ort und deren Rechtsstand war mir so nicht bewusst. Auch die Gründe für den großen Rückhalt der Hamas kann man dann nachvollziehen. Und dieser hat nicht viel mit Judenhass zu tun. Ich schreibe das bewusst auch konkret an Dich, weil Du diesen Konflikt digital in gut und böse unterteilst. Ich stimme Dir in Bezug auf den Angriff der Hamas uneingeschränkt zu. In Bezug auf die Gründe weniger. Und mit Blick auf mögliche Konfliktauswege könnte diese Denke ein echtes Hindernis sein
Geändert von Genussläufer (30.10.2023 um 10:01 Uhr).