Was darf man sich unter einem empirischen Weg zur theoretischen Rechtfertigung des christlichen Glaubens vorstellen?
Empiristisch - soll heißen: Als Quelle der Erkenntnis wird ausschließlich(!) die sinnliche Wahrnehmung anerkannt. Das war zu keiner Zeit die Position einer christlichen Kirche, daher verstehe ich auch die Aufregung nicht.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
...dass Gott sichtbare, nachprüfbare Zeichen seiner Existenz in die Welt gesetzt hätte. Augustinus war davon überzeugt. Für ihn war die Ausbreitung der katholischen Kirche über die gesamte Welt ein solcher empirischer Beweis...
Die Ausbreitung der katholischen Kirche ist eine empirische Tatsache. Daß diese ein Zeichen für die Existenz Gottes sei, ist selbst nicht empirisch nachprüfbar, sondern von außen betrachtet die eigene Zutat (Interpretation) des Gläubigen bzw. der Kirche.
Diese Unsicherheit, welchen Weg die Kirche einschlägt, wäre sofort ausgeräumt, wenn Du endlich einen Link anbieten würdest zu einem aktuellen und offiziellen Dokument der zwei Amtskirchen...
„Ich möchte nur bekräftigen, daß die Wirklichkeit und die Wahrheit das Tatsächliche und Empirische übersteigen.“
„Was die biblischen Texte und besonders die Evangelien betrifft, so reduziert sich ihre Wahrheit sicher nicht auf die Erzählung einfacher historischer Geschehnisse oder auf die Enthüllung neutraler Fakten, wie es der historizistische Positivismus gern hätte. 111 Im Gegenteil, diese Texte berichten von Ereignissen, deren Wahrheit jenseits des gewöhnlichen geschichtlichen Geschehens liegt...“
danke für den Link, der für Menschen, welche sich intensiv mit der RKK beschäftigen, bestimmt sehr interessant und relevant sein mag.
"Jede von der Kirche angestellte Reflexion erfolgt auf der Grundlage des Bewußtseins, Verwahrerin einer Botschaft zu sein, die ihren Ursprung in Gott selbst hat (vgl. 2 Kor 4, 1-2). Die Erkenntnis, die sie dem Menschen anbietet, rührt nicht aus ihrem eigenen Nachdenken her, und wäre es noch so erhaben, sondern aus dem gläubigen Hören des Wortes Gottes (vgl. 1 Thess 2, 13). "
Wer nachdenkt: "cogito, ergo sum", käme vielleicht stattdessen auf diese Idee:
Menschen hören nicht Gottes Wort, sondern allein ihre eigenen, menschlichen Gedanken, projiziert auf ein veräusserlichtes, eingebildetes Subjekt.
Also: Nachdenken oder Glauben. (fides aut ratio)
Ps: Wer aus dem Forum hält es für wahre Ereignisse, dass Papst Paul II nach seinem Tod als Toter eine Frau von Parkinson und eine Frau von einem Anyrisma gehelit hat, und wer hält es für erfundene Geschichten? Dafür wurde Papst Paul II heilig gesprochen.
„Ich möchte nur bekräftigen, daß die Wirklichkeit und die Wahrheit das Tatsächliche und Empirische übersteigen.“
„Was die biblischen Texte und besonders die Evangelien betrifft, so reduziert sich ihre Wahrheit sicher nicht auf die Erzählung einfacher historischer Geschehnisse oder auf die Enthüllung neutraler Fakten, wie es der historizistische Positivismus gern hätte. 111 Im Gegenteil, diese Texte berichten von Ereignissen, deren Wahrheit jenseits des gewöhnlichen geschichtlichen Geschehens liegt...“
aus: Fides et Ratio
Hallo Z., ist es ein Zufall, dass die Widerlegung Deiner These genau dort beginnt, wo Dein Zitat endet? Dass Du also genau jene Passage weggelassen hast, die dem Satz überhaupt erst einen Sinn gibt, und die Deine These widerlegt?
So geht der Satz weiter (die Kursivschrift steht so bereits im Dokument):
„...deren Wahrheit jenseits des gewöhnlichen geschichtlichen Geschehens liegt: sie liegt in ihrer Bedeutung in der und für die Heilsgeschichte.“
Es geht also um die „Heilsgeschichte“. Das ist ein theologischer Fachbegriff, der eine sehr präzise Bedeutung hat. Es geht darum, was Gott für das Heil des Menschen tut. Diese Heilsgeschichte ist mit der Bibel nicht abgeschlossen, sondern man vermutet, dass noch weitere Dinge folgen werden: etwa die Errichtung des Himmelreichs, oder der Eintritt des Menschen ins Jenseits, oder das ewige Leben, und so weiter.
Weil diese Heilsgeschichte nicht abgeschlossen ist, handelt es sich logischerweise nicht um Fakten oder um historische Begebenheiten. Der Papst sagt nun, dass man die Bibel deswegen nicht als historische Faktenquelle betrachten sollte, sondern dass es Aspekte gibt, die sich noch enthüllen müssen, die aber, obwohl sie in der Zukunft liegen, dennoch eine Wahrheit darstellen. (Beispielsweise ist es eine Wahrheit, dass ich sterben werde.)
Er betrachtet die Bibel also als einen Zeitstrahl, der zwar in der Gegenwart endet (das sind die Fakten), dessen Wahrheit jedoch in der Zukunft liegt, nämlich in dem, was Gott am Ende mit den Menschen vorhat. Man muss also versuchen, den Zeitstrahl komplett zu sehen, ihn also in die Zukunft zu verlängern.
Die Heilsgeschichte bezieht sich immer auf das konkrete Schicksal der Menschen. Es geht hier um nichts anderes als die Verküpfung mit dem menschlichen Leben; also eine Brücke zwischen den Texten und dem konkreten Schicksal der Menschen in der Zukunft.
Das beweist erneut, dass der Glaube und die Bibel nicht in einer getrennten philosophischen Blase verstanden werden, sondern ganz konkret mit dem Menschen verknüpft sind.
"[...]Die Erkenntnis, die sie dem Menschen anbietet, rührt nicht aus ihrem eigenen Nachdenken her, und wäre es noch so erhaben, sondern aus dem gläubigen Hören des Wortes Gottes (vgl. 1 Thess 2, 13). "
[...]
Also: Nachdenken oder Glauben. (fides aut ratio)
Ps: Wer aus dem Forum hält es für wahre Ereignisse, dass Papst Paul II nach seinem Tod als Toter eine Frau von Parkinson und eine Frau von einem Anyrisma gehelit hat, und wer hält es für erfundene Geschichten? Dafür wurde Papst Paul II heilig gesprochen.
Ich würde sagen, dass das nur glauben kann, wem das (Nach)denken sehr gründlich aberzogen wurde.- fides AUT ratio