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Zitat von Rhox
... unabhängig der preislichen Lage ... welche Variante würdet ihr favorisieren SRAM vs. Shimano? Gibt es Erfahrungswerte unter euch ? Empfehlungen ?
Meine Überzeugung ... einmal investieren - und da muss es für die nächsten Jahre auf jeden Fall ohne zicken passen ... und ganz wichtig - das Bike muss einfach Clean (ohne Kabelchen) ausgucken ... der Umstieg muss sich ja auch optisch rentieren
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Keine Kabel sichtbar -> SLX oder CFR ist angesagt. Ich sag mal - Geschmackssache, Force vs Ultegra Di2 12-speed geben sich nicht viel. Allerdings ist die Übersetzungslandschaft ne andere, da bei SRAM die Kassetten mit nem 10er beginnen, kannst also etwas kleinere Kettenblätter fahren, hinten gehen sie wahlweise auch größer als Shimano, gut fürn 1x-Setup mit mehr Bergtauglichkeit bzw wenn man möglichst lang auf dem großen fahren möchte (SRAM: Kassetten bis 10-36, Shimano: 11-34 Maximum). Der Unterschied von 10 zu 11 ist deutlich in der Region. Goldene Mitte wäre wohl die 10-33 SRAM-Kassette in Bezug auf feine Abstufungen vs Bergtauglichkeit/Bandbreite.
SRAM-Umwerfer sind hier und da gerne mal zickig bzw sehr justagekritisch - meiner funtioniert bislang perfekt ohne Abwürfe (entweder ein sehr guter Mechanikus bei Canyon hat das gebaut oder ich hab einfach Glück oder der Umwerfer "kann" gut mit dem Rahmen, keine Ahnung, Hauptsache es funzt). Bis zur 11-fach Shimano Di2 (hab ich am Rennrad (akt. R8070, vorher 6870) gelten die Umwerfer als einfach zu justieren und äußerst zuverlässig, ich hatte seit Di2-Upgrade in 2015 keinen einzigen Kettenabwurf.
Allerdings sieht man seit heuer im Pro-Peloton bei den Teams mit der neuen 12-fach Dura-Ace immer wieder absteigende Fahrer mit Kettenklemmer/-abwürfen (?), fiel insb. bei den frühen Rundfahrten wie Paris-Nizza/Tirreno-Adriatico, den Frühjahrsklassikern oder jetzt auch beim Giro auf. Früher war das soweit ich mich erinner viel seltender der Fall (legendär damals Wiggins bei Sky, der sein Rad frustriert solo anschob und es rollte eine Weile und lehnte sich dann an eine Felswand am rechten Straßenrand, als hätte es jemand dort abgestellt, wer kennt sie Szene noch?
). Jetzt wär die Frage, inwieweit diese Zuverlässigkeit beim Umwerfer beim Schritt von 11- zu 12-fach gelitten hat, indem Shimano das Ding wieder etwas abgewandelt hat - hier würden mich Praxisberichte interessieren.
Nachteile bei den Ultegra-Speedmäxen sind
- Batterie im Unterrohr verbaut, Ausbau aufwendig bzw bei Problemen mal Batterie abklemmen zwecks Reset, weil man schlecht rankommt, bei SRAM kein Thema.
- Umwerfer manuell schalten geht nicht, nur Vollsynchroshift. Wäre eine reine Programmiersache es wie SRAM zu machen, ein Patentschutz dürfte hier auf so einfache Schaltlogik ja wohl nicht bestehen (Software)??
- 4-Eier-Powermeter nur einseitig, für zweiseitig musst entweder die Originalkurbel zu 4iiii zum upgraden einschicken oder dir eine kaufen
- weniger Bandbreite als bei SRAM möglich (Kassetten gibbet nur 11-30 u 11-34 in 12-fach, Kurbeln serienmäßig 52/36, alternativ 50-34 oder die Dura-Ace 54-40 möglich).
- Manuelles Abschalten nicht möglich, wehe man kommt unbemerkt an einen Schaltknopf (zB Autotransport, Abstellen zuhause), dann saugts den Akku leer.
Vorteile:
- Zuverlässigkeit der Schaltung (zumindest bis 11-fach kann ich das pers. bestätigen), wenn man ein paar Grundsätze beim Kabelverlegen beachtet, eher für Rennrad relevant (U-Schlinge der Kabel beim STI-Anschluss), auch Umwerfer, einfache Justage.
- Bremsen gehen mit Mineralöl statt DOT, kann länger im System bleiben, da nicht hygroskopisch
- Justage Bremskörper dürfte insb bei den neuen einfacher sein, da mehr Luft zur Scheibe
- Anschluss via Kabel an PC-etube-Software zB für Firmwareupgrades (SRAM geht nur via App)
- Akku hat mehr Kapazität, nur eine Batterie zum Überwachen (TT-Aufbau, geht nur ohne Funk, am Rennrad wahlweise Kabel oder Semi-Wireless)
Vorteile SRAM:
- Einfachheit im Setup/Aufbau, keine Kabel außer Blips/Clicks zur Blipbox
- Akkus an Schaltwerk u Umwerfer lassen sich für Transport etc schnell abnehmen
- geht am Schaltwerk nix mehr, Akku mit Umwerfer tauschen und man kann noch gut heimfahren, oder einfach nen kleinen Ersatz mitnehmen wenn man nicht vorsorglich öfter laden will
- bessere Bandbreite als bei Shimano, 1x-Setup mit mehr Bergtauglichkeit realisierbar
- Powermeter ist im Spyder/beidseitige Messung
Nachteile:
- Umwerfer je nach Justage zickig, kann ggf auch am Rahmen hängen, manche kriegen da trotz "penibler Justage" (eigene Aussagen) nix hin
- weniger Akkukapazität
- zwei bis drei Batterien zu überwachen (1-2 Akkus, 1 CR2032 in der Blipbox)
- Bremsen mit DOT (öfter wechseln als das Öl bei Shimano, dafür sollte der geschlossene Bleedingkreislauf einfacher sein als der blöde Schlauchnippel bei Shimano, bislang aber keine pers. Erfahrung mit SRAM-Bremsen hierzu)
- Konfiguration wie Synchro-/Semisynchroshift und Firmwareupdates nur mit App möglich, keine PC-Anschlussmöglichkeit
- schwerer als vergleichbare Shmanogruppe (also Force vs Ultegra hier, die Rival am SLX 7 ist nochmal schwerer)
- Knopfzelle der Blipbox nur nach Entfernen der Steuerrohrabdeckung wechselbar, da die Box dort vorne eingebaut ist (hier war auch die Junction mit Ladeport der alten 11-fach Ultegra/DA, ein ganz großer Nachteil, da man doch öfter die Di2 dort lädt als die Knopfzelle der SRAM-Box wechselt).
Das Batterie-Überwachungsargument ist mit passenden aktuellen Computern u ebensolcher Firmware aber kein Argument (mein Garmin 530 zeigt hier zB in einem breiten Datenfeld alle drei Batteriestände als Symbol an).
Fazit: Empfehlung wenn man 2fach fahren will Geschmackssache, bislang hab ich hier klar zu Shimano tendiert aufgrund der zickigen/justagekritischen SRAM-Umwerfer. Da meiner aber wie gesagt bislang perfekt funktioniert, sehe ich es geht auch mit SRAM (vielleicht GLück, vielleicht auch "nur" perfekt justiert). Ob die 12-fach-Di2-Umerfer auch so zuverlässig sind wie die alten 11-fach, versuche ich die nächste Zeit rauszufinden, wie gesagt verdächtig viele Schaltpannen bei Worldtour-Teams mit der Dura-Ace 9200...und den dort tätigen Mechanikern unterstelle ich, dass sie die Dinger justieren können und keine unfähigen Totalnulpen sind).
Liebäugelst du mit einem 1x-Setup wie bei Frodo oder Sanders, würde ich auf SRAM gehen, da hier die Kassetten für mich attraktiver wären (und ein Umwerferproblem da nicht existiert).
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Zitat von svmechow
Grundsätzlich muss man sich fragen, ob man überhaupt eine Elektroschaltung braucht. Meiner Meinung nach ist die Antwort klar: nein, brauchen tut man das nicht, aber wenn man es einmal hatte, will man auch nicht mehr ohne. Grade beim TT-Rad willst Du nicht immer zu jedem Schaltvorgang die Aeroposition verlassen.
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Ich finde, grad am TT profitiert man extrem von einer E-Schaltung, da man sowohl an den Extensions als auch am Basebar (Stadtverkehrsanteil beim Training!) Schalter hat. Mit mechanischer Schaltung (an vielen neuen Konstruktionen ist schon gar kein Platz mehr für Bowdenzughüllen, viele engste Biegeradien etc) hatte man ja die Schalthebel an den Extensions, oder hatte jemand STIs vom Rennrad am Basebar verbaut? Ich hab mechanisch nur kurz gefahren, geht, ist aber unkomfortabel insb. im Stadtverkehr, wenn eine Hand weg vom Bremshebel zum Schalthebel greifen muss - ich würde es nicht mehr haben wollen, definitiv!).
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Zitat von svmechow
Bei dem SLX-Modell gibt es dann noch diese Blip-Box, wo sich die ganzen Kabel sammeln; dort ist so eine kleine Knopfbatterie und wenn die leer ist, ist auch Sackstand. Dann kannste nicht schalten. Und diese Blipbox ist nicht so easy zugänglich, dafür musste das Vorderrad ausbauen. Aber der Ladestand ist auch komfortabel über die App abzulesen.
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Ich habe es jüngst geschafft, die Abdeckung bei eingebautem Vorderrad auszubauen
Luft aus Vorderrad ablassen, Reifen runterdrücken (säggssch: Reefen rundordriggn), kleinen schmalen Inbus durchpfriemeln und die Schraube lösen. Nicht sehr komfortabel, aber geht... Akkustand geht mit neuen Garmins zB auch gut abzulesen, Wahoo ggf auch.
Bei Shimano muss man wie gesagt Vollsynchro akzeptieren, ich hab am liebsten Semi-Synchro. Kettenblattwechsel selbst bestimmen, hinten ein Zahn gegenschalten um den Gangsprung abzumildern geht dann automatisiert. Kann man bei SRAM mit der App konfigurieren.
Zitat:
Zitat von svmechow
Bei Canyon sagte mir mein Lieblingsmitarbeiter, dass man halt mit Sram aggressiver schalten kann, während bei Shimano die Kette so smooth von einem auf das andere Ritzel gleitet. Keine Ahnung. Ich konnte da keinen großen Unterschied feststellen.
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Ich kenne Di2 nur von den 11-fach-Gruppen am Rennrad (R8070 seit 2020, 2015-2020 der Vorgänger 6870). Meine Force AXS am Speedmax schaltet butterweich und leiser als Shimano (das "ssst" des Shimanoschaltwerks ist bei reduzierter Straßenlärmkulisse hörbar, bei der SRAM hör ich absolut nix vom Schaltwerk), ob die neue 12-fach Ultegra auch leiser ist als die alte 11-fach weiß ich nicht. Ist auch egal, beide schalten erstklassig und komfortabel. Was bei SRAM definitiv "knackiger" war, war das Schaltgefühl bei mechanischen Gruppen (habe zZ noch ne Eagle X01 mech. am MTB).
Zitat:
Zitat von svmechow
Egal, welches Du am Ende hast: Du wirst mega Spass haben damit!
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Das kann ich nur unterstreichen.
Die Kiste macht echt Laune, egal ob Di2 oder AXS. Und ich finde, jeder der kein Berufssportler ist, das also als Hobby macht und mit der Nr 2 (statt der Topgruppe Dura-Ace oder Red) im Komponentenportfolio psychisch klarkommt, kann hier bei den 8er-Modellen getrost zugreifen, wenn ihm der Rest taugt. Von der Schaltperformance her keine Abstriche, nur bei Gewicht und Finish sind leichte Abstriche zu machen. Bei der Nr 3 in der Range, also bei der SRAM Rival AXS, sieht es gewichtstechnisch leider schon deutlich schlechter aus (bei der erwarteten Shimano 105 Di2 vermutlich auch), auch funktionell gibts zB am Powermeter Unterschiede, da steckt die Messeinheit in der Achse des linken Kurbelarms, Spyder gibts erst bei Force (und bei Red, wenn man es so custommäßig mit Force-Kettenblättern und Spyder baut, serienmäßig hat die Red "Wegwerfpowermeter", die mit der Kettenblatteinheit fest verbaut sind, ein absolutes Unding in Sachen Nachhaltigkeit).
Sorry für den elend langen Bandwurm, aber ich denke, das Thema - insbesondere bei einer solchen Investition wie ein SLX oder gar CFR - ist nicht mit zwei, drei Sätzen ausreichend mit Inhalt zu füllen. Ich hoffe es hilft, eine Entscheidung zu fällen.