Köpfe abschlagen ist nicht sehr klug.
Die Stecknadel, der man den Kopf abschlug,
fand, der Kopf sei völlig entbehrlich,
und war nun vorn und hinten entbehrlich.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Kaum hab ich die Welt zu schaffen begonnen.
In einer Woche war’s abgetan.
Doch hatt ich vorher tief ausgesonnen
Jahrtausendelang den Schöpfungsplan.
Das Schaffen selbst ist eitel Bewegung,
Das stümpert sich leicht in kurzer Frist;
Jedoch der Plan, die Überlegung,
Das zeigt erst, wer ein Künstler ist.
Ich hab allein dreihundert Jahre
Tagtäglich drüber nachgedacht,
Wie man am besten Doctores Juris
Und gar die kleinen Flöhe macht.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Franz Kafka, als nachträgliches Geburtstagsständchen zum 130.
Trabe, kleines Pferdchen,
du trägst mich in die Wüste,
alle Städte versinken,
die Dörfer und lieblichen Flüsse.
Ehrwürdig die Schulen,
leichtfertig die Kneipen,
Mädchengesichter versinken,
verschleppt vom Sturm des Ostens.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Ich mochte D.H. Lawrence,
er konnte so schön wütend
werden, er blaffte und
fetzte mit wundervoll
energischen Sätzen, er
konnte das Wort zu Papier
bringen, leuchtend und
zuckend, der Gestank
von Blut und Mord und
Opfer umwehte ihn, die
einzige Zärtlichkeit,
die er sich erlaubte, war
wenn er seine füllige
deutsche Frau zu Bett
brachte. Ich mochte
D.H. Lawrence. Er konnte
über Jesus reden, als wärs
der Mann von nebenan, und
er konnte australische
Taxifahrer so gut beschreiben,
daß man sie haßte. Ich
mochte D.H. Lawrence, aber
ich bin froh, daß ich ihn
nie kennenlernte in irgend-
einem Bistro, wo er mit
gespreizten Fingern ein
winziges Täßchen Tee hebt
und mich ansieht mit seinen
wurmstichigen Augen.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.