Szenekenner
Registriert seit: 10.08.2011
Ort: Metropolregion Hamburg, auf dem Dorf
Beiträge: 6.236
|
…eigentlich wollte ich gar nicht: zu alt, alles gehabt, was soll der Stress? Aber meine schöne Lieblingstrainingspartnerin P2 hat mich bequasselt: „Kannst Du nicht? Wollen wir nicht?“ Na dann… Im Januar kam sie dann an und sagte ab, Jobwechsel und so keine Zeit fürs Training. Tja. Aber es gibt jemanden, auf den kann ich mich immer verlassen und das ist postman, dabei bei Ride accross britain, Aarhus-Copenhagen und von mir leicht zu beeinflussen. „IM Italy?“ - „Ja.“
Zu systematischen Training habe ich keine Lust, ich kann und will nur social, nachdem ich im Winter 100/100 in 2er Staffel gemacht hatte war das die Schwimmform, HH-Sylt, HH-Rostock geradelt etc. Die Laufsaison wurde gleich mal geschrotet, Wadenverletzung aber ich hatte eine tolle Koppeleinheit, nämlich die Neuwerk-Challenge des Hamburger Betriebssport: Rad HH-Cux, dann ein HM durchs Watt nach Neuwerk und zurück sowie die Heimfahrt nach HH, wieder im Sattel. Vor drei Wochen eine Kurzdistanz, da sah ich dass die Wade bestimmt hält. Also los.
Mit dem Auto von HH nach Cervia, für einen Wettkampf, Schwachsinn, klar, aber Ihr versteht das sicher. Also los, Hotel, Registrierung etc. und ein Wahnsinnswetter. Am Freitag Mittag ein Testschwimmen in Badehose, lief gut. Am Abend, beim Essen, Thema Neoverbot, sage ich aus Kampfrichtersicht: „Die Teilnehmer wünschen Neofreigabe. Der Veranstalter wünscht zufriedene Teilnehmer, also wird man 24 Grad messen.“ Ist legal und regelkonform: an der Wettkampfstrecke (600 m draußen) früh morgens in 1 m Wassertiefe. Genau so kam es auch und ich im Neo am Start. Ich Idiot. Natürlich kam ich mit der Hitze überhaupt nicht klar. Es war so schlimm, dass ich zuerst gar nicht losradeln wollte, nach einem Moment des Innehaltens fiel mir dann aber wieder ein, warum ich in Cervia bin und was ich für einen Aufwand hatte. Also los. Aufpassen in Cervia, Löcher, Blasen und fiese Kiefernwurzeln, nach 20 km die SS3 (E45, im Grunde die A7) in Summe 100 km und 20 km Schleife durch Forlimpopoli. Diese Schleife ist tatsächlich selektiv, eine knackige Rampe. Besonders auf der SS3 ist es ein Grupetto nach dem Anderen und die KRs machen nichts, sie hupen sich nur den Weg frei. Ist auch sinnlos, wo sollen sie denn alle hin? Ich habe da ein gewisses Verständnis, auch für die Athleten: das hat Arne hier mal schön beschrieben, er schafft es nicht, vor dem Pulk wegzufahren und wenn er dahinter geht kommt ein anderer Pulk. Den größten schätze ich auf 150 Athleten.
Ich selber bin vor allem mit Hitzemanagement beschäftigt: an jeder Verpflegung halte ich an und fülle auf bzw. Spritze Wasser in meinen Helm. Radmütze, super Entscheidung. Hart nochmal die Rückfahrt nach Cervia: Nachmittags dreht der Wind auf auflandig und so sind es 20 km gegen den Wind zum Abschluss. Ich bin völlig fertig, gargekocht auf der E45. Null Schatten, dankbar für jede Brücke, da ist es eine Sekunde einen Hauch kühler. „Ich gehe nicht mehr laufen.“ … sage ich zu mir und setzt mich erstmal 5 min gefühlt in Ruhe hin. Und jetzt kommt „wie man sich bettet so schallt es heraus“: Jörg aus München, ein Teilnehmer, den ich unterwegs motiviert habe, spricht mich an und sagt „Los jetzt“ oder sowas. Bin dabei.
Die Laufstrecke ist der Höhepunkt. Promenade, Hafen, Altstadt, viele Wendungen, viele Menschen, Spaß. Aber auch hier Hitzemangement, jede Verpflegung bin ich gegangen und habe mich bearbeitet. Ich leiste mir auch eine Gehpause. Zur Zerstreuung teile ich mir die Strecke auf: eine Runde hat fünf Verpflegungen, zwei Brücken (eine 2x) einen Wendepunkt und den Kreisel: noch eine Runde oder ins Ziel? 4x9+1 = 37und so zähle ich sie runter. Und wenn ich mich verzähle kann ich immer wieder am richtigen Punkt einsteigen. Besonders schön: an einem Hotspot läuft Prince und ich investiere 1 min um mitzufeiern, ein Invest, dass sich sofort riesig rentiert - Auszahlung in Freude und Motivation und Vorfreude auf den nächsten flyby. Fast noch besser: ET-HH grüßt mich und ich frage: „Wie steht‘s beim HSV?“ Er besorgt das Ergebnis und ich frohlocke. Läuft doch.
Im Ziel nach etwas über 13 h, na ja, da geht mehr. Kein Neo, das wär’s gewesen, Zeitfahrrad stand nicht zur Verfügung und kein flüssiges Laufen wegen trinken, trinken, trinken. Apropos: aktuell trinke ich zu viel, es gab sogar Wein vorm Rennabend. Und dann noch zwei Erholungspausen in T1 und 2. Na ja, schon ok.
Im Ziel gab’s tatsächlich mal ein sinnvolles Teilnehmer“geschenk“: ein Hoodie aus Funktionsfaser. Gefällt mir.
So, ich restauriere mich jetzt. Ich glaube ein paar tote Fische könnten mir dabei helfen.
Und Ihr so?
Geändert von jannjazz (23.09.2025 um 09:21 Uhr).
|