ich bin aus Wisconsin zurück und habe gerade den thread durchgelesen. Schon interessant, das sich in letzter Zeit nahezu alle Diskussionen über Wettkampfleistungen in diese Richtung bewegen. Ich habe mir schon seit längerem überlegt, einen Artikel über das Team TBB zu verfassen und mein Wissen über Training und Strukturen zur Diskussion zu stellen. Ich denke aber, das ich damit das Vertrauen der Sportler mißbrauchen würde, die mit mir frei und offen über die Sache reden. Deswegen werde ich nur ein paar persönliche und unverfängliche Eindrücke und Infos weitergeben:
1. Ich habe bis jetzt keinerlei Anzeichen von teamgesteuerten Doping feststellen können. In allen persönlichen Gesprächen mit den Athleten habe ich eher den Eindruck gewonnen, daß viele Dinge im Training individuell von den Sportlern selbst gestaltet werden.
Teamgesteuertes Doping ist sehr schwer durchzuführen und kann nur in einer verschworenen Gemeinschaft durchgeführt werden, davon kann man gerade beim Team TBB nicht sprechen.
Enttäuschte Sportler würden schnell zu Plaudertaschen werden und solche gibt es auch beim Team TBB. Außerdem gibt es gerade bei den weiblichen Mitgliedern einen gewissen Hang zu Neid und Eifersucht. Ich habe allerdings gehört, das die Sportler im Ernährungsbereich und bei der Substitution absolut am legalen Limit agieren. In den USA macht übrigens Chrissie Wellington groß Werbung für Cytomax, eine Firma die in den 90er Jahren eine große Palette von den damals noch in den USA frei verkäuflichen Prohormonen (Baumann) hatte.
Damals war der GNC-Store in Kona auch deswegen bei deutschen Teilnehmern ein wichtiger Anlaufpunkt.
2. Das Training von Sutton ist schon etwas anders aufgebaut und er ist ein absolut genialer Motivator. Er geht psychisch dort hin, wohin sich andere Trainer nicht trauen. Jeder Athlet bekommt sein Mantra, ob bewußt oder unbewußt. Sutton weckt nur die bereits vorhandenen psychischen Stärken und baut diese extrem auf. Weiterhin macht Sutton alles für seine Sportler, ich kenne einen Fall, da ist er 10 h Auto gefahren, um dem Athleten seine Radschuhe aus der Schweiz zum Rennen zu bringen. Nicht nur deswegen bringen ihm seine "Jünger" sehr viel Vertrauen entgegen.
Im Übrigen kostet das Training bei Sutton eine ganze Stange Geld, aber nicht soviel, das man sich damit das ganz besondere Wissen erkauft.
3. Bezüglich der Verurteilung wegen sexuellem Kontakt mit Minderjährigen bin ich Hardliner und verurteile das auf das Schärfste. Der Hergang der Geschicht ist aber trotzdem erwähnenswert, da ich zwar kein Verständnis für die Sache, aber einen anderen Blickwinkel bekommen habe. Sutton war zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz 30 und das Mädchen 14. Diese Beziehung endete nach einiger Zeit, aber die beiden blieben in Kontakt. Mit 18 begann sie dann eine Liason mit einem australischen Triathloncoach, dessen Namen ich vergessen habe. Nach etwa 1 Jahr kehrte sie zu Sutton zurück und der verlassene Lover brachte den Stein dann ins Rollen, da ihm seine Freundin während ihrer Beziehung vom Verhältnis mit Sutton erzählte. Dieser Coach war ein großer Konkurrent von Sutton und beide hatten zu dieser Zeit mehrere Reibungspunkte.
Sutton ist mittlerweile glücklich verheiratet und hat 2 Töchter. Er hatte nie mehr Kontakt zu Minderjährigen und sämtliche Gerüchte bezüglich Wahl der TL-Orte oder sonstigen Dingen diesbezüglich sind wirklich aus der Luft gegriffen. Die Trainingsstationen im Winter sind abhängig vom Sponsor TBB, einer Kette von Radläden, die nur in Asien tätig sind. Auch die deutsche Triathlon-Nationalmannschaft hat sich auf Jeju für Peking vorbereitet, wo auch Sutton tätig ist.
Grundsätzlich ist es immer kritisch, gute Teamergebnisse mit Doping in Verbindung zu bringen. Da gab es schon ganz andere Verbindungen wie z.B. das Tri Team Dubai, bei dem Lothar Heinrich als offizieller Teamarzt auf der Homepage geführt wurde. Die Teammitglieder hatten alle gerade während dieser Zeit (2005/06) ihre größten Erfoge und haben diese Leistungen seit dem nicht mehr gebracht, außer vielleicht Craig Alexander.
Nochmal zum Training zurück. Die Frauen in dem Team profitieren auf jeden Fall von der Rivalität untereinander, um diese Ergebnisse zu erzielen. Bei seinen Männern gibt es kaum Rivalität, deswegen auch die normalen Wettkampfergebnisse.
Im Training müssen einige der Athleten nahezu jeden Tag einen Ironman abliefern, zumindest in speziellen Trainingsphasen.
Hillary Biscay absolvierte z.B. 1 Woche vor Kentucky ein 42 km Laufeinheit auf der Bahn. Auch ein 60 km Lauf war eine Woche nach dem IM Lake Placid auf dem Plan.
Deswegen ist die Regeneration nach dem Rennen für diese Sportler auch sehr schnell abgeschlossen. Stellt sich jetzt also die Frage, wie die Athleten die immensen Umfänge und Intensitäten im Training so lange tolerieren. Darauf habe ich auch noch keine Antwort gefunden und hoffe, das es dafür eine natürliche Erklärung gibt.
In den USA macht übrigens Chrissie Wellington groß Werbung für Cytomax, eine Firma die in den 90er Jahren eine große Palette von den damals noch in den USA frei verkäuflichen Prohormonen (Baumann) hatte.
Damals war der GNC-Store in Kona auch deswegen bei deutschen Teilnehmern ein wichtiger Anlaufpunkt.
Ersteres hat mich auch erstaunt.
Letzeres sollte man nicht muede werden jeder Zeit zu bedenken.
Danke Jürgen für diesen Artikel mit soviel Substanz, war spannend zu lesen !!
Auch wenn immer Zweifel bestehen, irgendwann kann ich es nicht mehr hören, dass jeder, der auf einmal sehr gute leistung bringt, mit Doping in Verbindung gebracht wird.
Gerade die Geschichte mit der Rivalität unter den Mädels ist sehr gut nachvollziehbar.
Für die Jüngeren hier im Forum: Scott Molina gebührt die zweifelhafte Ehre Ende der 80er Jahre dem damals noch jungfräulichen Triathlonsport den allerersten Dopingfall beschert, ihn quasi entjungfert zu haben.
danke
jetzt les ich mir mal den artikel vom Jürgen durch... :P
Im Laufe der Zeit habe ich fast alle Mitglieder kennen gelernt, einige kenne ich seit Jahren auch näher. Ich hatte schon sehr viele Gespräche geführt, ob zu einem Bier, nach einem Rennen oder im Training. Dadurch habe ich auch einen gewissen Eindruck gewinnen können.