Meistens findest du einen Hinweis bei den Geometriedaten: da steht dann irgendwo was von 26" oder 650cc.
Wennst zb. bei dem z65, wo ich oben den Link gepostet hab, auf "geometry" klickst, siehst du ne Tabelle mit den ganzen Massen und unter dem in RH47 ein "650c"
Dann kommen natürlich ne Menge verwirrender Zahlen auf dich zu, die ich dir leider auch nicht auf die Schnelle erklären kann. Dazu kommt, dass die allermeisten Hersteller das auch noch in Englisch machen.
Ich hab zwar die kommenden tage nicht so viel Zeit, aber wenn du spezielle Fragen hast, werde ich trotzdem versuchen, die soweit zu beantworten, wie´s geht.
Vielleicht fürn Anfang n paar Kleinigkeiten anhand des
Z65:
Bei den heutigen Rahmenformen ist die Länge des Oberrohres fast wichtiger als die Rahmenhöhe/-grösse. Da hab ich ja schon angemerkt, dass die "Länge" bei kleinen Rädern überproportional gross gegenüber der "Höhe" ist.
Früher hat man die Schrittlänge gemessen und sagen können, dass 2/3 davon die Rahmenhöhe ausmachen, wobei die Rahmenhöhe plus 0 bis etwa 3 cm die Länge war, heute erhält man mit diesem2/3-Wert nen Anhaltspunkt, wie "lang" der Rahmen sein sollte (bei einer Schrittlänge von 78cm bei ner Scheitelhöhe von 160cm darf man guten Gewissens mal locker 4-6cm abziehen, denn das, was die Beine in Bezug auf die Gesamthöhe länger sind, ist der Oberkörper halt auch kürzer). Da früher die Oberrohre fast generell waagrecht waren, gilt hier beim Z65 die Grösse "C", also die horizontale Länge. Das Mass "D" interessiert den Rahmenbauer, damit er weiss, wie lange er das Rohr abschneiden muss. Es wird ja umso länger, je weiter es nach hinten abfällt und bei modernen Slooping-Rahmenformen, wo mit 3 Rahmenhöhen das komplette Grössen-Spektrum abgedeckt werden soll, wofür früher mindestens sieben verschiedene Rahmenhöhen notwenig waren, muss es das auch, denn man soll ja "über dem Rad stehen können". Deswegen muss das Mass "M" mindestens 5cm kleiner sein, als deine Schrittlänge. Felt nennt das "Oberrohrhöhe", andere sagen "Überstehhöhe" oder Specialized auf Englisch "Standover Height". Ist das Oberrohr nicht waagrecht, gilt dieser Wert aber senkrecht überm Tretlager gemessen: da muss man beachten, dass man normal weiter vorne steht und bei schrägem Oberrohr etwas zugeben muss.
Was interessant ist, ein Neueinsteiger aber zwar "er"-fahren jedoch nicht erklären kann, sind die Sitz- und Lenkwinkel: die klassischen Masse sind ca 73° fürn Sitz- und 72° fürn Lenkwinkel. Der Lenkwinkel ist in Verbindung mit der Gabelvorbiegung und dem damit verbundenen Nachlauf sehr stark für das Fahrverhalten verantwortlich. Weil sich das wechselweise beeinflusst, will ich nu aber nicht weiter darauf eingehen, wie sich was fährt und warum. Betrachtet man nur den Lenkwinkel alleine, könnte man sagen, je kleiner der Winkel ist, desto flacher dreht sich die Gabel im Rahmen und umso träger lenkt sich das Ganze. Schöne Beispiele der entgegengesetzten Art wären ein Cruiser einerseits (<70°) und auf der andern Seite ein Kunstfahrrad (ca 80°).
Der Sitzwinkel wiederum beeinflusst die Art und Weise, wie man seine Kraft aufs Pedal bringt. Je kleiner der Winkel, desto weiter hinten sitzt man und umso besser kann man seine Kraft umsetzen. Dass Triathlon und Zeitfahrräder grössere Winkel haben, liegt einerseits daran, dass man zur Verbesserung der Aerodynamik den Fahrer um die Tretlagerachse nach vorne kippt und andererseits darüberhinaus versucht, den Winkel zwischen den Beinen und dem Rumpf zu vergrössern. Dass die Kraftumsetzung darunter leidet, nimmt man bewusst in Kauf in der Gewissheit, dass die aerodynamischen Vorteile diese Nachteile aufwiegen.
Die von mir vielzitierte Fussfreiheit hat beim Felt den Buchstaben"J" und wird dort Cockpitlänge genannt, Specialized nennt es "Front Center". Beim Rennrad mit 28" und 170mm-Kurbeln geht man bei nem Mass von 590mm von haarscharf gegebener Fussfreiheit aus. Das Ruby könnte mit kleinen Schuhen in Rahmenhöhe 48 bei 579mm gerade so hinkommen, da die Kurbeln ja kürzer als 170mm sind.
N paar Kleinigkeiten, die man sonst noch so beachten kann:
ich bin ja darauf eingegangen, dass kleine Fahrräder n ziemlich langes Oberrohr haben und man könnte auf die Idee kommen, dies mit nem kürzeren Vorbau auszugleichen. Lt. Specialized hat das ganz kleine Ruby nen 90mm-Vorbau;- da ist dann aber auch Ende. Es gibt meines Wissens noch nen Vorbau mit 80mm von Cinelli, der für den gesparten Zentimeter ganz ordentlich kostet, darunter gibts im Extremfall nur noch ziemlich ausm Vollen geschnitzte MTB-Vorbauten ausm Freeeride- und Downhillbereich, wenn man nen Lenkerklemmdurchmesser mit 25,4 oder 25,6mm benötigt. Geben tuts zwar vieles, aber man sucht sich schnell nen Ast und geht daher besser gleich davon aus, dass kürzer als 90mm nicht ohne weiteres drin ist.
Mit ner Schrittlänge von 78cm kommt man notfalls mit ner 170er Kurbel klar, ne 165er ist aber auf jeden Fall besser. Die 5mm in der Länge machen am Durchmesser des Kurbelkreises schon nen Zentimeter und im Winkel, den der Oberschenkel rauf- und runter geht, ne ziemliche Menge aus.
Man könnte wegen dem langen Oberrohr auf die Idee kommen, statt ner gekröpften Sattelstütze eine gerade (wo die Sattelbefestigung nicht nach hinten versetzt ist) zu verwenden oder den Sattel nach vorne zu schieben. Dem steht aber ein eh schon steiler Sitzrohrwinkel entgegen: bei 75° oder 76° machen 3cm nach vorne auch ca 3° aus;- das sind Welten!
Zum Anfangen passt immer noch die Einstellung "Kurbel in 3Uhr-Stellung und Lot durchs Knie fällt über die Pedalachse" für den Sattel, wenn man mit gerade eben durchgestrecktem Bein und ohne die Hüfte zu kippen mit der Kurbel in Verlängerung des Sitzrohres positioniert mit der Ferse aufm Pedal stehend die Sitzhöhe eingestellt hat.
Wenn man das hinbekommen hat, sollte der Sattel etwa in der Mitte des Einstellbereichs stehen, damit man noch ein wenig feinjustieren kann.
Die groben Geschichten wie Neigung und Streckung des Oberkörpers müssen mit Vorbau und Spacern hinzukriegen sein.
Es ist jedenfalls kein Weg, ein zu langes Oberrohr mit nem zu weit vorne positionierten Sattel ausgleichen zu wollen.