Die Ungleichverteilung der gesellschaftlichen Gewinne wird doch größer. Wenn Zölle kommen, steigen die Preise. Im Gegenzug sollen Steuern gesenkt werden.
Die kleinen und mittleren Einkommen zahlen wenig Steuern und können von Steuersenkungen daher nur wenig profitieren. Allerdings geben sie einen großen Teil ihres Einkommens für die Lebenshaltung aus. Wird diese teurer, haben sie die Arschkarte.
Das wird kurzfristig so sein. Dafür werden Industriearbeiter wieder in Mode kommen. Und unter wahrscheinlichen Gegenzöllen würden die Tech Unternehmen am meisten leiden.
Du wirst nie eine echte Veränderung per Knopfdruck hinbekommen. Da wirst Du immer durch ein Tal laufen. Das nimmt er billigend in Kauf.
Ich teile ansonsten Deine Einschätzung und sehe die Kollateralschäden und das Risiko als immens an. Ich wollte hier nur eine mögliche Erklärung einstreuen, was ihn hier antreiben könnte. Das bedeutet nicht, dass ich diesen Ansatz teile. Ich kann lediglich nachvollziehen, warum er niedrige Zinsen benötigt und warum ein schwächerer Euro in seine Karten spielen würde. Den Weg, der er da einschlägt, ist aber der eines Hasardeurs
Die Ungleichverteilung der gesellschaftlichen Gewinne wird doch größer. Wenn Zölle kommen, steigen die Preise. Im Gegenzug sollen Steuern gesenkt werden.
Die kleinen und mittleren Einkommen zahlen wenig Steuern und können von Steuersenkungen daher nur wenig profitieren. Allerdings geben sie einen großen Teil ihres Einkommens für die Lebenshaltung aus. Wird diese teurer, haben sie die Arschkarte.
Die Zölle haben nicht nur direkt Einfluss auf Produktionskosten. Bei uns in der Firma scheint der gesamte Einkauf erstmal damit beschäftigt, die relevanten Daten zu sammeln, was aus welchen Ländern importiert wird, wieviel Zoll drauf kommt, welche Kostensteigerung das für Rohmaterialien bedeutet etc. Danach kann dann der Produktmanager mal die Kostensteigerung für die Endprodukte berechnen, zwischendurch wird dann geschaut, wo man eventuell günstiger einkaufen kann. Selbst interne Rohstoffe aus EU, die nach USA gehen, sind ja betroffen. Was heisst das, ist extern in USA einkaufen billiger, ist die Anlagenauslastung in EU dann zu niedrig, etc pp… Da befassen sich viele gutbezahlte Leute mit komplett unproduktiven Tätigkeiten - die auch auf die Kosten durchschlagen.
Erinnert mich irgendwie an die Kontinentalsperre unter Napoleon. War ja am Ende auch ein Rohrkrepierer.
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Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...
Musst Du doch gar nicht. Trump will eine stärkere Industrieproduktion im Land und er benötigt wieder Spielraum im Haushalt. Für letzteres benötigt er niedrige Zinsen. Das hat er damit geschafft. Mit den Zöllen wird die Erwartungshaltung an eine schwächere Konjunktur geschaffen, was zu niedrigeren Zinsen am Kapitalmarkt führt. Schau auf die 10y Rate. Da hat er geliefert. Für die Industrieproduktion benötigt er einen schwächeren Dollar. Auch hier hat er geliefert.
Eigentlich war die USA immer ein großer Profiteur der Globalisierung. Vielleicht sogar der größte. Aber die Gewinne daraus waren regional und individuell zutiefst ungleich verteilt. Er schafft hier eine Umverteilung ohne die Steuerschraube und ohne den Sozialstaat anzukurbeln. Das ist ist in Teilen nicht so blöd, wie viele glauben.
Mit anderen Worten, Du musst den Markt nicht short gehen. Vielleicht ist es viel lohnenswerter die Zinskurve zu spielen und auf der Währungsseite ein paar Chancen zu finden. Hand aufs Herz, ein short wäre auch toll gewesen. Aber als Optimist ist mir ein short zu wider.
Die Art wie er das angeht und die Dreistigkeit oder eher Skrupellosigkeit steht auf einem anderen Blatt. Man kann ihm allerdings nicht nachsagen, dass er nicht liefern würde, was er versprochen hat.
Ich meinte jetzt eher 24h Shorts vor der Ankündigung gekauft, auf Aktien, welche von den Zöllen besonders stark betroffen sind oder auf einen Nasdaque Index, wo die Vola besonders hoch zu erwarten war. Ich möchte keine Empfehlung für langfristige Börsen-Wetten abgeben.
Die meisten Investmentfirmen haben die Wahrscheinlichkeiten für eine Rezession in den USA nach der Zollankündigung deutlich erhöht. Ob die Leitzinsen früher gesenkt werden als ursprünglich erwartet, hängt allerdings IMHO sehr stark von der Preisentwicklung ab, die wiederum auch von den Gegenzöllen. Das Risiko für Stagflation steigt. Würden z.B. längerfristig mehr Waren in den USA produziert, steigen auch die Warenpreise wegen der Inlandslöhne, und Zinssenkungen sind wiederum fraglich. Kurzfristig bedeuten höhere Preise wegen der Zölle etwas Inflation, dem steht wegen der höheren Preise aber eine geringere Nachfrage und evtl. Rezession als dämpfender Faktor entgegen incl. der niedrige Ölpreis dämpft auch. Ich würde mich bei Zinswetten auch am Fed Tool über die Leitzinserwartungen orientieren.
Wenn Du schreibst: "Er schafft hier eine Umverteilung ohne die Steuerschraube und ohne den Sozialstaat anzukurbeln." verstehe ich das nicht. Importzölle zählt man zu den staatlichen Steuereinnahmen. Vor der Globalisierung haben das die Staaten gebraucht, dafür waren die Verbrauchssteuern (Mwst u.a.) sehr viel niedriger. Trump hat die grössten Steuererhöhungen seit Jahrzehnten vorgenommen!
Nationale Industriepolitik zum Schutz der nationalen Arbeiterschaft über Zölle muss man IMHO branchenspezifisch gestalten! Mit pauschalen Zöllen über alle Importwaren richtet man da mehr Schaden als Nutzen an.
Außerdem: Ob diese Zölle in zehn Wochen noch ein Thema sind, weiß niemand.
Das Problem bei Trump ist grundsätzlich, dass man nicht weiss, was in 10 Wochen ist bzw. welche Regeln da gelten. Das mag spieltheoretisch interessant sein. Unsicherheit hat aber auch einen Preis. Und wie hoch der sein wird, ist nicht kalkulierbar.
Würden z.B. längerfristig mehr Waren in den USA produziert, steigen auch die Warenpreise wegen der Inlandslöhne, und Zinssenkungen sind wiederum fraglich. Kurzfristig bedeuten höhere Preise wegen der Zölle etwas Inflation, dem steht wegen der höheren Preise dann eine geringere Nachfrage und evtl. Rezession als dämpfender Faktor entgegen incl. der niedrige Ölpreis dämpft auch. Ich würde mich bei den Zinsen noch am Fed Tool über die Leitzinserwartungen orientieren.
Die FED kann doch nur den Leitzins anpassen. Der langfristige Zins entsteht aus Angebot und Nachfrage. Und wenn die Bondkäufer langfristig geringere Zinsen erwarten, schlägt sich das in der Zinsstrukturkurve nieder. Trump hat den 10y Satz doch schon um über 10% nach unten geprügelt. Da hat er geliefert.
Zitat:
Wenn Du schreibst: "Er schafft hier eine Umverteilung ohne die Steuerschraube und ohne den Sozialstaat anzukurbeln." verstehe ich das nicht. Importzölle zählt man doch zu den staatlichen Steuereinnahmen. Vor der Globalisierung haben das die Staaten gebraucht, dafür waren die Verbrauchssteuern (Mwst u.a.) sehr viel niedriger.
Wenn die Verbrauchsgüter so exorbitant teuerer werden, lohnt sich ggf. auch wieder ein Produktion in den USA. Das wiederum würde die Nachfrage nach Industriearbeit erhöhen. Das wären dann mittelfristig die Profiteure. Billige Energie haben die Amerikaner ausreichend. Ich sage nur: "Drill Baby, drill!"
Gegenmaßnahmen würden eher die Tech Companies treffen. Aber eben auch die Landwirte. Das wiederum ist eine Kernwählerschaft von Trump. Das meine ich mit Umverteilung. Die neuen Regeln bevorzugen Industriearbeit und benachteiligen diejenigen, die ihre Produkte bzw. Dienstleistungen exportieren. Warum sollten nicht Zölle auf die Nutzung von Daten seitens Meta oder Alphabet mit Zöllen belegt werden? Die Chinesen werden sicher bei den Landwirten ansetzen. Und dann kommen die Türken als Alternative ins Spiel. Du könntest so in der Tat eine Umverteilung hinbekommen, die sektoral wirkt. Das wird holprig, aber kann funktionieren.
Als Liberaler ist mir solch ein Ansatz natürlich zu wider. In Bezug auf Trumps Ankündigungen kann es aber funktionieren. Das würde ich nicht ausschließen, nur weil mein Weltbild ein anderes ist.
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Als Liberaler ist mir solch ein Ansatz natürlich zu wider. In Bezug auf Trumps Ankündigungen kann es aber funktionieren. Das würde ich nicht ausschließen, nur weil mein Weltbild ein anderes ist.
Es gibt natürlich ein namhafter Ökonom in Deutschland, der Trumps Vorgehen für gerechtfertigt hält und der die deutsche Politik wegen des riesigen Leistungsbilanzüberschusses und des Merkantilismus schon lange kritisiert. Es ist Heiner Flassbeck, weshalb ich heute mal auf seiner Website vorbeischaute. Hier seine wirklich interessante Stellungnahme zu den Zöllen von Trump und die Begründung Trumps gegenüber Deutschland. Die sieht nämlich so aus:
Zitat:
"Das „Faktenblatt“, das vom Weißen Haus veröffentlicht worden ist, gibt eine klare, absolut richtige und unbestreitbare Begründung für die Einbeziehung Deutschlands:
“Countries including China, Germany, Japan, and South Korea have pursued policies that suppress the domestic consumption power of their own citizens to artificially boost the competitiveness of their export products. Such policies include regressive tax systems, low or unenforced penalties for environmental degradation, and policies intended to suppress worker wages relative to productivity.” (Länder wie China, Deutschland, Japan und Südkorea haben eine Politik verfolgt, die den Binnenkonsum ihrer eigenen Bürger unterdrückt, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exportprodukte künstlich zu steigern. Zu dieser Politik gehören regressive Steuersysteme, niedrige oder nicht durchgesetzte Strafen für Umweltzerstörung und Maßnahmen, die darauf abzielen, die Löhne der Arbeitnehmer im Verhältnis zur Produktivität zu drücken)."
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Die USA haben schon in einem Regierungsbericht aus dem Jahre 2018 (hier findet sich der Link zu diesem currency report) darauf hingewiesen, dass die merkantilistische deutsche Politik nicht zu rechtfertigen ist. Unmittelbar nach seiner Ernennung hatte Donald Trump den Auftrag erteilt, die Gründe für die anhaltend hohen Überschüsse einiger Handelspartner zu untersuchen und entsprechende Maßnahmen vorzubereiten. Im Falle Deutschlands hat er den Nagel auf den Kopf getroffen.
Die Schimäre der regelbasierten Ordnung
Es gibt keine Rechtfertigung für andauernde Leistungsbilanzüberschüsse. Kein Land der Welt muss dauerhaft Leistungsbilanzdefizite ertragen. Wer freien Handel haben will, muss von vorneherein bereit sein, alles zu tun, um genau die Einseitigkeit des Handels zu vermeiden, die seit Jahrzehnten Gang und gäbe ist......
Die neue deutsche Regierung sollte schnell begreifen, dass angesichts der berechtigten amerikanischen Kritik am deutschen Merkantilismus die „wir sind die Guten“-Attitüde weniger denn je angemessen ist. Nur eine Regierung, die über ihren sozialdemokratischen und christdemokratischen Schatten springt (die Christdemokraten haben die Schrödersche Politik ja begeistert mitgetragen und bis zuletzt verteidigt), hat die Chance, mit den USA über den raschen Abbau der deutschen Überschüsse und über eine Normalisierung der Handelsbeziehungen zu verhandeln.
Die letzten Zuckungen des scheidenden Wirtschaftsministers gehen genau in die falsche Richtung. Die amerikanische Zollankündigung mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine zu vergleichen, ist absurd und unverantwortlich zugleich. Die „Entschlossenheit der Reaktion“, die er anmahnt, ist gefährlich, weil er (wieder einmal) urteilt, ohne verstanden zu haben, worum es geht. Wer Gegenmaßnahmen erwägt, sollte zunächst wissen, dass das Defizitland auf jeden Fall gewinnt und das Überschussland auf jeden Fall verliert.
Im Falle Deutschlands sind jedoch Gegenmaßnahmen gar nicht angemessen, weil die USA dabei sind, einen Fehler Deutschlands offenzulegen und zu korrigieren. Das Einzige, was man den USA vorwerfen kann, ist, dass sie nicht schon vor zwanzig Jahren gegen den deutschen Merkantilismus vorgegangen sind. Doch die „Guten“ wollen das natürlich nicht wahrhaben. In ihrem Wahn können sie gewaltigen Schaden anrichten. Man kann nur hoffen, dass sich die Vernunft rasch gegen den unreflektierten Moralismus durchsetzt. "
Ich meinte jetzt eher 24h Shorts vor der Ankündigung gekauft,
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wenn Du sowas machst, dann gehst schnell Pleite - ich trag gekaufte shorts länger als 24h
P.S. - als Kleinanleger kann man bei einem us-broker einen account in us-$ eröffnen. Mit diesem Konto kann man Aktien verkaufen, die man gar nicht hat, als Ergebnis wird einem der Verkaufserlös im Konto gut geschrieben, obendrauf bekommt man das auch noch verzinst.
Fällt der Wert der Aktie - so wie bei den meisten Aktien gestern - dann kann man die Aktie billiger wieder zurückkaufen, die Differenz ist der Gewinn/Verlust.
Weil das Verkaufen so lustig ist, da das Kontoguthaben einfach größer wird, kann man die Fingerchen nicht von der sell-Taste lassen, dann ist man bereits mit einem Hebel unterwegs, der dazu führen kann, dass z.B. 30% des Depots sich in Luft auflöst, wenn die Aktie in die verkehrte Richtung geht und man plötzlich auf einen Haufen Verlusten sitzt, sind andere genauso doof, dann wollen alle panikartig durch die Tür wieder raus und ein short-squeeze entsteht, das kann dazu führen, dass das komplette Depot abgefackelt wird - alles spaßiger Zeitvertreib, aber nix für Herzschwache