Sonntag morgen, kurz vor 8. Ankunft am Ort des Geschehens, der zweiten Verleihung einer Badekappe. Diese bekomme ich völlig unspektakulär mit den restlichen Startunterlagen überreicht, diesmal in einem schicken Rot. Der Franz, mein treuer Drahtesel, ist schnell zusammengebaut und ich mache mich auf den Weg zur T2. Laufsachen fix abgelegt und zur Wiederfindung festgestellt, dass sich gegenüber eine unverwechselbare Bank befindet. Weiter zum Rad-Checkin. Der Franz ist schnell platziert, der Beutel kurz darauf im Textilbereich verstaut, eine Überprüfung des Schwimmausstiegs steht an. Dieser Main-Donau-Kanal ist viel größer als ich ihn mir vorgestellt habe. Aber wenigstens scheint er keine Strömung zu haben. Ich gehe zurück und versuche mir den Weg zu meinem Beutel einzuprägen.
Die Wettkampfbesprechung wird auf Grund von Technikproblemen ziemlich zerstückelt, macht nichts, meine Gedanken schwirren umher und ich bekomme sowieso die Hälfte nicht mit. Anschliessend stelle ich mich zur Badekappenbeschriftung an. Ich bestelle "Für Schnuffi, in Liebe Hasi", bekomme aber nur eine langweilige 88 aufgemalt

Ich begebe mich brav zum Schwimmstart, traditionell starte ich in der ersten Gruppe... Ich steige in das "Gewässer", das daraufhin gleich noch viel größer wirkt und fange nach ein paar Metern an zu kraulen, um mich noch etwas einzuschwimmen. Plötzlich erschrecke ich fast zu Tode, welches glitschige Monster hat mich da am Arm gepackt? Ach so, nur ein Stück Wasserpflanze, das einsam umhertreibt... Ich schwimme weiter vor zur Startlinie und parke dann wie die meisten anderen an der Wand. Der Start verzögert sich und ich parke und parke. Und parke. Mir wird kühl, so dass ich noch ein paar Züge schwimme. Au weh, von wegen keine Strömung, ich muss schon ganz schön Gas geben, um mich neben meiner Parklücke zu halten. Ich parke doch lieber weiter, als mich komplett zu verausgaben. Nach gefühlten Stunden kommt dann der Countdown.
10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, und los gehts. Im ständigen Wechsel Brust/Kraul ist die erste Boje schnell erreicht, dann geht es gegen die Strömung. Das Feld entzerrt sich nicht wie erwartet, immer wieder kraule ich ein paar Meter, schließe etwas auf und Bruste wegen Platzmangel weiter. Irgend wann vernehme ich die Anfeuerungen von den Zuschauern auf der Brücke. Die zweite Boje kommt langsam doch näher. Als ich sie endlich umschwimme tue ich dies in dritter Reihe und selbst beim dann recht zügig erreichten Ausstieg ist das Feld noch recht beisammen. Ich werde von einem Helfer zügig auf die Treppe gestellt und laufe zu meinem Radbeutel. Ein Helfer packt mir meine Sachen aus, prima, nur sind anschliessend die vorher aufgerollten Söckchen und das Oberteil wieder im Originalzustand und letzteres wehrt sich tapfer. Dann schnappe ich mir meinen Franz und schiebe bis zum Radaufstieg.
Das einklicken gelingt mir besser als dem Mädel neben mir. Ziemlich zackig radle ich los und frage mich, ob das nicht zu schnell ist. Schon geht es die Auffahrt runter zur ersten Radrunde. Klasse, einfach so dahinbrezeln hat schon was. Kette rechts und hier und da mal überholen. Die Ausfahrt hoch trinken, die Auffahrt runter wieder Kette rechts und überholen. Der Rückweg fühlt sich schneller an, evtl leichter Wind oder Gefälle

Egal, die erste Runde ist geschafft, ein Gummi vom Lenkerende und weiter gehts. Die nächsten vier Runden geht es ähnlich weiter, ich werde nun auch gelegentlich überholt, und einmal überhole ich einen mit Scheibe und Zeitfahrhelm bestückten Mitstreiter. Die Strecke wird immer voller und beim Wenden wird es immer enger. Als ich kein Gummi mehr am Lenker habe verlasse ich den Rundkurs und mache mich auf den Weg zur Wechselzone.
Ich steige vor der Linie ab, übergebe mein Rad einem Helfer und suche meinen Laufbeutel auf. Ich denke noch an die Bank und finde ihn sofort. Dann erst mal trinken. Böser Fehler. Mir läuft Wasser über die Hände, dadurch bekomme ich meine Radschuhe nicht ausgezogen. Ich knie mich hin und habe mich irgendwann doch noch in die Laufschuhe gepellt. Beim nach vorne drehen der Startnummer reisst diese an einem Loch aus

Der nach mir eingefahrene ist schon losgelaufen. Ein paar hundert Meter nach der Wechselzone hohle ich ihn wieder ein. Ich bin viiiel zu schnell losgelaufen und drossle erst mal mein Tempo. Gelegentlich kann ich noch jemanden überholen, aber viele sind nicht unterwegs. Zwischendrin nehme ich einen Becher Wasser, trinke einen Schluck und schütte den Rest über den Kopf. Immer wieder stehen Leute im Wald rum und feuern mich an. Klasse. Bei etwa KM vier überhole ich eine Mitstreiter der mich beklatscht. Total überrascht strecke ich ihm dankbar einen Daumen entgegen und gebe alles. Aus dem Wald raus geht es unter einer Dusche durch, ich breite die Arme aus, einfach herrlich

Kurz darauf kommt ein fieser Anstieg. Etwa 1,5 Höhenmeter beim Einlauf in die Stadionrunde

Ein Helfer macht mich darauf aufmerksam, dass ich mich besser links halte, wenn ich ins Ziel möchte. Natürlich will ich im Enspurt nicht nochmal 5 km extra laufen und lasse die Hürden rechts neben mir. Beim Zieleinlauf erblicke ich eine 1:18 irgendwas und grüble noch kurz, ob das sein kann. Völlig egal, ich bin im Ziel, Puls am Anschlag, ich bin einfach nur glücklich und verschnaufe erst mal, ehe ich mir zwei Becher Wasser in die Kehle schütte. Das Finisher-Buffet ist Klasse, ob der Hitze lasse ich aber die Finger vom Kuchen und begnüge mich mit Obst und Schnittlauchbroten.
Fazit:
Das Schwimmen war für mich recht lang und auch an das im Wasser treibende Pflanzenzeugs muss ich mich erst noch gewöhnen. Rad war rasant und ohne Gummis hätte ich mich bestimmt verzählt

Die Laufstrecke war glücklicherweise komplett im Wald, trotzdem für mich hitzebedingt recht fordernd.
Ich bin mit der 170. Schwimmzeit, 51. Radzeit und 17. Laufzeit voll zufrieden und hatte meinen Spaß und jetzt meine zweite Badekappe.
Und der Main-Donau-Kanal schmeckt besser als der Aichstrutsee oder der Ammersee.