Hier die Statistik der Kirchenaustritte in Bayern. Zwischen 30.000 und 60.000 in jedem Jahr seit den Neunzigern.
Aber ob ich einer Kirche angehöre oder nicht, sagt doch rein gar nichts über meinen Glauben aus. Die Eltern meiner Freundin haben nicht nie einer Kirche angehört, bezeichnen sich allerdings sehr wohl als Christen. Auch spielt der Glaube in ihrem Leben eine deutlich größere Rolle als in meiner Familie, wo alle auf dem Papier katholisch sind, viele als Kinder Messdiener waren, usw.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Hier die Statistik der Kirchenaustritte in Bayern. Zwischen 30.000 und 60.000 in jedem Jahr seit den Neunzigern.
Du würdest wahrscheinlich antworten: Na und?
Wir können in Deutschland seit den sechziger Jahren einen Wertewandel (z.B. Klages) beobachten, der sich u.a. auch in der Abnahme des Organisationsgrades von Menschen und der stärkeren Individualisierung äußert. Die Kirchen sind dabei in bester Gesellschaft: Parteien, Gewerkschaften, Vereine etc.
Dennoch ist - und das ist die Lebenspraxis hier - der Anteil der Christen in Deutschland bei ca. 60% bzw. 56% in den beiden großen Kirchen. Das zeigt, dass die Bedeutung dieser Gruppe allein aus der schieren Größe auch eine gewisse gesellschaftliche Berechtigung hat.
Natürlich gibt es in dieser zahlenmäßig riesigen Gruppe entsprechend unterschiedliche Sub-Systeme. Diejenigen, die sich an einer historisch angemessenen Einordnung des Bibeltextes und einer aktuellen Interpretation des Sinns (jeweils unabhängig von irgendwelchen Verlautbarungen des Vatikans dazu) orientieren, dürften keine Minderheit sein. Mit diesen Menschen leben wir meistens ganz wunderbar zusammen.
Gleichzeitig bewundere ich Deine und Jörn's Robin-Hood-Mentalität mit der Ihr die wortwörtliche Bibelauslegung bis zum letzten Punkt und Komma in einem Triathlonforum bekämpft.
„Da Gott in der Heiligen Schrift durch Menschen nach Menschenart gesprochen hat (6), muß der Schrifterklärer, um zu erfassen, was Gott uns mitteilen wollte, sorgfältig erforschen, was die heiligen Schriftsteller wirklich zu sagen beabsichtigten und was Gott mit ihren Worten kundtun wollte. [...]
Da die Heilige Schrift in dem Geist gelesen und ausgelegt werden muß, in dem sie geschrieben wurde (9), erfordert die rechte Ermittlung des Sinnes der heiligen Texte, daß man mit nicht geringerer Sorgfalt auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift achtet [...]“
Die Frage nach Wahrheit und Gültigkeit eines Textes, ist eine andere als die nach dessen Sinn und Bedeutung.
Du suggerierst zum wiederholten Male, ich würde die Bibel rein wörtlich verstehen und den Kontext ignorieren; dabei gebe ich mir große Mühe, den Kontext zu erläutern. Deswegen sind meine Postings mitunter recht lang. Ich beschreibe, wie die damals verwendeten Begriffe heute zu verstehen sind, welcher historische und religiöse Zusammenhang bestand, und so weiter.
Die daraus resultierende Auslegung deckt sich meist mit der Auslegung des Vatikans oder anderer Experten. Denn es gibt höchst umfangreiche Literatur darüber, wie die Bibel auszulegen sei, und warum.
Ich wäre Dir also sehr dankbar, wenn Du den Vorwurf nicht weiter wiederholen würdest, ich würde plump aus der Bibel zitieren, ohne den Kontext zu berücksichtigen.
Du unterliegst einem weit verbreiteten Irrtum, die Auslegung der Bibel führe dazu, dass ein X plötzlich U bedeutet. Das ist nicht der Fall.
Wir können in Deutschland seit den sechziger Jahren einen Wertewandel (z.B. Klages) beobachten ,...
Gleichzeitig bewundere ich Deine und Jörn's Robin-Hood-Mentalität mit der Ihr die wortwörtliche Bibelauslegung bis zum letzten Punkt und Komma in einem Triathlonforum bekämpft.
Wenn man sich den Anteil der Kreationisten in den USA (je nach Quelle 40-50%) ansieht (zB http://www.spiegel.de/wissenschaft/n...a-953951.html), muss man die gesellschaftliche Relevanz einer wörtlichen Bibelauslegung auch für Deutschland schon anerkennen.
Die Wellness-Einstellung, sich aus der Bibel auswählen zu können, was zum eigenen Welt- und Wertebild passt, führt häufig zur irrtümlichen Annahme, auch Gläubige anderswo seien so säkular orientiert. Die Einstellung, einen streng dogmatischen Text grundsätzlich zu akzeptieren, dann aber alles mögliche davon nicht ernstzunehmen, wird von vielen anderen Gläubigen weltweit nicht geteilt.
Für Deutschland relevant ist das auch, weil man dann im Rahmen der Religonsfreiheit lieber die Trennung von Kirche und Staat ignoriert und Kruzifixe in Amtsstuben und Klassenzimmern hängen lässt, ehe man anderen Religionen ihre diskriminierenden (zB Frauen-/Homosexuellenrechte), tierquälenden (zB Schächten), kinderverstümmelnden (zB Beschneidung) Rituale verbietet.
Diejenigen, die sich an einer historisch angemessenen Einordnung des Bibeltextes und einer aktuellen Interpretation des Sinns (jeweils unabhängig von irgendwelchen Verlautbarungen des Vatikans dazu) orientieren, dürften keine Minderheit sein. Mit diesen Menschen leben wir meistens ganz wunderbar zusammen.
Gleichzeitig bewundere ich Deine und Jörn's Robin-Hood-Mentalität mit der Ihr die wortwörtliche Bibelauslegung bis zum letzten Punkt und Komma in einem Triathlonforum bekämpft.
Niemand hat die wortwörtliche Auslegung der Bibel verfochten. Das ist eine Scheindebatte, die an den tatsächlich vorgebrachten Argumenten vorbei geht.
Die Anzahl der Deutschen, die irgendeine halbwegs brauchbare Bibelkenntnis haben, schätze ich unter 1%. Den meisten Gläubigen ist es vermutlich aufgrund ihres Glaubens nicht vermittelbar, wie die Bibel zustande kam und welche historischen Zusammenhänge ihr zugrunde liegen. Von den Kirchen und vom Religionsunterricht werden sie in diesen Punkten nicht angemessen informiert. Das Resultat ist ein Kinderglaube, der in einer aufgeklärten Debatte über die Bibel nicht hilfreich ist.
Für Deutschland relevant ist das auch, weil man dann im Rahmen der Religonsfreiheit lieber die Trennung von Kirche und Staat ignoriert und Kruzifixe in Amtsstuben und Klassenzimmern hängen lässt, ehe man anderen Religionen ihre diskriminierenden (zB Frauen-/Homosexuellenrechte), tierquälenden (zB Schächten), kinderverstümmelnden (zB Beschneidung) Rituale verbietet.
Ganz ehrlich, ich kann dir nicht einmal sagen, ob in meiner Heimatdienststelle irgendwo ein Kreuz hängt. Ich wage es allerdings zu bezweifeln. Und ich denke, es geht den meisten meiner Kollegen genauso. Denn es ist ihnen schlicht egal.
Das man aus falsch verstandener Rücksicht auf Religionsfreiheit, Tierquälerei, Kindesbescheinugen, usw erlaubt, finde ich auch nicht richtig.
Zitat:
Zitat von Jörn
Die Anzahl der Deutschen, die irgendeine halbwegs brauchbare Bibelkenntnis haben, schätze ich unter 1%. Den meisten Gläubigen ist es vermutlich aufgrund ihres Glaubens nicht vermittelbar, wie die Bibel zustande kam und welche historischen Zusammenhänge ihr zugrunde liegen. Von den Kirchen und vom Religionsunterricht werden sie in diesen Punkten nicht angemessen informiert. Das Resultat ist ein Kinderglaube, der in einer aufgeklärten Debatte über die Bibel nicht hilfreich ist.
Das ist sehr treffend formuliert. Darüber hinaus emanzipieren sich auch 99% der anderen "Gläubigen" vom erlernten Kinderglauben und erlernen ihren ganz eigenen Wertekanon, der sich zumeist im Rahmen unserer Gesetzgebung wiederfindet.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Das Resultat ist ein Kinderglaube, der in einer aufgeklärten Debatte über die Bibel nicht hilfreich ist.
Deshalb bin ich ja froh, dass es so kluge und aufrechte Kämpfer wie Dich gibt, die dafür sorgen, dass ein aufgeklärter Umgang damit stattfindet und wir insgesamt erwachsener werden.