Nach deiner Argumentation und deinem Weltverständnis:
Was sagst du zum Beispiel sich jährlich wiederholenden Gruselveranstaltungen gegen den "allierten Bombenholocaust" unter dem Deckmantel des Gedenken der Opfer unter der zivilen Bevölkerung in Hitler-Deutschland?
Haben die auch Recht da sie an eine Kollektivstrafe gedenken?
Nach heutigem Verständnis und der infolge des WK2 geänderten Gesetzeslage (Genfer Konvention, 1949) waren die Flächenbombardements von Wohnhäusern (nicht Industrie- und Militäranlagen) Kriegsverbrechen, ebenso die Atombombenabwürfe in Japan. Den Kriegsopfern sollte man auf beiden Seiten gedenken, was z.B. die Kriegsgräberfürsorge z.B. staatlich unterstützt auch für die umgekommenen Soldaten tut, egal welcher Kriegspartei. Ablehnen würde ich, wenn damit die Schuld DE am WK2 relativiert / geleugnet wird oder gar der Holocaust.
Mir fällt seit ein paar Beiträgen/Seiten auf, dass der Grund des Konfliktes Im Religiösen zu suchen sei. Es wird davon gesprochen, dass die Palästinenser "die Juden" "auslöschen" wollen.
Ich halte das für zu kurz Gegriffen. Der Nahost-Konflikt und die ständigen Eskalationen sind m.E. wesentlich komplexer als "auslöschen von Juden (oder Arabern)". In den Medien - falls dort Experten zu Wort kommen - konnte man schon immer (zumindest seit ich mich daran erinnere) davon hören, dass selbst Experten Schwierigkeiten hätten die Ursachen dieses Konfliktes genau zu verstehen.
Ich bin weit davon entfernt Ursachen zu verstehen. Ich habe aber irgendwie das Gefühl, dass sich der Konflikt strukturell - ähnlich wie im 30 jährigen Krieg - aus einer religiös motivierten Auseinandersetzung eine territoriale Auseinandersetzung gewandelt hat. Freilich, gewürzt und gerechtfertigt mit religiösen Aspekten, deren Ursprünge und Aspekt das Ganze sehr komplex machen.
Mir fällt seit ein paar Beiträgen/Seiten auf, dass der Grund des Konfliktes Im Religiösen zu suchen sei. Es wird davon gesprochen, dass die Palästinenser "die Juden" "auslöschen" wollen. ...
Zumindest ich sehe es nicht als "religiösen Konflikt" - das wäre für mich der Fall, wenn Angehörige zweier unterschiedlichen Religionen sich gegenseitig wegen der Religion angreifen würden (z.B. Hindus und Muslime in Indien). Aber nicht mal die Hamas greift spezifisch Menschen jüdischen Glaubens an, sondern Juden/Israelis als Volk, egal ob Atheist, Muslim, Christ oder Jüdisch. Ist Antisemitismus religiös?
Zitat:
Zitat von Helmut S
Der Nahost-Konflikt und die ständigen Eskalationen sind m.E. wesentlich komplexer als "auslöschen von Juden (oder Arabern)". In den Medien - falls dort Experten zu Wort kommen - konnte man schon immer (zumindest seit ich mich daran erinnere) davon hören, dass selbst Experten Schwierigkeiten hätten die Ursachen dieses Konfliktes genau zu verstehen.
In meinen Augen sind solche "Experten" (gewollt oder ungewollt) Apologeten des brutalen, unmenschlichen Terrors, der seit 1948 von Arabern gegenüber Juden/Israelis ausgeht, und ohne den es kein Nahost-Konflikt in dieser Form gäbe. Spätestens der 7.10.23 hat für mich bei dem Problem jegliche Komplexität in den Hintergrund gerückt, und den Konflikt auf den Kern reduziert, der mit dem Angriffskrieg von mehreren arabischen Staaten in 1948 begann, in der Tradition des Holocaust.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Die Frage aller Fragen ist für mich, an welchem Punkt kann ich darauf vertrauen, dass Menschlichkeit und Völkerrecht von allen Seiten eingehalten wird. Wann werden Russland und die Hamas eine Garantie für die Einhaltung von humanitären Grundsätzen liefern können? Um einen Bezug zur Geschichte herzustellen, hätte man Nazi Deutschland besiegen können, wenn man nicht den "Totalen Krieg" nach Deutschland getragen hätte? Es sind nicht alle Russen die Aggressoren und auch nicht alle Palästinenser sind Terroristen, aber auch nicht alle Deutschen waren Nazis (also würde ich mal hoffen, war kein Zeitzeuge). Um noch einen Vergleich zu einem Verbrecherregime zu ziehen, auch Honecker und Mielke standen nicht allein an der Grenze. Ich frage mich ganz ernsthaft hat meine Generation Glück, dass die Alliierten den Deutschen ein für allemal mit Bomben aufgezeigt haben, dass nur ein friedliches Zusammenleben in Europa möglich ist? Und wie anders, als mit der totalen Bekämpfung einer verbrecherischen Ideologie kann man Frieden in einer Region wiederherstellen?
Die UNO ist seit vielen Jahren sehr parteiisch, nicht speziell wegen dieser Forderung. Die Forderung an sich finde ich fair gegenüber der Zivilbevölkerung - nur völlig unsinnig, solange man keine Lösung dafür hat, wie die Mitversorgung der Hamas ausgeschlossen werden kann. Die Forderung in dieser Form unterstützt die HAMAS beim weiteren Morden von Juden. Soll Israel vielleicht vor der nächsten Militäroperation auch die Krankenhäuser oder Schulen neu aufbauen, damit die Hamas wieder schöne geschützte Raketenbasen hat?
Die Frage aller Fragen ist für mich, an welchem Punkt kann ich darauf vertrauen, dass Menschlichkeit und Völkerrecht von allen Seiten eingehalten wird.
In dieser, m.E. recht guten Anne Will Sendung wird u.a. diese Frage besprochen.
Nebenbei: Der als "Ex BND Mitarbeiter" vorgestellte Gerhard Conrad ist wahrscheinlich DER(!) deutschsprachige Experte schlechthin. Als ich mich über ihn informierte, musste ich wegen der Bezeichnung "Ex-Mitarbeiter" leicht schmunzeln. Es stimmt zwar, wird der Sache m.E. aber nicht so wirklich gerecht
Von blindem Vertrauen ganz allgemein in die UNO-Organsisationen war ja gar nicht die Rede, sondern von der Bewertung von Informationen, die von Kriegsparteien kommen, im Unterschied zu einer UNO Bewertung im Falle der humanitären Lage der Zivilbevölkerung in Gaza. Da ziehe ich die UNO-Bewertung den beiden anderen Alternativen vor.
Das sagte gestern ein früher in Gaza arbeitender UNO-Mitarbeiter auf die sehr suggestiv, mit Unterstellung arbeitenden Interviewfragen des Tagesthemenmoderators. Was eine offene, neutral formulierte Frageform ist, wissen die gar nicht mehr. Zum Glück ging der Interviewte sehr souverän damit um.