Tja, und da bin ich eben anderer Ansicht. Wenn eh nur zählt, was der Zeitgeist den Menschen (auch der Papst ist ja nur ein solcher) gerade als zulässige Interpretation des geschriebenen Wortes erlaubt, worauf beruht sich dann der Absolutheitsanspruch der Kirche(n)?
Entweder "es steht geschrieben" im "Wort des lebendigen Gottes"... oder "ich interpretiere es mir, wie ich es gern hätte", dann aber bitte ohne Berufung auf irgendeine Supermacht im Jenseits.
Und ja, es ist in der Tat abwegig, dass der Papst persönlich irgendeinem Homosexuellen etwas böses wünscht oder seinen Tod befürwortet, aber er ist Oberhaupt einer Kirche in der dieses Gedankengut SEHR WEIT verbreitet ist und auch nicht ausdrücklich bekämpft wird.
Für eine katholisch Sozialisierte argumentierst Du reichlich biblizistisch. Die katholische Kirche hat nie gelehrt, dass die Texte der Bibel wortwörtlich zu nehmen seien. Schon die Kirchenväter entwickelten die sog. "Lehre vom vierfachen Schriftsinn", also die Möglichkeit verschiedener Auslegungsweisen der Bibel.
Die kath. Kirche beruft sich - im Unterschied zu den protestantischen Kirchen - auf Schrift UND Tradition. Natürlich hat die Schrift ein grosses Gewicht, aber die Kirche leitet ihre Wahrheitsansprüche keineswegs allein aus der Schrift ab.
Was das Thema Homosexualität angeht, ist die Schrift ziemlich eindeutig: Homosexualität wird abgelehnt. Dennoch ist natürlich möglich, moraltheologisch pro homosexuelle Partnerschaften zu argumentieren - indem man etwa auf den Wert der Liebe zwischen Menschen verweist (wurde vom II. Vat. Konzil sehr betont) oder eine geeignete Anthropologie entwickelt.
Theologisch begruendbar - find ich irgendwie ne lustige Umschreibung.
Da wird eine durch nichts logisch begruendbare dogmatische Lehre geschaffen aus der heraus dann logisch argumentiert werden kann, oder wie?
Wenn sich aus logischer Argumentation voellig unplausible Ergebnisse herleiten lassen, dann koennte man vermuten, dass die Argumentationsgrundlage mangelhaft ist. Ganz davon abgesehen, dass nirgendwo im NT steht, dass Jesus was gg Schwule hatte (das AT wird vom NT quasi ueberstimmt, das hat nichts mit schoenreden zu tun Flitzetina). Da steht auch nicht, dass Priester im Zoellibat leben muessen, genau so wenig wie da eigentlich was von ner jungfraeulichen Geburt stand.
Mache es doch nicht so kompliziert . Als eine Begründung kann eine Fundstelle in einem Standarwerk der Christen, Bibel genannt , erachtet werden. Es gibt reichlich Bibelstellen aus denen eine Stellungnahme zur Homosexualität abgeleitet werden kann, wie z.B. "Männer mit Männern bringen Schande über sich und empfangen am eigenen Leib den Lohn für ihre Verirrung.". Und wenn man will (wie bereits geschrieben, ich nicht...), kann sich darauf berufen werden um eine bestimmte Position zu vertreten.
Da im Begriff Theologie auch das griechische Wort -logos, also Wort steckt, ist der Verweis auf ein Wort aus der Bibel als Begründung doch nicht schwer nachzuvollziehen. Das ist völlig von dem Glauben an eine "Lehre" zu trennen.
Zitat:
Zitat von FuXX
Vor allem reicht seine Kernaussage "Liebe deinen naechsten wie dich selbst" als Wegweiser in fast allen Lebenslagen. Muessten sich nur alle dran halten.
Fuer reflektierte Menschen geht das dann auch ganz ohne Kirche, da Moral und Ethik der Gruppe einfach nuetzen, genau wie dem Einzelnen. Nur wer dumm ist braucht die Androhung von juengstem Gericht und Hoelle. Heute funktioniert die Androhung nicht mehr, daher ist die Welt womoeglich noch unsozialer als frueher.
Hier unterliegst Du wieder dem Klischee der alleinigen Existenz des alten Testamentes, dabei weist Du es selbst wie oben selbst geschrieben besser. Nein, dadurch das Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist und für die Menschen am Kreuz gestorben ist sind Christen erlöst. Für einen Christen existiert überhaupt keine Drohung, das ist genauso Klischee wie Aussagen das Christen unlustig sind und wenn überhaupt zum lachen in den Keller gehen müssen .
Weshalb die Welt unsozialer geworden ist könnte man allerdings auch mit der geringeren Zahl der Gläubigen in Zusammenhang bringen. Stimmt aber vermutlich ebenso wenig.
Das juengste Gericht wird aber nicht einfach alle in den Himmel verfrachten. Jesus hat sicher nur die erloest die sich wuerdig erweisen, auf die anderen wartet immer noch Verdammnis. Oder, wenn du es anders haben willst: Die boesen sind keine echten Christen, daher sind sie nicht erloest worden - und da ist sie wieder die Drohung, sei ein guter Christ, sonst...
Desweiteren finde ich ja allgemein an Religionen recht amuesant, dass sowohl alle die vor der Religion gelebt haben, als auch alle die in eine andere geboren wurden schlicht gekniffen sind, wenn sich am Ende eine andere als die eigene als die wahre Religion erweist - tja, dumm gelaufen.
FuXX
PS: Wie war das noch...
Hell Director: Hello, newcomers and welcome. Can everybody hear me? Hello?
[taps microphone]
Hell Director: Can everybody... ok. Um, I am the Hell Director. Uh, it looks like we have 8,615 of you newbies today. And for those of you who were little confused: uh, you are dead; and this is Hell. So abbandon all hope and yadda-yadda-yadda. Uh, we are now going to start the orientation Process which will last about...
Protestant: Hey, wait a minute. I shouldn't be here, I was a totally strict and devout Protestant. I thought we went to heaven.
Hell Director: Yes, well, I'm afraid you are wrong.
Soldier: I was a practicing Jehovah's Witness.
Hell Director: Uh, you picked the wrong religion as well.
Man from Crowd: Well who was right? Who gets in to Heaven?
Hell Director: I'm afraid it was the Mormons. Yes, the Mormons were the correct answer.
The Damned: Awwww...
Darüber lässt sich vorzüglich streiten. Ich finde Kants Trennung zwischen Recht und Moral einleuchtend. Recht ist dahingehend das praktische Verhältnis von einer Person gegen eine andere, er nennt es die Vereinbarung der Willkür des einen mit der Willkür des anderen unter dem Deckmantel der Freiheit.
Moral hingegen hat mit der inneren Pflicht zu tun. Ist bei Recht die Handlung vorgegeben bzw. negativ formuliert verboten, so handelt es bei der Moral um Handlungsmaximen.
Das ist insofern einleuchtend, als dass eine rechtliche Handlung auch unmoralisch sein kann und eine moralische Handlung nicht rechtens.
Stimmt, Kant hat die Begriffe getrennt, aber nicht aus dem Grund, dass sie nichts miteinander zu tun hätten, sondern weil eine Diskrepanz zwischen Recht und Moral entstanden ist und er weitere Aufgaben des Rechts unabhängig von der Moral entdeckt hat, sodass dieser Schritt nötig war.
Das ändert aber nichts daran, dass die Moral/Ethik trotzdem noch eine Teildisziplin des Rechts ist und die Beziehung nach wie vor besteht.
Meine Aussage bleibt also valide.
Was ich übrigens wieder sehr interessant finde: Jeder greift sich - und das passiert immer, wenn über die Basis bzw. das Wesen einer Religion diskutiert wird - das aus der Religion heraus, dass gerade in der Debatte am besten passt und genau dafür hat er dann auch natürlich die passenden Belege parat. Man kann sich Vieles schön argumentieren, aber es bleibt wie in der Politik: Die Kirche ist in der Pflicht, mich zu überzeugen, dass sie an die gute Interpretation glauben, es ist nicht meine Aufgabe, Aussagen, Texte usw. selbst soweit zu interpretieren, bis ich auf einen Konsens komme. Wenn mir ein Politiker seine Politik nicht kommunizieren kann, ist er ja auch Schuld, wenn ich ihn nicht wähle und nicht ich, der ich sein Konzept nicht verstanden habe.
Aber egal, ob ihr jetzt an die gute oder schlechte Auslegung des Christentums bzw. der Bibel glaubt, mir ist das egal, denn selbst wenn ich das noch so löblich fände würde ich niemals an eine Religion glauben, da mir die Naturwisschenschaften viel lieber sind und ich alleine aus der Betrachtung von Universum, Weltgeschichte und Zukunft nicht daran glauben könnte, dass das mit einem so genannten Gott in Verbindung steht.
Hat er ja auch recht. Der soziale Gedanke, soziale Wärme und Gerechtigkeit in einem ethischen Sinne ist weitgehend abhanden gekommen. Die Vernunft bzw. das Kalkül auf Basis dessen Entscheidungen als vernünftig beurteilt werden ist hauptsächlich am monetären Ertrag und am Egoismus - also am Ergebnis - ausgerichtet. Es ist ein kühles, naturwissenschaftliches Kalkül, dass unsere Gesellschaft steuert.
Zitat:
Der letzte Maßstab und der Grund für die Arbeit eines Politikers dürften nicht Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein. "Die Politik muss Mühen um Gerechtigkeit sein und so die Grundvoraussetzung für Frieden schaffen."
Die Kirche ist in der Pflicht, mich zu überzeugen, dass sie an die gute Interpretation glauben, es ist nicht meine Aufgabe, Aussagen, Texte usw. selbst soweit zu interpretieren, bis ich auf einen Konsens komme. Wenn mir ein Politiker seine Politik nicht kommunizieren kann, ist er ja auch Schuld, wenn ich ihn nicht wähle und nicht ich, der ich sein Konzept nicht verstanden habe.
Die Kirche bzw. die Kirchen oder auch sonstige Religionsgemeinschaften offerieren "etwas", genauso wie politische Parteien. Aber die Zeit der Missionierung ist vorbei. Du kannst also ein Angebot annehmen indem Du aktiv wirst, das angebotene nutzt oder Du bleibst wo Du bist und bist passiv. Woher Du eine "Pflicht" der Kirche ableitest Dich überzeugen zu müssen bleibt mir ein Rätsel.
Ich würde mir es nicht nehmen lassen jeweils meinen eigenen Verstand zu benutzen um Dinge abzuwägen. Um in Deinem Bild zu bleiben: kommt also der Politiker nicht zu Dir auf die Couch und überzeugt Dich gehst Du gar nicht zu Wahl. Ich vermute Du warst noch nicht oft wählen ? Kam Arne bei Dir vorbei und hat dich überzeugt bei TS einzusteigen ?
Hat er ja auch recht. Der soziale Gedanke, soziale Wärme und Gerechtigkeit in einem ethischen Sinne ist weitgehend abhanden gekommen. Die Vernunft bzw. das Kalkül auf Basis dessen Entscheidungen als vernünftig beurteilt werden ist hauptsächlich am monetären Ertrag und am Egoismus - also am Ergebnis - ausgerichtet. Es ist ein kühles, naturwissenschaftliches Kalkül, dass unsere Gesellschaft steuert.
Oh nein, da hat er sicher nicht Recht!
Die Vernunft, um die es hier geht (Vernunft im Zuge der Aufklärung) geht vom Vernunftbegriff von Kant aus. Die kantische Ethik zeichnet sich dadurch aus, dass sie jeden Menschen in den Mittelpunkt stellt und es nicht zulässt, dass der Mensch als Mittel missbraucht wird. Das schließt ein kapitalistisches Vorgehen also aus!