Gernhardt-Sportgedicht der Woche ... - Seite 75 - triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum
02.10.2012, 09:22
#593
Szenekenner
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Robert Gernhardt:
Eines Tags geschah es Kant,
daß er keine Worte fand.
Stundenlang hielt er den Mund,
und er schwieg – nicht ohne Grund.
Ihm fiel absolut nichts ein,
drum ließ er das Sprechen sein.
Erst als man zum Essen rief,
wurd‘ er wieder kreativ,
und er sprach die schönen Worte:
"Gibt es hinterher noch Torte?"
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
04.10.2012, 15:17
#594
Szenekenner
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Ludwig Thoma:
Die Abenteuer des Gymnasiallehrers
(Teil 4 von 5)
So blieb ihm nichts mehr als zu trinken;
Er war Germane und er trank
Und durft‘ in Seligkeit versinken
Mit seinem Mädchen, und versank.
Er dacht' an Bacchus und Tribaden,
Wie so der Wirbel um ihn schwoll;
Schon fühlte er die zarten Waden,
Und wurde glücklich, – wurde voll.
Es jauchzt um ihn mit gellen Tönen,
Ein jeder Busen atmet wild,
Die Haare lösen sich der Schönen,
Und immer wilder wird das Bild.
So hat es Juvenal beschrieben!
So hat es Martial geschaut!
Ein Prosit allen, die sich lieben!
Und Evoë für jede Braut!
Was ist die Moral! Nur eine Blase,
Steigt kränklich im Gehirne auf.
Die Sünde kommt uns in die Nase
Und nimmt von selber ihren Lauf.
Et cetera! So ging es weiter.
Was hilft die Philologenzunft?
Auch Professoren werden heiter
Und werden wild in ihrer Brunft.
Nach so viel Sekt und Süßigkeiten
Schmeckt uns die Weißwurst und das Bier.
Der Abschluß ist das Heimbegleiten
Für jedes Paar. Warum nicht hier?
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07.10.2012, 10:23
#595
Szenekenner
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Ludwig Thoma:
Die Abenteuer des Gymnasiallehrers
(Teil 5 von 5)
Auch Josef saß in einem Wagen
Und fühlte, wie an ihn sich preßt,
Was hier nicht unbefangen sagen,
Doch sich sehr einfach denken läßt.
Er fühlte seine Pulse hämmern,
Doch wußt' er nicht, was sonst geschah;
Denn seinen Sinn umfing ein Dämmern,
Daß er nichts mehr Genaues sah.
Er stolpert hastig über Stiegen
Und fällt auch irgendwo ins Bett,
Und muß sehr lang darinnen liegen –
Das übrige war wundernett.
Er hat die Zeit bis Abends sieben
Bei diesem Mädchen zugebracht,
Und fuhr alsdann zu seinen Lieben
Nach Freising etwa halb um acht.
Als er daheim nun angelangte,
War er von solcher Müdigkeit,
Daß seine Frau um ihn sich bangte;
Sie macht' das Bett für ihn bereit.
Und Josef hat sich ausgezogen
Und sprach, daß er erkältet sei,
Und hat noch dies und das gelogen,
Denn eine Frau frägt vielerlei.
Daß Lügen kurze Beine tragen,
Das zeigte sich hier wunderbar;
Denn Josef ward so ganz geschlagen,
Daß hier für ihn kein Ausweg war.
Er trug – da gibt es kein Entrinnen
Und kein Erklären so und so –
Er trug aus duftig weißem Linnen
-- Das Höschen seines Domino --!
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09.10.2012, 14:42
#596
Szenekenner
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Wilhelm Busch:
Es ist halt schön,
Wenn wir die Freunde kommen sehn. –
Schön ist es ferner, wenn sie bleiben
Und sich mit uns die Zeit vertreiben. –
Doch wenn sie schließlich wieder gehen,
Ist’s auch recht schön. –
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11.10.2012, 09:33
#597
Szenekenner
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Klaus Cäsar Zehrer:
Die schönste Sache der Welt
Die Liebe ist doch allemal
viel schöner als ein Schlaganfall.
Die Liebe ist auch ganz gewiß
viel schöner als ein Kreuzbandriß.
Soweit ist alles ganz einfach. Aber jetzt:
Was von diesen zwei ist schöner:
Die Liebe oder Chicken Döner?
Hier gilt es abzuwägen.
Die Liebe, das ist nicht nur Ficken,
sie bringt oft unser Herz in Not.
Der Döner, das ist nicht nur Chicken,
er bringt uns auch Salat und Brot.
So, damit wäre das ja wohl geklärt.
Sonst noch Fragen?
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14.10.2012, 14:35
#598
Szenekenner
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Erich Kästner
Kleine Sonntagspredigt
Jeden Sonntag hat man Kummer
und beträchtlichen Verdruß,
weil man an die Montagsnummer
seiner Zeitung denken muß.
Denn am Sonntag sind bestimmt
zwanzig Morde losgewesen!
Wer sich Zeit zum Lesen nimmt,
muß das montags alles lesen.
Eifersucht und Niedertracht
schweigen fast die ganze Woche.
Aber Sonntag früh bis nacht
machen sie direkt Epoche.
Sonst hat niemand Zeit dazu,
sich mit sowas zu befassen.
Aber sonntags hat man Ruh,
und man kann sich gehen lassen.
Endlich hat man einmal Zeit,
geht spazieren, steht herum,
sucht mit seiner Gattin Streit
und bringt sie und alle um.
Gibt es wirklich nichts Gescheitres,
als sich, gleich gemeinen Mördern,
mit den Seinen ohne weitres
in das Garnichts zu befördern?
Ach, die meisten Menschen sind
nicht geeignet, nichts zu machen!
Langeweile macht sie blind.
Dann passieren solche Sachen.
Lebten sie im Paradiese,
ohne Pflicht und Ziel und Not,
wär’ die erste Folge diese:
Alle schlügen alle tot.
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16.10.2012, 08:47
#599
Szenekenner
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Wilhelm Busch:
Also spricht der Fatalist:
Du mußt werden, wie du bist.
Widerstreben ist vergebens.
Der Gebieter allen Lebens
Gab dir schon von Anbeginn
Deinen Wunsch und Eigensinn,
Bald mit Ja und bald mit Nein
Grade so und so zu sein.
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18.10.2012, 13:38
#600
Szenekenner
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Ringelnatz:
Ein Taschenkrebs und ein Känguruh,
Die wollten sich ehelichen.
Das Standesamt gab es nicht zu,
Weil beide einander nicht glichen.
Da riefen sie zornig: "Verflucht und verdammt
Sei dieser Bureaukratismus!"
Und hingen sich auf vor dem Standesamt
An einem Türmechanismus.
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