Trauervoller Rückblick und fröhlicher Anfang
Ihr Freunde traut und wohlgeneigt,
Ich bin schon wieder angezeigt.
Der Schreiber oder Sekretär
Nimmt einen neuen Bogen her.
Der Staatsanwalt spannt schon den Hahn
Und legt die Flinte auf mich an,
Der Richter rollt sein Augenpaar,
Es sträubt sich sein Juristenhaar;
Sie haben all auf mich gebirscht;
Die Tinte spritzt, die Feder knirscht.
Der Polizeihund fletscht den Zahn
Und knurrt mich ganz abscheulich an.
Ihr Freunde, trauert nicht so fast!
Ich sitze fröhlich auf dem Ast
Und pfeife, wie der Vogel pfeift,
Ob auch Justiz den Säbel schleift.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Wenn man das zierlichste Näschen
Von seiner liebsten Braut
Durch ein Vergrößerungsglas
Näher beschaut,
Dann zeigen sich haarige Berge,
Daß einem graut.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
Denn wir wollen uns
nicht nur herzen
sondern auch munden
und hauten und haaren
und armen und brüsten und bauchen
und geschlechten
und wieder handen und fußen.
Ich erlaube mir, ein anderes Gedicht von Fried als Ersatz zu posten:
WAS ES IST
Es ist Unsinn, sagt die Vernunft.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.
Es ist Unglück, sagt die Berechnung.
Es ist nichts als Schmerz, sagt die Angst.
Es ist aussichtslos, sagt die Einsicht.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.
Es ist lächerlich, sagt der Stolz.
Es ist leichtsinnig, sagt die Vorsicht.
Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.
Fried hat einige super Gedichte zu bieten. Mir zumindest gefallen sie.
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Be?ehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.