Nein, ich verwechsle gar nichts. Bieg den Nagel als Beispiel ein paar mal plastisch (!!) hin und her, danach wird er auch elastisch "weicher" ohne dass sofort äußerlich erhebliche Risse sichtbar sein müssen.
Meik, das geht doch weit am Thema vorbei. Die weichgetretenen Rahmen sind doch kein einziges mal plastisch verformt worden. Auch für den Nagel gilt daß Du sicherlich eine verringerte Steifigkeit nach der plastischen Verformung messen kannst. Spüren wirst Du lediglich die veränderte Streckgrenze!
Nach der plastischen Verformung führst Du aber Dein Bauteil sowieso besser dem ewigen Quell zu. Das ist ja gerade der Unfallfall in dem Du sogar schon etwas erkennen kannst und eben nicht die 60Mm deines Rahmens im plastischen Bereich!
Zitat:
Zitat von Meik
Es MUSS keinen riesigen Riss geben damit eine spürbare Veränderung der Festigkeit eines Bauteils eintritt.
Und ich schreibe eben die ganze Zeit nicht von der Festigkeit, sondern der Steifigkeit.
__________________
PB
07.08.2011 2:10:31 Summertime Tri Karlsdorf KD
10.06.2012 5:03:16 Challenge Kraichgau MD
08.07.2012 10:38:13 IM FfM
12.03.2017 42:40 Bienwald 10K
12.03.2017 1:30:55 Bienwald HM
29.10.2017 3:15:05 FfM M
Nö, auch wenn ich angesichts der Uhrzeit im letzten Post Festigkeit und Steifigkeit vertauscht habe. Auch wenn im Zusammenhang eigentlich klar gewesen sein sollte was ich meine da ein Bauteil keine Festigkeit hat sondern die eine Materialeigenschaft ist.
@amontecc: Klar KANN die Lastgeschichte auch bei Stahl Auswirkungen haben. Nur hat Stahl eine Dauerfestigkeitsgrenze und damit eine Dauerfestikgeit, Alu hat keine! Das ist ja der springende Punkt, bei Alu führt auch eine wiederholte sehr kleine Belastung schon zu einer Materialermüdung.
Plastische Verformungen bei der Herstellung sind schwer zu beurteilen wenn man den Prozess nicht kennt. Gerade bei Alu folgt nach dem Umformen häufig noch eine Wärmebehandlung. Dazu können Verformungen auch zu einer Kaltverfestigung führen, sie müssen nicht zwangsläufig zu einer Bauteilschwächung führen. Aber auch lokale Kaltverfestigungen können ein Problem sein da sie Spannungsspitzen im Bauteil hervorrufen.
@Meik: Drum sollten auch die fertig hergestellten Bauteile diversen haltbarkeitstests unterzogen werden. Zum Einen während der Entwicklung und zum anderen auch Serienbegleitend. Wenn man der Meinung ist, dass ein Hersteller so etwas nicht macht: Finger weg!
Hier einmal ein paar Zitate aus Wikipedia:
"Bei ferritisch-perlitischen Stählen beginnt der Bereich der Dauerfestigkeit bei zirka 1 – 5 · 10hoch6. Es ist aber heute umstritten, ob es überhaupt eine wirkliche Dauerfestigkeit gibt oder ob es bei sehr hohen Lastspielzahlen (VHCF = Very-High-Cycle-Fatigue) auch bei sehr geringen Belastungen zum Versagen kommt. Bei austenitischen Stählen und kfz Basiswerkstoffen (z. B. Aluminium, Gold, Kupfer) fällt die ertragbare Amplitude weiter ab. Eine „echte“ Dauerfestigkeit existiert hier nicht. Daher wird hier meist die ertragbare Amplitude bei 10hoch8 Lastwechseln als Dauerfestigkeit bezeichnet. Unterliegt ein Bauteil ständiger Korrosion oder stark erhöhter Temperaturen, so kann nicht mehr mit einer Dauerfestigkeit gerechnet werden."
und
"Die Zahl der ertragenen Schwingspiele eines Bauteils unter Betriebsbelastung (variable Belastungsamplituden) bis zum Ausfall kann im Rahmen statistischer Genauigkeit mit Hilfe der Wöhlerlinie vorausgesagt werden. Dazu verwendet man die Methoden der linearen Schadensakkumulation nach Palmgren, Langer und Miner. Man spricht hierbei von betriebsfester Bemessung eines Bauteils. Betriebsfestigkeit wird heute in nahezu allen Bereichen der Technik zum Zweck des Leichtbaus eingesetzt."
Für die Dauerhaltbarkeit bzw. die zu erwartende (Rest-)Lebensdauer unserer Fahrrad-Bauteile spielt somit die Lastgeschichte eine sehr entscheidende Rolle. Warum ausgerechnet "Carbon" auf Dauerhaltbarkeit konstruiert werden kann erschließt sich mir nicht.
Das heißt für den Kunden, der ein Produkt nach Stand der Technik kauft, dass er erwarten kann, dass das Produkt die im allgemeinen übliche Lebensdauer bei bestimmungsgemäßem Gebrauch erwarten kann. Was Lebensdauer und Stand der Technik angeht ist unter anderem auch durch diverse Normen festgeschrieben.
Nein. Die Normen sind teilweise vollkommen praxisfremd.
Das ist auch ne kühne Behauptung. Beispiele?
Auf der Velotech-Seite habe ich mehrfach das DIN-Logo wiedererkannt.
Ausserdem heisst es:
"Wir testen auf der Basis neuster Sicherheitsstandards und Gesetze des Zertifizierungsprogramms."
Im Smolik-Glossar gefunden zum Label "DIN plus", welches von Velotech genutzt wird:
"Freiwillige Vorschrift, der sich Fahrradhersteller unterziehen können, um eine
entsprechende Certifizierung zu bekommen.
Die DIN Plus stellt je nach Fahrradtyp unterschiedliche Ansprüche, die aber
deutlich über die der DIN 79100 hinausgehen. So werden beispielsweise bei
Rennrädern und Mountainbikes erheblich höhere Anforderungen an die Bauteile
gestellt als beim Gebrauchsrad."
Nur mal interessehalber. Worauf basiert diese Aussage?
Allgemein auf der in der Konstruktion verwendeten Grundlage, dass ein Stahlbauteil, das eine Mio Lastwechsel im elastischen Bereich durchhält, unbegrenzt dauerfest ist.
Zitat:
Zitat von amontecc
Das ist auch ne kühne Behauptung. Beispiele?
Nein.
Ich lese in diversen Fachzeitschriften, speichere, was mir wesentlich erscheint, im Hinterkopf ab, archiviere aber nicht.
"Aktuelle" Überschrift in der SAZ Bike No. 11 vom 27.6.11:
Zitat:
Velotechde prüft nicht mehr nach DIN
Weiter:
Zitat:
Die Akkreditierung von Velotech.de (Schweinfurt) als Prüfinstitut bei der DIN Certco GmbH ist mit sofortiger Wirkung erloschen...
Das Zertfizierungsprogramm, das DIN Certco anwende, so Brust, habe für velotech.de an Bedeutung verloren. Dessen Voraussetzungen wurden 1996/97 erarbeitet.
Ich weiss, dass Ernst Brust seit jeher die laschen, teils praxisfremd niedrigen Ansprüche kritisiert hat und stets versuchte, relevante Werte durchzusetzen
Damit sei es an dieser Stelle genug und aber auch nur, weil ich noch im Laden steh und die Zeitung grad noch hier liegt.
__________________
Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!