So ein insgesamt kluger Beitrag mit so einem bescheidenen Ende. Eine Korrelation zwischen Intelligenz und politischer Meinung existiert nicht.
Personen mit anderer Meinung die Intelligenz abzusprechen ist schon reichlich selbstgefällig
Natürlich ist das auch kein Argument gegen ein Tempolimit, nur eine Klarstellung der Wirkgrößen. Ich finde es einfach faszinierend, daß eine Maßnahme mit so geringem Effekt (positiv wie negativ) im Vergleich zu vielen anderen Möglichkeiten solch hohe Symbolwirkung hat und solch emotionale Reaktionen provoziert.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ein Tempolimit einzuführen kostet nichts. Gar nichts. Das ist ein wichtiger Punkt, sogar ein Totschlagargument.
Es gibt keine Statistik die gegen ein Tempolimit spricht, weder in Sachen Klima noch in Sachen Unfall -häufigkeit und/oder -schwere.
Dann verweise ich nochmal auf meine Frage an Harm. Darin bezog ich mich auf die hier mehrfach angeführte Studie der Uni Stuttgart, die vom Bundesumweltamt veröffentlicht wurde.
Zitat:
Zitat von Genussläufer
Danke für den Hinweis auf die Studie. Ich habe die n der Mittagspause mal überflogen. Wirklich interessant. Habe ich es richtig verstanden, daß bei der Einsparung auch eine veränderte Routenauswahl und ein geplanter Wegfall der PKW Nutzung inkludiert ist?
Wäre völlig ok. Macht es auch nicht weniger sinnvoll. Man sollte es nur im Hinterkopf behalten. Die Studie betrachtet übrigens auch Tempo 30 innerorts. Bei gleicher Methodik rechnet man dort mit einer höhere Treibstoffbelastung. Habe ich das richtig wiedergegeben?
Es haben sich einige der Leser hier mit der Studie beschäftigt. Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir auf meine Fragen eine Antwort geben könntet.
@sabine-g: Wenn wir uns an der Studie festhalten wollen, was scheinbar Konsens ist, akzeptieren wir gleichermaßen die Methodik. Wenn wir die Methodik akzeptieren, müssten wir Tempolimit 30 innerorts ablehnen. Oder suchen wir uns beliebig die Methodik, die unsere Einstellung widerspiegelt? Der Eindruck könnte durchaus entstehen. Nur würde das einen sehr breiten Konsens außerhalb der jeweiligen Lebensblase deutlich erschweren.
Zitat:
Zitat von TriVet
+1
sollte eigentlich mittlerweile jeder sein.
Nun liegen aber auch Gründe dagegen vor. Siehe Studie in Bezug auf Tempo 30. Sollte dennoch jeder dafür sein?
Hier etwas in Sachen Unfallhäufigkeit, mag jeder seine Schlüsse ziehen, inwieweit damit für ein Tempolimit argumentiert werden kann:
Was Du schreibst ist richtig. Und dennoch ist die Gesamtrechnung irreführend. Sinnvoller ist hier die Marginalperspektive. Und da wird man feststellen, daß an Stellen, wo ein Tempolimit eingeführt wurde, tatsächliche messbare Verbesserungen aufgetreten sind. Und dieser Marginaleffekt ist entscheidend. Z.B. Frankreich oder Italien mit Deutschland zu vergleichen, wo das Tempolimit nur eine Variable darstellt, kann einen schnell auf die falsche Fährte führen.
Aber zugegeben, der nachgewiesene Effekt ist nicht groß. Die Lautstärke der Diskussion würde hier ganz anderes vermuten lassen
Ich stolpere hier über eine Wortwahl, die mir aus Verschwörungstheorien bekannt ist. "Einheitsmeinung aller Menschen", Bevormundung, individualistisches oder kollektivistisches Gesellschaftsbild. Aus meiner Sicht lädst Du das an sich einfache Thema damit ziemlich auf, als würden sich ganze Weltbilder gegenüberstehen.
Sorry, wenn es so rüberkommt. Aber die Reaktionen einiger Protagonisten hier legen es nahe daß sie es einfach nicht gelassen akzeptieren können, daß es Menschen mit konträren Meinungen bzw. Prioritäten gibt und immer geben wird. Ich nehme es gerne zurück, wenn die entsprechenden Kollegen hier einfach sich zu "leben und leben lassen" bekennen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Wenn ich mit Menschen über dieses Thema spreche, geht es beim Tempolimit vor allem darum, dass die Straßen rappelvoll sind und wir besser miteinander klar kommen, wenn wir die Höchstgeschwindigkeit begrenzen.
Die Straßen sind zu gewissen Zeiten an gewissen Orten rappelvoll, dort halte ich auch situative Geschwindigkeitsanpassung für sehr hilfreich, da nützt aber nicht eine pauschale 120-Grenze was, sondern flexibel je nach Aufkommen alles zwsichen 60 und 140.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Gewiss, eine einzelne Person ist schneller am Ziel, wenn sie mit 200 Sachen auf der linken Spur fährt. Für alle anderen wird es dadurch aber schlechter: Sie haben weniger Platz auf der Autobahn zur Verfügung, sind dadurch langsamer, es wird gefährlicher und kostet Nerven.
Einzelne schnelle Fahrer bei geringer Verkehrsdichte machen für keinen etwas schlechter, dafür gibt es ja mehrere Spuren auf der Autobahn. Möglicherweise fahren auch weniger Leute schnell als gemütlich - ist das ein Grund, der Minderheit die Möglichkeit zu nehmen?
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Die Klimadebatte kommt dann noch oben drauf. Große Probleme erfordern eben große Lösungen, auf die wir uns als Gesellschaft gemeinsam einigen müssen.
Ein Tempolimit ist aber keine "große Lösung", nur ein symbolischer Tropfen auf dem heißen Stein; daher passt für mich die Priorisierung in der Klimadebatte überhaupt nicht.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Mit einer staatlich angestrebten Einheitsmeinung, Bevormundung und kollektivistischer Gesellschaft hat das nichts zu tun. Wir leben in einer der liberalsten Demokratien der Welt.
Der letzte Satz stimmt für die Staatsform, für die Gesellschaft leider m.M.n. inzwischen weniger; der moralische Druck zu einer Art Einheitsmeinung kommt nicht vom Staat, sondern von einer Gruppe von Menschen, die darin einen Nutzen für die Gesellschaft sehen. Ohne dies würden nicht ca. die Hälfte der Menschen hierzulande bedenken haben, ihre Meinung offen zu äußern.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ich nehme es gerne zurück, wenn die entsprechenden Kollegen hier einfach sich zu "leben und leben lassen" bekennen.
"leben und leben lassen" ist ok, wenn Deine Lebensweise sich nicht negativ auf andere Menschen auswirkt. Sonst nicht und dann musst Du auch mit Gegenwind leben können.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
.... der moralische Druck zu einer Art Einheitsmeinung kommt nicht vom Staat, sondern von einer Gruppe von Menschen, die darin einen Nutzen für die Gesellschaft sehen. Ohne dies würden nicht ca. die Hälfte der Menschen hierzulande bedenken haben, ihre Meinung offen zu äußern.
Da sind wir wieder bei der Wortwahl der Verschwörungstheoretiker, von der Klugschnacker schrieb.
Ich kann einem Tempolimit nur positives abgewinnen.
Nach einigen Jahren hier in Schweden hab ich erfahren können, dass Autofahren auch deutlich stressfreier zu erleben sein kann. In Deutschland hat man bei 140km/h noch nen Sprinter mit Blinker links im Rückspiegel.
Hier erlebe ich täglich deutlich mehr Rücksichtnahme und Zurückhaltung im Straßenverkehr. Natürlich ist hier weniger los, nichtsdestotrotz kommt es mir so vor, als hätte die Tempobeschränkung ein positiven Effekt auf die Fahrweise der meisten Verkehrsteilnehmer.
Seit ich hier wohne hab ich die Hälfte meines Tachos nicht mehr benutzen müssen und ich denke, dass schont nicht nur meine Nerven und die Umwelt, ich denke es schont auch die Langlebigkeit der Fahrzeuge. Berufsbedingt hatte ich mir in Deutschland eine unangemessene Fahrweise angewöhnt. Ich bin sehr zufrieden damit, dass ich den Prozess umkehren konnte. Ein Tempolimit ist also klein Weltuntergang oder Einschnitt in die Freiheitsrechte, sondern hat auf vielen Ebenen einen positiven Effekt.