Auf der Bootsfahrt quatschte ich ein bisschen mit Martin, einem guten Schwimmer aus Berlin, der nicht ganz vorne, aber ziemlich weit vorne mit schwimmt. Er berichtete, dass auch er schon zweimal beim Morocco Swim Trek mitgemacht hat, allerdings schon vor Jahren und damals war das wohl noch richtig abenteuerlich. Damals waren die gar nicht in dem Surf Club untergebracht, den ich kenne, sondern sie haben während des ganzen Events in diesen großen Beduinenzelten gepennt, in denen ich jeweils nur eine Nacht verbrachte. Die Toilettensituation und die Duschsituation sei katastrophal gewesen. Trotzdem hat er das Event insgesamt in ganz guter Erinnerung.
Ausserdem besprach ich mich mit Jacques. Der sagte, dass er es heute ruhig angehen wird. Ich beschloss also, wieder einmal zu versuchen, an ihm dran zu bleiben.
Am Vorabend hatte ich mich gegen eine Teilnahme als offizielle Marathonschwimmerin entschieden. Diejenigen, die sich dafür entschieden hatten, trugen heute eine pinkfarbene Badekappe, alle natürlich keinen Neoprenanzug, durften nicht im Wasserschaden schwimmen und durften weder auf der Schwimmboje ausruhen, noch die Verpflegungsstationen, von denen es heute zwei gab, berühren. Ich war ziemlich unsicher gewesen, ob ich das mitmachen soll, habe mich dann aber dagegen entschieden, weil ich nach dem zweiten Tag in der Wertung der Frauen ohne Neoprenanzug auf Platz 4 lag, aber nahezu zeitgleich (nur wenige Sekunden langsamer) mit einer englischen Schwimmerin. Ich versuchte den Trainer zu erreichen, was nicht klappte und fragte dann einen Freund aus dem Triathlon Verein, der mir riet, auf Platzierung zu schwimmen. Mein Trainer (keko), der sich später zurück meldete, empfahl dasselbe.
Um 6:00 Uhr hatte der Chef Organisator Mark mitgeteilt, dass wir die ursprünglich geplante Strecke schwimmen können, weil die Bedingungen gut seien. Heute dann also kein Coast hugging, sondern wieder headland to headland. Wenn ich aber an Jacques dran bliebe, müsste ich sowieso nicht navigieren, weil er es zuverlässig tut.
Wieder pünktlich auf die Minute erfolgte der Staat und ich hängte mich hinter Jacques. Der schlug wirklich ein moderates Tempo an und ich hatte überhaupt keine Probleme, ihm zu folgen. Die erste Verpflegung war circa bei Kilometer 3,3. Kurz davor sah ich die ersten Feuerquallen, aber nur ganz vereinzelt. Ich machte mir erst mal keine Sorgen. Das änderte sich dann aber rasch und es wurden immer mehr und man musste versuchen, ihnen aktiv auszuweichen. Sie tun das ja leider nicht. Bald erwischt mich auch die erste an der Schulter und das brannte ordentlich. Mir wurde etwas Angst und Bange, ob jetzt die restlichen gut 7 km gemeinsam mit Quallen geschwommen werden müssten. Am unangenehmsten stellte ich es mir vor, eine ins Gesicht zu bekommen. Jacques schwamm auch ordentlich Zickzack, um den Quallen auszuweichen. Mich erwischt dann noch einmal eine, das war aber nur ganz leicht gestreift. Und zum Glück war es mit den Quallen auch erst mal vorbei, nachdem wir um eine Landspitze herumgeschwommen waren, nach der uns jetzt gut 3 km unruhiges Wasser erwartete. Das hat Mark schon so angekündigt. Das ist die ungeschützteste Stelle des Ganzen Schwimmens und sei nur eine Frage, WIE kabbelig das Wasser wäre. Ich fand es aber völlig o. k.
Die erste Verpflegung hatte Jacques ausgelassen. Eine Weile dahinter hielt er aber und nahm Eigenverpflegung zu sich. Ich hatte zwei Gels in der Schwimmboje verstaut, verzichte aber darauf, weil ich Sorge hatte, Jacques zu verlieren. Ich hatte auch nicht das Gefühl, zwingend Verpflegung zu brauchen.
An der zweiten Verpflegungsstelle hielt Jacques ganz kurz an und ich aß eine viertel Banane oder so. Mein Ernährungskonzept ist sicherlich verbesserungswürdig. Ich fühlte mich aber o. k.
Die ganze Zeit fühlte ich mich gut und nicht besonders angestrengt. Gegen Ende überlegte ich sogar, ob ich Jacques Wasserschatten verlassen soll, als ein paarmal Leute an uns vorbei geschwommen sind. Ich verzichte dann aber darauf, weil es sich vermutlich nur so locker anfühlte, weil ich eben in seinem Wasserschatten schwamm. So bin ich gemeinsam mit Jacques ins Ziel gekommen und fühlte mich da noch immer ziemlich gut. Einige Schwimmer waren ziemlich im Arsch, ich wusste aber auch von einigen, dass sie noch nie annähernd solche Strecken geschwommen waren, geschweige denn im Freiwasser. So ganz nachvollziehen kann ich das ja nicht, warum man sowas nicht trainiert. Oder warum man sich für ein Event anmeldet, bei dem man innerhalb von vier Tagen über 30 km im Meer schwimmen muss, wenn man zuvor in seinem Leben gerade mal einen Kilometer im Freiwasser geschwommen ist oder so…
Naja, jeder wie er mag. Zum Glück für so manchen Teilnehmer nahmen die Veranstalter die Mindestgeschwindigkeit von 2 km/h nicht so genau, sonst wären doch einige aus dem Rennen genommen worden.
Es stiegen aber auch jeden Tag einige aus.