Zitat:
Zitat von Raimund
Das Problem liegt darin, dass die Beschäftigten (wie in so vielen anderen Berufen...!) inzwischen mit anderen Aufgaben vom Kerngeschäft abgehalten werden, die Arbeitsstunden immer mehr werden, diesem Problem nicht mit einer Resourcenerweiterung, sondern einer Standardisierung und QAs begnet wird und der Druck auf die Kinder immer größer wird, weil man selbst mit nem mittleren Abschluss heutzutage als Verlierer darsteht...
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Das sehe ich auch so.
Ich habe mal an einer Berufsschule ein Praktikum gemacht.
In der Zeit habe ich hauptsächlich hospitiert.
Den mit Abstand besten Unterricht hat ein Mathelehrer gemacht.
Das war aber auch nicht so verwunderlich, da der eine besondere Stellung hatte.
Er unterrichtete praktisch nur die motiviertesten Klassen (Fachoberschüler) und gab wesentlich weniger Stunden als die anderen Lehrer.
Zeitgleich bildete er nämlich auch zukünftige Lehrer aus.
An dieser Schule war es in manchen Klassen noch einen Tick heftiger als an "normalen" Schulen.
Es gab dort eine sogenannte Berufsgrundschule (ich meine wenigstens, sie wurde so genannt).
Dort waren Schüler, die auf dem ersten Bildungsweg daran gescheitert waren, einen Hauptschulabschluss zu erlangen.
Zum Teil wurden diese Schüler meine ich auch "gezwungen" zur Schule zu kommen, weil sonst Leistungszahlungen reduziert oder eingestellt wurden bzw. zumindest solche Sanktionen angedroht wurden.
Hier waren sehr heftige Schüler.
Zwar in kleinen Klassen (10 - 15 Schüler), aber eben eine Ansammlung von Schülern, die sehr negative Erfahrungen mit der Schule gemacht hatten in ihrem Leben.
Solche Klassen wurden nicht von allen Lehrern betreut, sondern wohl nur von einigen, die man dafür als geeignet erachtete.
Allein schon einmal körperlich robust, denn es war durchaus vorgekommen, dass Lehrer körperlich angegangen wurden oder zumindest Angst davor hatten.
Betreut man längere Zeit überwiegend solche Klassen, verliert man als Lehrer bestimmt mit der Zeit an fachlicher Qualifikation, denn was man nicht mehr einübt, dass kann man irgendwann nicht mehr gut erklären.
Um einen guten Unterricht überhaupt machen zu können, brauchen Lehrer Freiräume.
Unvorbereiteter Unterricht kann nur in Einzelfällen, wenn es günstig läuft und der Lehrer sehr routiniert ist in dem entsprechenenden Bereich, didaktisch wirklich gut sein.
Von dem angesprochenen Mathelehrer habe ich z.B. gelernt wie man den Stoff in Form von Tafelbildern aufschreibt zur Untrerrichtsvorbereitung.
Dazu braucht man Zeit und Muße.
Wäre ich Lehrer und hätte ich dreimal in der Woche nachmittags 1,5 oder gar 3 Stunden zusätzlich zu den früher schon üblichen Zeiten Unterricht, dann würde ich wohl auch bald kaum noch den Unterricht vorbereiten.