Der Mund, den Liebe bildete,
Er sprach zu mir das Wort: "Ich hasse",
Der ich um sie verschmachtete.
Doch als sie sieht wie ich erblasse,
Kommt Mitleid in ihr Herz zurück,
Sie schilt die Zunge, die mit süßem
Gewähren sonst mir gab das Glück,
Und lehrt sie so von neuem grüßen:
Zum Hasse wird ein Wort getan,
Das folget ihm wie Tageshelle
Der Nacht, die von des Himmels Bahn
Dämonen gleich, entfloh zur Hölle:
Dem Haß entriß sie Hasses Sieg,
Gab Leben neu und sprach "Nicht dich".
Wünsche Euch noch schöne Rest-Weihnachten !
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
schon lange habe ich überlegt, ob ich mein absolutes Lieblings-Gedichte-Highlight mal hier posten soll. Dachte dann oft, nein lieber nicht, ich mag es nicht teilen, es ist so kostbar. Aber erstens kennst du (und die anderen) es vermutlich, weil es so schön und auch nicht soo unbekannt ist und zweitens soll man nicht mit Schönem Geizen. Also will ich es heute, gleichsam als nachträgliches Weihnachtsgeschenk und als Präsent für ein gutes neues Jahr, mit euch teilen und hoffe, dass es euch auch so gut gefällt. Es handelt, wie sollte es bei mir auch anders sein, vom Schwimmen im weitesten Sinne. Oder vom Sommer. Nein, von beidem:
Vom Schwimmen in Seen und Flüssen - Bertolt Brecht
Im bleichen Sommer, wenn die Winde oben
Nur in dem Laub der großen Bäume sausen
Muss man in Flüssen liegen oder Teichen,
Wie die Gewächse, worin Hechte hausen.
Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm
Leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt
Wiegt in der kleine Wind vergessen
Weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält.
Der Himmel bietet mittags große Stille.
Man macht die Augen zu, wenn Schwalben kommen.
Der Schlamm ist warm. Wenn kühle Blasen quellen
Weiß man: Ein Fisch ist jetzt durch uns geschwommen.
Mein Leib, die Schenkel und der stille Arm
Wir liegen still im Wasser, ganz geeint.
Nur wenn die kühlen Fische durch uns schwimmen
Fühl ich, dass Sonne überm Tümpel scheint.
Wenn man am Abend von dem langen Liegen
Sehr faul wird, so, dass alle Glieder beißen
Muss man das alles, ohne Rücksicht, klatschend
In blaue Flüsse schmeißen, die sehr reißen.
Am besten ist's, man hält's bis Abend aus
Weil dann der bleiche Haifischhimmel kommt
Bös und gefräßig über Fluss und Sträuchern
Und alle Dinge sind, wie's ihnen frommt.
Natürlich muss man auf dem Rücken liegen
So wie gewöhnlich. Und sich treiben lassen.
Man muss nicht schwimmen, nein, nur so tun, als
Gehöre man einfach zu den Schottermassen.
Man soll den Himmel anschaun und so tun
Als ob einen ein Weib trägt, und es stimmt.
Ganz ohne großen Umtrieb, wie der liebe Gott tut
Wenn er am Abend noch in seinen Flüssen schwimmt.
Ich freue mich schon jetzt auf's Schwimmen in freien Gewässern!
Lieber grip, komm gut ins Neue Jahr! Ihr anderen natürlich auch.
Schöne Grüße
J.