Wie ging es nun beim Rennen? Das fing irgendwie ja schon vorher an, genauer gesagt bei der Wahl des Schlafplatzes. Meiner Frau zufolge schlafe ich ein wenig lauter, weshalb ich der Meinung war, nicht in den Schlafräumen oder dem Klassenzimmer, sondern in der Turnhalle einen Schlafplatz zu finden, damit ich die andren nicht störte. Klappte auch prima, niemand anderes hatte diese Idee. Zumindest bis ich nach dem Racebriefing mal wieder vorbeikam, denn dann waren dort noch 3 andere. Na ja, nicht so wild, wir lagen im Prinzip jeder in seiner Ecke. Ausserdem hatten sich die anderen zu mir gelegt, nicht anders rum. Selber schuld.

Es hätte ja schon gleich bei mir klingeln sollen, als das Licht von allein ausging. Genau, ein Bewegungsmelder, der ans Licht gekoppelt war. Ich hatte mich mit ein paar Leuten zum Frühstück um 4 Uhr im Restaurant der Fischer verabredet und war von daher um 10 Uhr klar, einschlafen zu können. Erstmal gingen mir die üblichen Gedanken vor einem Wettkampf durch den Kopf, und ich musste erstmal Ruhe finden.
Endlich ging das Licht aus.
Die Ruhe findet sich ein.
Entspannung.
...
Dong, dong, dong-dong, dong,...!
Die Neoröhren in der Halle gehen mit diversen Dong-Lauten an. Irgendwer hat sich auf der Matratze bewegt und den Sensor ausgelöst. Na, ist ja noch früh.
Wieso weht das eigentlich so draussen? Warum knackt dass Dach...?
Um es kurz zu machen, die Nacht wurde es auch. 7, 8, 9 Mal wiederholte sich das Spiel. Letzen Endes wurde ich sogar von allein um 3:45 Uhr wach, sogar ohne, dass das Licht anging. Wach war ich schnell, und wir gingen rüber zum gratis Frühstück. Allerdings Fischerstyle, denn es gab die üblichen dänischen Mohnbrötchen, Butter, Leberwurst und "Rollwurst" (rullepølse), aber auch Kaffe und Haferflocken. Ich hatte versucht, mir beim Kaufmann so einigermassen ein Frühstück zusammenzustellen, aber optimal war das sicher nicht. Dummer Fehler, aber anders ging es nicht.
Danach das Rad einchecken, die anderen treffen, rumrutschen, das Fernsehen auf die deutschen Gäste aufmerksam machen, rumquatschen, gucken, froh sein, nicht selber schwimmen zu müssen, Sorgen machen ob der dunklen Wolken,... Meine Staffelschwimmerin wiegt sicher nicht über 50 Kilo und schwimmt in der Halle um eine Stunde herum, ist also nicht völlig talentfrei. Ich hatte im stillen Kämmerlein gehofft, dass sie sich vielleicht an entweder den Weltmeister in der AG50 oder den anderen dänischen Semiprofi hängen könnte, oder zumindest den Schwimmer unserer anderen Klubstaffel, der auch um die Stunde schwimmen kann.
So langsam kamen sie dann auch aus dem Wasser. Der erste nach 1:01. Und durften dann gleich im Regen weiterlaufen, denn inzwischen hatte es zu giessen begonnen. Na klasse. Tropfenweise verschwanden dann auch die anderen Athleten und Staffelfahrer aus der Wechselzone, Judith gab dem dänischen Fernsehen ein (sehr) kurzes Interview, Jan fuhr los,... Und dann, nachdem wir uns schon langsam Sorgen um sie gemacht hatten, kam meine Schwimmerin. Schnell gewechselt und los!
Wie das so am Anfang ist, meint man ja immer, gute Beine zu haben. Aufgrund des vorhergehenden Trainings meinte ich, dass 240 Watt bei 72 Kilo Lebendgewicht erstmal passen sollten. Eiiiiiiigentlich sollte sich meine Form ja verbessert haben seit der famosen Trainingstour mit Hans 4 Wochen zuvor.
Hatte sie dann aber wohl irgendwie doch nicht. Die erste Runde ging mit im Schnitt 240 Watt weg, die zweite lag bei 236, zum Schluss lag der Schnitt bei 231 Watt. Insgesamt reichte das für einen Schnitt von 34,4 für die letztlich 187,4 Kilometer. Die insgesamt 3.-schnellste Zeit, allerdings wie gesagt auf einem Rennrad.
Unterwegs konnte ich dann erstmal einige überholen, das macht ja immer Spass - insbesondere auf dem Rennrad.

Vor allem aber war ich interessiert daran, die andere Vereinsstaffel einzuholen, denn die hatten erstmal etwa 10 Minuten Vorsprung. Hier ging es erstmal um die "Ehre", und sich beim nächsten Schwimmtraining sehen lassen zu können. Ausserdem war ich mir nicht sicher, ob ich in überhaupt einholen würde können. Einen kleinen Vorteil hat man ja nun doch auf dem Triathlonrad, gerade bei viel Wind.
Irgendwann taten mir die Arme vom Runterbeugen mehr weh, als die Beine vorm Treten in die Pedalen. >180 Kilometer Unterlenker oder "Bremshörnchen" sind ja fast wie 5,5 Stunden Planke. Entsprechend sass ich auch auf dem Rad, als ich in T2 kam:
Irgendwann verlor ich rotz des überschaubaren Feldes den überblick darüber, wieviele ich eigentlich überholt hatte, und insbesondere, wie wir in der Staffelwertung lagen. Den Vereinskameraden hatte ich am Anfang der 2. Runde überholt, der war schon mal im Sack. Ich hatte die Stille Hoffnung, dass ich insgesamt auf Platz 3. liegen musste, was dann auch tatsächlich stimmte, als ich in T3 einrollte. Unser Läufer übernahm, und ich war erstmal fertig.
Der besagt AG50-Weltmeister, der sowohl geschwommen als auch Rad gefahren war, gab den Chip weiter an seine Frau, die 30 Minuten Vorsprung vom Schwimmen und 10 Minuten vom Radfahren hatte. Irgendwas stimmte aber mit ihr nicht, denn bei Kilometer 26 war der Vorsprung weg. Genau dorrt, wo man die Dünen hochklettern musste, passierte er sie, was man auch auf dem kleinen Film sehen kann. Sie blieb auch erstmal stehen und redete mit ihrem Mann. Sie sollte eigentlich in 14 Tagen in Kopenhagen starten, von daher ist es vielleicht auch nicht so optimal, die Nummer da abgeliefert zu haben. Wie dem auch sei, wir führten, der Rest ist egal. Das Rennen ist lang, alles kann immer passieren. Letztlich wurden die beiden übrigens 3.
Der Rest ist schnell erzählt, unser Läufer kam gut durch, wir hatten 30 Minuten Vorsprung und gewannen tatsächlich!
(Reicht erstmal wieder...)