Nachdem Jan also den Kampf gegen den Wind zwar nicht gewonnen hatte (es windete ja immer noch wie verrückt), aber immerhin doch überlebt hat mit einem zufrieden-resignierendem Grinsen in die Wechselzone rollte und es sogar schaffte elegant vom Rad abzusteigen, ich mir den Chip ums Bein krempelte, konnte es also losgehen zum letzten Teil. 21 km gegen den Wind und wie erhofft 21 km mit Rückenwind. Ich hatte mich zwar im Laufe des Tages an fehlende Zuschauer gewöhnt (immerhin hatte unsere Staffel einen kleinen Fanclub aus HH: eine Familie, die dort Urlaub machte, verfolgte uns mit dem Tracker, löcherte uns mit Fragen und war mindestens so aufgeregt wie wir und zumindest der männliche Teil der Familie wurde infiziert. Wahrscheinlich liest man hier demnächst von einem Newbi, dass er im Urlaub einen Triathlon verfolgt hat und weil er selber schon läuft, hat er sich gedacht, er macht mal nen Tri mit

) Dennoch war es komisch so mutterseelenallein ohne Mitläufer los zu joggen. Noch vor der ersten Verpflegung überholte mich einer, den ich noch eine Weile sah, bevor meine Brille so mit Gischt zugesetzt war, dass ich eigentlich alles nur im Nebel sah. Ab und zu machte ich die Brille zwar sauber, um die schönen Farben um mich herum aufnehmen zu können, aber die gute Sicht war nur von kurzer Dauer. Meinen Rhythmus fand ich schnell, die Beine waren anfangs etwas schwer. Ich hab zwar versucht mich zwischendurch beim Warten auf Jan immer mal hinzulegen, aber vielleicht war ich doch etwas viel auf den Beinen?
Wind von Vorne, Gischt von der linken Seite, die Beine sandgestrahlt, der Strand menschenleer bis auf die einsamen Verpflegungsposten. Strandläuferherz was willst Du mehr? Das Daylightfinish war gesichert, ich mußte mich nicht hetzen. Bei den ersten VP (ca alle 4 km eine VP) nahm ich nix, hatte alles in meinem Säckchen mit, später dann Wasser, weil ich durch die salzige Luft doch einen trockenen Mund bekam.
Hier kam mir der Erste entgegen:
P1000925_k.jpg
Während ich da also am Strand rumzuckelte, auf der Suche nach festem Sand war, winkte jemand fröhlich in den Dünen. Och, das ist ja nett, da sitzt jemand, sonnt sich im Windschatten, dachte ich. Bis ich das Helfershirt unter der Jacke blitzen sah, ach, ich muss da hoch klettern. Bald darauf kam auch der Leuchtturm, wo ich mich schon auf Ju und Björn freuen konnte.
P1000927_k.jpg
Tapfer hatten sie sich auf ihren Klapprädern gegen den Wind dorthin gekämpft, das gab mir richtig Auftrieb als ich sie dort winken sah. Bis gleich verabschiedeten wir uns. Uns war allen dreien nicht bewusst, dass das Gleich eine Ewigkeit dauern würde. Es ging gegen Wind oben auf der Kante, manchmal mußte ich gehen, weil der Wind so heftig in die Beine griff. Mehrmals dachte ich, ich hätte mich verlaufen, weil ich keinen Hinweis sah, dass ich mich noch auf der Strecke befand, kein Mensch unterwegs, den ich hätte fragen können, ob hier schon Läufer vorbei gekommen sind. Aber irgendwann erreichte ich die Matte am WP, der junge Mann dort lief noch ein Stück mit mir mit an den Strand, um mir den Weg zu zeigen. Dort hämmerte der Wind mir so richtig vor die Brust. Dort runter ans Wasser zu kommen war Schwerstarbeit. Nun gings zurück zum Turm, wo die berühmte Seilstrecke wartete, und Ju und Björn natürlich. Hier ging es mir noch gut, richtig gut. Es dauerte wieder eine kleine Ewigkeit bis ich den Turm sah, dann bis ich endlich am Fuß war und dort hochkraxeln konnte. Man kann da auch ohne Seil hoch, so steil ist es dann doch nicht an den meisten Stellen, aber der Wind schob mich schon das ein oder andere Mal in eine Richtung wo ich nicht hin wollte, also doch lieber am Seil festhalten.
Der kleine Punkt rechts neben der Flagge bin ich
P1000928_k.jpg
P1000932_k.jpg
Oben sprangen die beiden auf und ab und ich war sooooo dankbar, dass die beiden da waren. Mit Rückenwind und dem Wissen mehr als die Hälfte hinter mir zu haben sollte eigentlich der Turbo anspringen, aber es fehlte der Funke. Es lief wie es lief, jeder Versuch schneller zu laufen versickerte im wahrsten Sinne des Wortes im Sande. Ich tat mich etwas schwer den harten Sand zu finden, eierte durch den weichen Sand, über Steine, hatte aber auch nicht mehr die Muße dauernd die Brille zu putzen und zu suchen. Ich guggte nur nach Fernzielen wie den VPs, die ich aber auch erst recht spät sah, da die Helfer in den Dünen saßen und nur, wenn Läufer nahten sich dickeingemummelt in den Sturm wagten. Geht’s Dir gut? Ist Dir kalt? An jeder VP die gleichen Fragen. Mir gings immer noch absolut Bombe, nur die Beine machten allmählich schlapp. An den letzten beiden VP nahm ich nen Becher Cola, plauderte ein bisschen während ich trank und war auch ihnen sehr dankbar, dass sie da waren in dieser Leere und menschliche Worte im Ohr, wo sonst nur der Wind brauste und die Wellen klatschten. Die letzte 4 km, die Mole fest im Blick, bald sah ich auch da zappelnde Gestalten. Unser Team war wieder komplett, zu viert joggten wir dem Ziel entgegen. Juhu!
Fazit zu der Veranstaltung ist kurz: Absolut der Hammer!
Etwas länger: Kurze Wege, PastaParty ist eine Beleidigung für das was da serviert wird, sehr nette Veranstalter, die sehr detailverliebt sind und das auch umsetzen konnten. Die Laufstrecke war ein absoluter Traum (jedenfalls für mich als bekenndende Offroadläuferin).
Für eine Staffel ist das ein geniales Erlebnis, für Einzelstarter eine einzigartige Herausforderung die ihresgleichen sucht.
PS: Ich war mir ja ziemlich sicher, dass die Aktion ein Ausrutscher war, da ich im Sommer eigentlich nicht mehr laufe. Als ich dösend im Zug saß, kam mir aber die blöde Idee, ich könnt da ja vielleicht, falls es möglich ist, auch mal als Staffel starten und die Rad- und Laufstrecke machen und noch nen Schwimmer suchen.