"Die Bundesrepublik braucht einen Ort des Gedenkens, der Erinnerung, Information und des Dialogs über den deutschen Vernichtungskrieg, die deutsche Besatzungsherrschaft und die bisher weniger beachteten Opfergruppen", heißt es in dem Antrag.
Da darf und sollte man schon die Frage stellen, warum gerade ein neuer Ort so wichtig ist. Wäre es nicht sinnvoller tatsächlich historische Orte als Gedenkstätten zu fördern, anstatt sie sehr begrenzten kommunalen Mitteln sich selbst und oftmals dem Verfall zu überlassen?
Ich will die AFD gar nicht in Schutz nehmen und Erinnerungswahn ist sicherlich ein völlig unangebrachter Begriff, wenn es um den Nationalsozialismus geht, dennoch glaube ich, dass es insbesondere im Hinblick auf politische Bildung und Erinnerung wie auch Prävention besser wäre, die tatsächlichen Orte des Schreckens in all ihrer Ehrlichkeit zu erhalten und eine regionale Aufarbeitung zu fördern, denn wir haben sehr viel mehr Arbeitslager und Gedenkstätten als die Bekannten klassischen Klassenfahrtsziele, die insbesondere in der regionalen Geschichte von Bedeutung sein sollten und mehr ins Bewusstsein gerückt werden sollten.
Wenn ich daran denke welchen Eindruck Auschwitz aber auch das Foltergefängnis S21 und die Killingfields in Pnom Phen bei mir hinterlassen haben, muss ich immernoch schlucken. Ich glaube nicht, dass ein modernes Museum ein vergleichbaren Eindruck schaffen kann.
Gleichermaßen ist die Forderung nach einem Denkmal für Soldaten unangebracht. So heroisch sie im Einzelfall gekämpft haben mögen, so abscheulich ist der Grund, die Motivation und das Ziel des Kampfes gewesen. Letztes überwiegt für mich so stark dass man dem einzelnen Menschen im Privaten gedenken kann, aber ein öffentliches Interesse am Gedenken sollte nicht bestehen.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Da darf und sollte man schon die Frage stellen, warum gerade ein neuer Ort so wichtig ist. Wäre es nicht sinnvoller tatsächlich historische Orte als Gedenkstätten zu fördern, anstatt sie sehr begrenzten kommunalen Mitteln sich selbst und oftmals dem Verfall zu überlassen?
Ich will die AFD gar nicht in Schutz nehmen und Erinnerungswahn ist sicherlich ein völlig unangebrachter Begriff, wenn es um den Nationalsozialismus geht, dennoch glaube ich, dass es insbesondere im Hinblick auf politische Bildung und Erinnerung wie auch Prävention besser wäre, die tatsächlichen Orte des Schreckens in all ihrer Ehrlichkeit zu erhalten und eine regionale Aufarbeitung zu fördern, denn wir haben sehr viel mehr Arbeitslager und Gedenkstätten als die Bekannten klassischen Klassenfahrtsziele, die insbesondere in der regionalen Geschichte von Bedeutung sein sollten und mehr ins Bewusstsein gerückt werden sollten.
Wenn ich daran denke welchen Eindruck Auschwitz aber auch das Foltergefängnis S21 und die Killingfields in Pnom Phen bei mir hinterlassen haben, muss ich immernoch schlucken. Ich glaube nicht, dass ein modernes Museum ein vergleichbaren Eindruck schaffen kann.
Gleichermaßen ist die Forderung nach einem Denkmal für Soldaten unangebracht. So heroisch sie im Einzelfall gekämpft haben mögen, so abscheulich ist der Grund, die Motivation und das Ziel des Kampfes gewesen. Letztes überwiegt für mich so stark dass man dem einzelnen Menschen im Privaten gedenken kann, aber ein öffentliches Interesse am Gedenken sollte nicht bestehen.
Da hast du sicher recht. Gerade im kleinen in fast jeder kleinen Ecke Deutschlands gibt es ja Dinge derer es sich zu erinnern lohnt. So schrecklich ich auschwitz finde - so abstrakt und weit weg ist es doch gerade für Schüler. Ja da irgendwo in Polen, das war schon irgendwie scheisse - aber das spielt natürlich auch dem Mythos in die Hände das ja alle unsere Großeltern irgendwie im Widerstand waren.
Die Stolpersteine als Beispiel finde ich das großartigste Denkmal - in jedem noch so kleinen Ort, irgendwo lebten Juden, Sinti, Roma, homosexuelle, Gewerkschafter, Behinderte oder sonst wie unliebsame, die vernichtet, abgeschlachtet, getötet wurden.
Aber um zum Kern zurück zu kehren - das war sicher nicht der Gedanke der AfD
Da darf und sollte man schon die Frage stellen, warum gerade ein neuer Ort so wichtig ist...
Natürlich darf man fragen. Kein Zweifel!
Die Frage ist, ob man fragen muss wenn, abgesehen von den rechtsextremistischen AfD alle Parteien dem Antrag zugestimmt haben? Da scheint es diesbezüglich doch einen ungewohnt breiten Konsens unter den Vertretern des Volkes (auch von deinem Vertreter falls Du gewählt hast) zu geben.
Die Antwort auf die legitime Frage "...warum gerade ein neuer Ort so wichtig ist..." ergibt sich u. a. aus dem Antrag dem auf so breiter Basis zugestimmt wurde.
Im Antrag (Drucksache 19/23126 - auffindbar in <1 Minute) finden sich Hinweise auf das "warum?":
Es geht dabei ... um die vergleichende, europäische Perspektive, welche die Gemeinsamkeiten deutscher Okkupation in Europa herausstellen und auf die rassistisch motivierten Unterschiede bei der Behandlung der Zivilbevölkerung, der Kriegsgefangenen und der Zwangsarbeiter aufmerksam machen würde. Dadurch würde der Charakter des Vernichtungskrieges im Osten und auch im Südosten deutlich. Neben den bekannten Kriegsverbrechen – von Oradour sur Glane über Marzabotto und Kalavrita bis Chatyn und Baby Jar – sind viele in der deutschen Erinnerungskultur bisher namenlos geblieben. Nur in einer Zusammenschau, die nicht relativiert, sondern Bezüge setzt, kann sich dies ändern.
Ein weiterer Satz im Antrag: Es soll durch den Standort keine Konkurrenz zu bestehenden Gedenkeinrichtungen erzeugt werden.
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Gleichermaßen ist die Forderung nach einem Denkmal für Soldaten unangebracht.
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an kreta's Südküste etwas östlich von der geographischen Mitte kommt man am Ende eines Serpentienendorfes auf einen erhöhten Platz und wird von der vollen Wucht des Wahnsinn's umgehauen - auf der Jagd nach Partisanen haben dt. Fallschirmjäger mal eben die männliche Dorfbevölkerung erschossen - das Mahnmal an einem wunderschönen Ort, für den Reisenden völlig unerwartet, macht den Wahnsinn sehr real.
Ich würde den Einwand der AfD miteinbeziehen, da über Befehl und Gehorsam sehr wohl auch Opfer des Nationalsozialismus innerhalb der Wehrmacht waren - man denke nur an die 20 jährigen Soldaten, die bei der Machtergreifung der Nazi's 7 Jahre alt waren und eigentlich Opfer waren, das aber selber überhaupt nicht kapiert haben.
Mit Schuhen und Klamotten wurden sie geködert, nach den schrecklichen Jahren der Hungerkrise.
Natürlich darf man fragen. Kein Zweifel!
Die Frage ist, ob man fragen muss wenn, abgesehen von den rechtsextremistischen AfD alle Parteien dem Antrag zugestimmt haben? Da scheint es diesbezüglich doch einen ungewohnt breiten Konsens unter den Vertretern des Volkes (auch von deinem Vertreter falls Du gewählt hast) zu geben.
Die Antwort auf die legitime Frage "...warum gerade ein neuer Ort so wichtig ist..." ergibt sich u. a. aus dem Antrag dem auf so breiter Basis zugestimmt wurde.
Eigentlich sollte man als mündiger Bürger IMMER dann besonders misstrauisch werden, wenn irgendwas einen so breiten Konsens findet. Witzigerweise finden lediglich Diätenerhöhungen auch IMMER so einen breiten Konsens und werden in der Regel, wie gerade viele andere Beschlüsse, die unbequemen Gegenwind erwarten lassen, dann beschlossen, wenn das öffentliche Interesse durch andere Dinge (z.B. große Sportereignisse) eher woanders seinen Fokus hat.
Mein Vertreter hat auch für den Antrag gestimmt, ABER bekanntlich haben wir kein imperatives Mandat.
Zitat:
Zitat von Cogi Tatum
Im Antrag (Drucksache 19/23126 - auffindbar in <1 Minute) finden sich Hinweise auf das "warum?":
Ein weiterer Satz im Antrag: Es soll durch den Standort keine Konkurrenz zu bestehenden Gedenkeinrichtungen erzeugt werden.
Alleine das ist doch schon Fantasterei. Wenn ich mehrere Einrichtungen zu vergleichbaren Inhalt auf einen begrenzten Raum mit begrenzten Budget betreibe, stehen sie natürlich in Konkurrenz zueinander. Ich bin ja gar nicht gegen etwas neues, aber ich halte es für sinnvoller bestehendes besser zu unterstützen, was derzeit mit den äußerst knappen kommunalen Mitteln geschieht.
Um meine Idee einmal zu verdeutlichen:
Politische Bildung fängt ja nun schon im Kindesalter an und insbesondere der Nationalsozialismus nimmt zu recht in unserer Schulbildung in verschiedenen Jahrgangsstufen erheblichen Anteil im Unterrichtsinhalt ein. Nun haben wir diverse lokale Gedenkstätten, Museen oder ähnliches, wo die Schülerinnen und Schüler Geschichte erleben könnten, wenn diese Einrichtungen so aufgestellt wären, dass sie dies möglich machen könnten. Leider ist das eben mangels Budget nicht möglich, so dass kaum mehr als wenige Schilder oder Ruinen blieben und die bestehenden Möglichkeiten ungenutzt bleiben. Nun schafft man in Berlin zentral etwas neues aus Mitteln, die für mein Empfinden für die politische Bildung unserer Kinder lokal sehr viel besser eingesetzt werden könnten. Denn die Schulklasse aus dem Emsland wird eher das KZ Esterwegen, aus Osnabrück eher den Augustaschacht oder die Ostfriesen Engerhafe besuchen, wenn es zum Unterrichtsinhalt passt, als den weiten Weg nach Berlin (oder eines der "großen" KZ) auf sich zu nehmen.
Vor allem schafft man über die Regionalität mehr Gesprächsbedarf in der Familie als ein Besuch eines weit entfernten KZ in Polen oder eines sterilen Museums in Berlin. Das sensibilisiert meiner Meinung nach erheblich mehr und führt zum mündigen Bürger und damit würde man der rechtsentremen / populistischen oder was auch immer AFD sehr viel besser begegnen als mit einem weiteren Prestigeprojekt in der Hauptstadt. Ich fände es toll, wenn ein Jugendlicher einem "Aber Hitler hat uns die Autobahn gebaut"- Verfechter ganz regional ihm argumentativ begegnen und vorführen kann.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Als ich das KZ Sachsenhausen in Oranienburg bei Berlin besichtigte - es war das 1. KZ, Modell und Schulungslager für alle anderen Lager der SS - erfuhr ich zum ersten Mal im Detail, wie die SS in ganz Europa ein riesiges Lagersystem errichtete mit unterschiedlichen Typen von Zwangsarbeitslagern bis Vernichtungslager für Juden, Roma, Sinti, Homoxesuelle, politisch, religiös, ethnisch Verfolgte. Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich diese Ausstellung in Sachsenhausen: die-zentrale-des-kz-terrors
oder den Katalog zu bestellen: die-zentrale-des-kz-terrors-die-inspektion-der-konzentrationslager-1934-1945
"Im Frühjahr 1934 unterstellten die Nationalsozialisten alle KZ einer neu geschaffenen Dienststelle der SS: der „Inspektion der Konzentrationslager“ (IKL). Im Auftrag des „Reichsführers SS“ Heinrich Himmler verwaltete die IKL 32 Hauptlager mit über 1000 Nebenlagern. Von 1938 bis Kriegsende residierte die IKL in einem von Häftlingen erbauten repräsentativen Gebäude am Rande des KZ Sachsenhausen. Es ist heute das bedeutendste original erhaltene Bauzeugnis der Schreibtischtäter des NS-Terrors. Etwa 100 SS-Männer entschieden hier über Ernährung, Bekleidung und Unterbringung der Häftlinge, über Transporte in andere Lager und Todesmärsche, über Strafen und Hinrichtungen, Zwangsarbeit, medizinische Experimente und Massenmorde."
Organisatorisch betreibt die Stiftung brandenburgische Gedenkstätten das Lager Sachsenhausen. Es gibt wöchentliche Führungen. Daneben existieren in Brandenburg zahlreiche andere Erinnerungsstätten an die Opfer. Insofern denke ich, dass sich zentrale Ausstellungsorte und dezentrale nach meiner Erfahrung ergänzen und kein entweder oder darstellen.
Dass sich Opferverbände und Bürger aktiv engagieren müssen, damit die Bundesländer genug Geld zur Verfügung stellen, ist leider ein trauriges Kapitel. So wurde erst 2015 ein Mahnmal offiziell erstellt, um der Opfer in einem brutalen Aussenarbeitslager von Sachsenhausen zu gedenken, während zuerst 1998 Jugendliche in einem freiwilligen Workcamp einen Gedenkort schufen. Ich finde solche Orte sehr wichtig, weil sie eben auch im Alltag der dortigen Bewohner, der Bootsfahrer, Spaziergänger und Angler präsent bleiben und nicht nur den anreisenden Besuchern.
Brauchen wir jetzt einen Linksruck-Thread?
Ok, leider nicht Deutschland.
Das Rezept:
"In Wien gehört bis heute jede vierte Wohnung der Stadt und wird auch direkt von einer kommunalen Dienststelle vergeben – und sogar verwaltet. Hinzu kommen Wohnungen, die öffentlich gefördert, aber von Genossenschaften und privaten Firmen errichtet wurden, den „gemeinnützigen Bauvereinigungen“. Sie stehen, 78 an der Zahl, nach Landessitte meist einer der beiden traditionellen Großparteien SPÖ und ÖVP nahe und bauen, vermieten, aber verkaufen auch Wohnungen.
Ihre Gewinne sind gedeckelt und müssen in neue Projekte investiert werden. Unter dem Strich wird von allen Mietwohnungen knapp die Hälfte nur an Familien unterhalb eines bestimmten Einkommens vergeben. Anders als in Deutschland hört die Sozialbindung auch nicht nach 15 oder 30 Jahren auf. In Österreich gilt: einmal Gemeindewohnung, immer Gemeindewohnung. In ganz Österreich sind etwa 800 000 von 4,5 Millionen Wohnungen öffentlich gefördert." https://www.fr.de/panorama/darum-sin...-11007409.html
Die SPD verscherbelte im Unterschied zur Wiener SPÖ das Wohnungsgemeineigentum in deutschen Städten nach den 90ziger Jahren sukzessive an grosse rein an Gewinnsteigerung ausgerichteten Immobilienkonzerne, vor allem in Berlin in unglaublichem Umfang, weil in Ostberlin vor der Wende die meisten Häuser dem Staat gehörten und in Westberlin grosse gemeinnützige Wohnungsgesellschaften existierten. Auch gewerbliche Immobilien incl. Rathäuser, wofür heute teure Mieten zu bezahlen sind, wurden verhökert. Alles Perdu.... in 20 Jahren (wie auch die SPD Stimmen.)