Falls der Bericht überhaupt stimmt: Warum genau tun Dir die Mädchen leid? Sie haben angeblich HIV-infizierte Eltern, können sich nach dem erfolgreichen Eingriff aber nicht mehr bei ihnen anstecken.
Solche Versuche werden übrigens auch in den USA gemacht. Es geht dabei nicht speziell um die HIV-Infektion, sondern ganz allgemein um ein Verfahren, mit dem man einzelne Gene gezielt entfernen und ersetzen kann ("Genschere"). So kann man bei Erbkrankheiten gezielt helfen, bevor sie ausbrechen.
=Crispr/Cas9. Genschere hört sich immer etwas plump und allgemein an, da es prinzipiell zig verschiedene Arten von "Genscheren" gibt.
Crispr/Cas9 haben wir in meinem letzten Labor auch gemacht. Die Technik gibt es nun schon ein paar Jahre und sie hat enormes Potenzial. Genetisch modifizierte Mäuse kann man damit z.B. sehr effizient generieren (allerdings geht das mit der älteren Technik des klassischen Gene Targetings schon seit Ende der 80er --> hab ich oft verwendet).
Wie weit die Chinesen mit Crispr/Cas9 in Bezug auf irgendwelche Versuche am Menschen schon sind, weiß ich nicht. Denkbar ist da in Zukunft so Einiges. Solche Methoden kann man prinzipiell immer für gute und für schlechte Zwecke verwenden. Es sollte natürlich immer ethisch hinterfragt werden.
HIV ist zudem eine Infektionskrankheit, gegen die man eine Immunität "in der Theorie sehr einfach" mittels einer ganz klar definierten genetischen Mutation im CCR5-Gen herbeiführen könnte. Also: who knows....Es gibt ja auch Menschen, die von Natur aus diese Mutation haben und nicht mit HIV infiziert werden können.
Aber ich hab mich damit nicht wirklich weiter beschäftigt. Ich bin seit 2 Jahren nicht mehr in der Forschung tätig.
Ja, warum? Es klingt so, als wüsstest Du die Antwort. Mich würde interessieren, wie sie lautet.
Ich bin mir da nicht so sicher. Bei den Nieren ist es einfach: Niemand will drei Nieren, sondern zwei gesunde. Bei den Wechseljahren fiele mir eine Antwort schwerer. Angenommen, wir könnten die Wechseljahre um 10-20 Jahre nach hinten verlagern – immerhin werden die Menschen heute immer älter. Welcher Schaden entstünde aus Deiner Sicht daraus, der es rechtfertigt, Gentherapien insgesamt und pauschal abzulehnen?
Ich weiss die Antwort auch nicht. Und ich stehe der Gentechnik auch nicht dogmatisch oder radikal gegenüber. Weder in die eine, noch in die andere Richtung.
Ich sehe lediglich das Problem, dass damit ‚unendliche‘ Möglichkeiten entstehen. Sowohl positive, als auch negative.
Darüberhinaus überlebt und vermehrt sich der Mensch auch ohne Genmanipulation. Ich sehe also keine tatsächlich zwingende Notwendigkeit.
=Crispr/Cas9.
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Wie weit die Chinesen mit Crispr/Cas9 in Bezug auf irgendwelche Versuche am Menschen schon sind, weiß ich nicht. Denkbar ist da in Zukunft so Einiges. Solche Methoden kann man prinzipiell immer für gute und für schlechte Zwecke verwenden. Es sollte natürlich immer ethisch hinterfragt werden.
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Dieser Populär-Artikel in der Zeit schildert die Versuche an menschlichen Embryonen in den USA 2017 und deren Problematik.
Da die Technologie existiert, wird sie, so die Meinung im Artikel, auch gezielt zum Einsatz kommen.
Davon gehe ich aus. Ich schätze es ist unausweichlich. Künstliche Befruchtung ist ja auch schon längst kein Thema mehr. Letzten Endes gibt es ganz nüchtern gesehen nicht wirklich einen großen ethischen Unterschied. Mit künstlicher Befruchtung verhilfst Du einem Paar, das "genetisch nicht zusammenpasst" (auf welche Weise auch immer, das weiß man in dem Fall ja oft nicht) zu gesundem Nachwuchs. Mit Crispr/Cas9 wird das ganze halt, sagen wir mal, "etwas spezifischer".
Ich bin weder ein Befürworter noch ein Gegner davon, die Technik beim Menschen anzuwenden. Dafür hab ich mir zu wenig Gedanken drüber gemacht, was evtl. passieren könnte, wenn..... Zudem kenne ich den aktuellen Stand der Technik seit 3 Jahren nicht wirklich. Und in dem Zeitraum kann eine Menge passieren. Ich gehe aber sehr stark davon aus, dass die Technik zumindest in absehbarer Zeit so weit fortgeschritten ist, dass sie am Menschen zuverlässig funktioniert. Und irgendwer in irgendeinem Land wird das dann sicher auch anwenden. So funktioniert die Menschheit nun mal, ganz davon abgesehen, ob man das nun gut findet oder nicht...
Prinzipiell sehe ich das Ganze aber erst mal eher nüchtern. Es gibt derzeit auf unserem Planeten meines Erachtens noch größere Probleme, die man gezielt angehen sollte. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Die Aktien der 3 Firmen der Erfinder sind mittlerweile übrigens durchaus beachtliche Summen wert
Editas Medicine
Crispr Therapeutics
Intellia Therapeutics
PS: Der Zeit-Artikel zitiert Publikationen in hochrangigen Journals. Schmarrn sollte da in der Regel nicht unbedingt drin stehen
Mir scheint, dass wir dies als Ergebnis einer Abwägung akzeptieren. Wir sehen die Nachteile, doch die Vorteile überwiegen. So würden wir vielleicht auch über eine gentechnische Möglichkeit denken, Brustkrebs ein für allemal abzuschaffen.
Ich weiß, was Du meinst, Brustkrebs ist aber kein besonders gut gewähltes Beispiel, weil Krebs eine multifaktorielle Erkrankung ist, bei der Umweltfaktoren auch noch eine zusätzliche gewichtige Rolle (neben der genetischen Prädisposition) spielen. Da dürfte es in den allermeisten Fällen nicht mit einer gezielten Mutation getan sein, um Brustkrebs ein für alle Mal auzuschalten.
Bei den klassischen Erbkrankheiten sieht das aber anders aus. Da ist es in der Regel so: Ein Gen kaputt --> krank.
--> D.h. mit Crispr dieses Gen reparieren --> gesund.
Im Falle von Erbkrankheiten fände ich die Technik völlig vertretbar.
Angenommen, jemand hat von Geburt an einen Gendefekt, der bei Frauen während der Wechseljahre zu plötzlichem Nierenversagen führt.
Wie können wir medizinisch helfen? Wir dürfen die kaputte Niere transplantieren, sofern es ein Spenderorgan gibt. Wir dürfen die Patientin jahrelang an Dialysegeräte anschließen. Wir dürfen ihr jede Menge Medikamente verschreiben. Und wir dürfen sie sterben lassen. Das alles ist von unseren ethischen Grundsätzen gedeckt.
Aber die eigentliche Ursache der Krankheit dürfen wir nicht beheben. Und zwar allein deshalb, weil es sich um ein Gen handelt. Bei einem Organ, der Niere, urteilen wir anders, denn wir tauschen sie kurzerhand aus. Warum machen wir das nicht auch bei einem Gen?
Solche Methoden kann man prinzipiell immer für gute und für schlechte Zwecke verwenden.
Genau mein Punkt.
Ich wüsste keinen Grund, davon auszugehen, wieso die Menschheit ausgerechnet diese Kenntnisse, Möglichkeiten und Fähigkeiten nur zum Wohle einsetzen sollte.
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!