Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, wird für diese Methode doch ein Gemisch aus 50% Xenon und 50% Sauerstoff verwendet(?). Normale Luft enthält ~21% Sauerstoff. Dann wäre die Wirkung aber nicht mit der Verdrängung von Sauerstoff zu erklären, sondern mit seiner Anreicherung. Und wenn es nur um die Verdrängung/Anreicherung gehen würde, könnte man das mit Sicherheit viel billiger als mit Xenon erreichen.
Ok, laut dem eingangs verlinkten Economist-Artikel wird vom staatlichen Forschungsinstitut ein 50:50-Gemisch empfohlen, und im Tierversuch ein 70:30-Gemisch untersucht.
Zitat:
The recommended dose is a 50:50 mixture of xenon and oxygen, inhaled for a few minutes, ideally before going to bed. The gas’s action, the manual states, continues for 48-72 hours, so repeating every few days is a good idea. [...]
One such, carried out in 2009 by Mervyn Maze at Imperial College, London, found that exposing mice to a mixture of 70% xenon and 30% oxygen for two hours more than doubled the animals’ EPO levels a day later.
Der vergleichsweise hohe Sauerstoffgehalt widerspricht aber nun nicht unbedingt der "Verdrängungs"-Hypothese !
Auch wenn mehr Sauerstoff vorhanden ist, könnte durch eine wie auch immer geartete Inhibition letztendlich weniger gebunden/transportiert werden.
EDIT :
Weiterhin besteht die Frage, wie lange Xenon im Blut bleibt. Ist es dort weniger flüchtig als Sauerstoff, so wäre der Sauerstoffüberschuß auch nur kurzfristig.
Mir erscheint nun erstmal folgender Mechanismus plausibel :
Mittels Van-der-Waals-Kräfte ("induzierte Dipole") lagert sich Xenon (quasi "elektrisch angezogen") an der Erythrozytenmembran an und verändert dadurch deren Permeabilität. In der Folge tritt weniger Sauerstoff in die Erythrozyten ein, die Sauerstoffsättigung des Hämoglobins wird reduziert, wodurch Hif-1-alpha aktiviert wird, der wiederum die EPO-Produktion ankurbelt ... schließlich mehr Erythrozyten ...
Mir erscheint nun erstmal folgender Mechanismus plausibel :
Mittels Van-der-Waals-Kräfte ("induzierte Dipole") lagert sich Xenon (quasi "elektrisch angezogen") an der Erythrozytenmembran an und verändert dadurch deren Permeabilität. In der Folge tritt weniger Sauerstoff in die Erythrozyten ein, die Sauerstoffsättigung des Hämoglobins wird reduziert, wodurch Hif-1-alpha aktiviert wird, der wiederum die EPO-Produktion ankurbelt ... schließlich mehr Erythrozyten ...
Dementsprechend würde es meiner Meinung nach dann auch recht klar unter Punkt M1.3. des WADA-Codes fallen, sprich Doping darstellen.
Zitat:
M1. Manipulation Of Blood And Blood Components
The following are prohibited:
1. The administration or reintroduction of any quantity of autologous, allogenic (homologous) or heterologous blood or red blood cell products of any origin into the circulatory system.
2. Artificially enhancing the uptake, transport or delivery of oxygen, including,but not limited to, perfluorochemicals, efaproxiral (RSR13) and modified haemoglobin products (e.g. haemoglobin-based blood substitutes, microencapsulated haemoglobin products), excluding supplemental oxygen. 3. Any form of intravascular manipulation of the blood or blood components by physical or chemical means.
wäre es nicht adäquat, den Usus der heterogenen Termini auf ein infinitesimales Minimum zu reduzieren?
SCNR
Mal im Ernst: Danke für Deine Mühe, und das klingt tatsächlich plausibel.
Zitat:
Zitat von Flow
Dementsprechend würde es meiner Meinung nach dann auch recht klar unter Punkt M1.3. des WADA-Codes fallen, sprich Doping darstellen.
Nur müssen wir den Mechanismus gar nicht bis ins letzte Detail verstehen. Denn wenn dieses Verfahren tatsächlich den EPO Spiegel anhebt, kann die von Dir zitierte Regel natürlich angewendet werden. (Ich habe nie bestritten, dass es gute Argumente gibt, diese Verfahren als Doping anzusehen.)
Die WADA hat (wohl in dem Bestreben, allen Manipulationen am Blut endgültig einen Riegel vorzuschieben) diese Regel so allgemeingültig formuliert, dass sie ein Gummiparagraph ist:
"3. Any form of intravascular manipulation of the blood or blood components by physical or chemical means."
Ein Aufenthält in der Höhe verändert das Blut auch durch eine Veränderung der physikalischen Umgebungsbedingungen, ist aber selbstverständlich legal.
Und so ziemlich jedes Medikament gelangt in das Blut, verändert es also chemisch. Wenn man diese Regel im Wortlaut auslegen würde, müsste man eigentlich ausnahmslos jedes Medikament auf die Dopingliste setzen.
Und das ist auch den Verantwortlichen von der WADA klar:
lies: Wir müssen da eine Festlegung treffen. Wenn das nach der von Dir zitierten Regel eindeutig wäre, müsste schon längst wegen Dopingvergehen ermittelt werde.
Wie von mir vermutet beziehungsweise vorhergesehen kommt hinzu, dass die Russen das anders sehen. Unter diesen Umständen wird das nicht so einfach sein, dieses Verfahren explizit zu verbieten, auch wenn es gewichtige Fürsprecher dafür gibt.
Edith meint noch, dass sie selber das Verfahren auch als Doping sieht. Nur ist das für die Frage ob das Doping IST, unwichtig. Da gilt dann:
Zitat:
Zitat von Flow
Ich würde unter dem Begriff "Doping" erstmal das verstehen, was die WADA als Doping verbietet.
Sprich, solange es nicht verboten ist, ist es kein Doping. Ist es verboten, ist es Doping. Punkt.
Und diese Entscheidung ist meiner Meinung nach kein Selbstläufer. Da werden "die Russen" noch ein Wörtchen mitreden, da wird man auch überlegen, ob es wirklich ein kluge Entscheidung ist, etwas zu verbieten, dessen Einhaltung man nicht überwachen kann.
Viele Grüße,
Christian
__________________
Zitat:
Zitat von wieczorek
(...) Foren lesen macht langsam...
Geändert von chris.fall (26.02.2014 um 16:22 Uhr).
... da wird man auch überlegen, ob es wirklich ein kluge Entscheidung ist, etwas zu verbieten, dessen Einhaltung man nicht überwachen kann.
Zitat:
Zitat von Die Zeit
Der Nachweis, dass es eingeatmet wurde, sei kein grundsätzliches Problem, sagt der Dopingforscher Mario Thevis von der Sporthochschule Köln. "Prinzipiell kann man wohl davon ausgehen, dass Xenon verabreicht wurde, wenn es im Blut in nennenswerten Mengen vorhanden ist." Dafür müsste nur das Testprogramm erweitert werden.
Ich habe natürlich keine Ahnung, wie lange das nachweisbar ist.
Es wäre aber auch nichts Neues, Sachen zu verbieten, die (noch) nicht nachweisbar sind.
danke für den Link! Wenn ich daraufhin noch mal etwas über das Problem nachdenke, fällt mir schon eine mögliche Nachweismethode ein, bei der es auch keine Rolle spielt, dass Xenon inert ist.
Aber putzig, zwei Tage früher hat der Herr Thevis im Focus noch genau das Gegenteil gesagt:
Wobei ich das eher als Beleg für die "Qualität" der Berichterstattung sehe. Einer schreibt "Schrecklich! Nicht nachweisbar!" und alle anderen schreiben es ungeprüft ab.
Zitat:
Zitat von LidlRacer
Es wäre aber auch nichts Neues, Sachen zu verbieten, die (noch) nicht nachweisbar sind.
Nein, das wäre wahrhaftig nichts Neues.
Ich stelle nur die Frage, ob es der Sache dienlich wäre, etwas zu verbieten, das man nicht nachweisen kann. Wir erleben jetzt schon bei jeder außerordentlichen sportlichen Leistung, dass anschließend (verständlicherweise) die Doping-Gerüchteküche brodelt. Dieser Effekt ("Die sind doch eh alle voll!") würde durch solch ein Verbot einer nicht nachweisbaren Methode extrem verstärkt werden.
Und mit diesem "Die sind doch eh alle voll" liefern wir dann jemandem, der am Überlegen ist dann genau die Rechtfertigung vor sich selbst, etwas Falsches zu tun...
Viele Grüße,
Christian
__________________
Zitat:
Zitat von wieczorek
(...) Foren lesen macht langsam...
Geändert von chris.fall (26.02.2014 um 19:35 Uhr).
Ich habe natürlich keine Ahnung, wie lange das nachweisbar ist.
Es wäre aber auch nichts Neues, Sachen zu verbieten, die (noch) nicht nachweisbar sind.
Zitat:
Gesundheitliche Schäden infolge des Einatmens des Xenon-Sauerstoff-Gemisches sind laut Reyle-Hahn nicht zu erwarten.
Ich dachte bisher, dass Doping zumindest langfristig auch immer die Gesundheit ruiniert, das scheint aber in diesem Fall anders zu sein.
Wo ist da noch der Unterschied zu teuren und aufwändig hergestellten NEMs, die zudem in falscher Dosierung eingenommen nicht ganz ungefährlich sind?