Den Drehmomentschlüssel würde ich nu nicht unbedingt empfehlen, aber er ist schonmal ein Schritt in die richtige Richtung.
Das andere Ding von Louis ist komplett Schrott und das Papier nicht wert, auf das die Werbung bei denen gedruckt wird.
Zum Drehmoment allgemein:
Dank diverser "Fach"zeitschriften hat auch der gemeine Radler bergiffen, dass man die dinger verwenden soll.
Ich könnte mich aber jedesmal eimern, wenn jemand blind und hirnlos ne sensible Verschraubung mit dem angegebenen Drehmoment zugerödelt hat und damit ne Sattelstütze oder nen gabelschaft gekillt hat. Die Drehmomentwerte beziehen sich ja zu nächst mal nur auf das, was das Bauteil oder die Gewinde vertragen und sagen erst mal nix darüber aus, ob das darin geklemmte Carbonröhrl dieses Drehmoment auch verträgt.
Aber Schwamm drüber.
Prinzipiell stimme ich Drullse teilweise zu, wenn er meint, bei den "hohen" Drehmomenten,die manche Bauteile kriegen, kann man kaum etwas kaputt machen. "Teilweise", weil wirklich selten direkt beim zu festen Anziehen Schäden auftreten wie ein ausgefotzter Schraubenkopf, ne abgerissene Tretlagerschale oder ein ausgerissenes Gewinde.
Nun kommt jedoch das grosse "ABER": alle Teile und so auch ein Kassettendeckel, ein Freilaufrotor, in dem der verschraubt wird, Lagerschalen des Tretlagers und alle anderen teile seien sie noch so unscheinbar und unauffällig, werden irgendwann mal konstruiert, gezeichnet und mit nem Lastenheft versehen, in dem unter anderem die Lebensdauer mit ner Hausnummer versehen ist.
Und an dieser Stelle wird es im Bereich des Feinwerks interessant, weil alle nichteingehaltenen Toleranzen, Drehmomente alle Ungenauigkeiten und Falschmontagen in der Lage sind, die angedachten Werte ausser Reichweite zu bringen.
Die beliebtesten Beispiele aus meinem Job sind Einzylindermotoren, als Bauernmotor, den jeder reparieren kann bekannt, die, mit ner fachgerechten Reparatur versehen, wieder die volle, von irgendnem Ingenieur irgendwann mal vorgesehenen Laufzeiten erreichen, im Heimwerkerverfahren aber zusammengeschustert von Reparatur zu Reparatur immer weniger Kilometer auf den tach kriegen.
Nehmen wir nen Rollermotor, bei dem der Zylinderkopf einfach ein deckel ist, der mit 4 Schrauben befestigt wird.
Niemals wird der, der Zylinder oder die Dichtung dazwischen auf der ersten Probefahrt verrecken und damit gnadenlos aufdecken, dass bei der Montage gepfuscht wurde. Und wenn nach 5000 statt vielleicht sonst möglichen 15- oder 20000km die Kiste wieder an der Box steht, denkt niemand mehr daran, den Schaden mit nicht eingehaltenen Drehmomenten oder unsachgemässem Einbau in Zusammenhang zu bringen.
Am Fahrrad isses ähnlich: viel zu sehr hat die Klientel (und auch die in den Werkstätten schraubende Handwerkerschaft) sich an knarzende Tretlager gewöhnt, die man, schwuppdiwupp, wieder festwatzt und danach ist erneut Ruhe eingekehrt. Mitm Kunden wird dann noch drüber gelästert, dass die Japaner, die Taiwanesen und natürlich auch Amis und Italiener immer mehr Mist bauen und den für immer mehr Geld verhökern, aber niemand denkt daran,sich an die eigene Nase zu fassen und nachzudenken, ob der Schaden vielleicht daran gelegen haben könnte, dass das Tretlager (in diesem Fall;- es gibt genug andere Beispiele) nicht fachgerecht und nach Massgabe des Herstellers eingebaut wurde. Die haben schon nen genauen Plan,wie es richtig geht und wie alle Laufspiele, Passungen und Genauigkeiten zugunsten einer langen Lebensdauer aussehen müssen und geben die Toleranzen und Drehmomente nicht vollkommen zum Spass an.
Aber auch hier: das Ding verreckt ja nicht gleich auf den ersten 300m und wenn am ende der Saison das Lager nochmal 4000km gehalten hat, bevor es wieder Geräusche macht, ist das mittlerweile ja landläufig akzeptiert.
Ich hatte zB noch nie, aber wirklich noch nie Probleme mit nem tretlager, dass in einen Rahmen mit gefrästen Anlageflächen eingebaut wurde, nachdem noch das Gewinde nachgeschnitten war, damit Dreck und sonstiges Ungemach das Drehmoment nicht verfälschen.
Und wenn ein ordnungsgemäss festgezogener Kassettendeckel irgendwann wieder locker war, lag der Grund immer nicht im Deckel oder dem Gewinde selbst, sondern zB in einer ungenauen passung der Verzahnung des Rotors, auf dem die Kassette zu viel Spiel hatte.
Das ist letztlich wie mit nem Lenker oder nem Vorbau: zur Sicherheit schreiben die Hersteller nen turnusmässigen Austausch vor, was aber nicht bedeutet, dass man sofort nach dem empfohlenen Benutzungszeitraum mit gebrochenem Bauteil auf die Goschn fliegt.
Also: klares Bekenntnis zum Einhalten der Herstellervorgaben unter zusätzlicher Benutzung des eigenen Hirns.
Und: es ist wirklich nicht persönlich gemeint, denn man muss wirklich ab und an Kosten und Nutzen in ein gesundes Verhältnis bringen, aber die Ingenieure der Hersteller haben normalerweise schon mehr Ahnung von dem, was sie machen, als einer, der mit angelesenem Halbwissen Stammtischphrasen drischt.
Und ja: ich gebe zu, dass ich auch nicht alles mit Drehmoment behandele, denn es gibt Kisten, die nen Bruchteil eines Drehmomentschlüssels kosten und die sind mit und ohne Drehmoment einfach gleich schice.