So, etwas mehr als eine Woche nach dem Gelreman habe ich nun endlich einige Bilder für einen Bericht gefunden.
Nachdem ich zwei Wochen vor dem Wettkampf nochmal eine richtig lange Einheit gemacht habe, die mir zumindest Selbstvertrauen geben konnte (wenngleich eigentlich zu lang so kurz vor dem Wettkampf) ging es ins Tapern. Zwei Wochen, geringe Umfänge, hier und da mal Wettkampfintensität eingestreut und vor allem das Schwimmen im See nochmal geübt (Wetter war ja in den letzten Monaten eher schlecht und im See war ich nicht oft).
Noch eine Woche bis zum Wettkampf, langsam kommt Nervosität auf. Irgendwie bin ich müde, erschöpft. Naja, so ist das doch meistens im Tapering. Vielleicht wird es noch.
Donnerstag vor dem Wettkampf, ich bin immer noch nicht so ganz fit. Soll ich überhaupt starten? Ich packe meine Sachen. Mist– Ich habe ja noch gar kein Hotel gebucht . Ein Glück, dass es noch genug freie Zimmer gibt.
Freitag, eine letzte Aktivierung auf dem Rad am Vormittag und dann geht es los. Habe ich an alles gedacht? Hoffentlich. Einchecken im Hotel, dann zum Veranstaltungsgelände. Toll, mal wieder viel zu früh – warum hast du dich nicht im Hotel noch etwas ausgeruht?
Ab 16:00 Uhr gibt es die Startunterlagen. Unspektakulär: Startnummern, Zeitmesschip und einen kleine Rucksack. Um 18:00 Uhr das Racebriefing. Alles auf Niederländisch, ich verstehe kein Wort
. Ein Glück, dass der nette Tischnachbar mir eine Zusammenfassung auf Englisch gibt. Danach die Pastaparty. 4 Sorten Nudeln, Baguette, Dips und Salate. Nicht schlecht für den Preis denke ich mir – und esse 3 große Teller Nudeln.
Samstagmorgen, 04:45 Uhr. Der Tag beginnt mit …… Durchfall. Mist, was ist jetzt los. Naja, bestimmt nur die Nervosität, wird bestimmt gleich besser, Auf zum Veranstaltungsgelände, frühstücken und dann die Wechselzone vorbereiten. Ich bin nervös. Ungefähr alle zwei Minuten schaue ich auf meine Uhr. Wann geht es denn endlich los?
Kurz vor sieben: Ich nehme ein Gel und gehe ins Wasser. Alle Athleten (131 Teilnehmer) starten zusammen. Warten auf den Start….
Endlich geht es los. Ich schwimme locker an. Einfach an den anderen dran bleiben. 100m, ich schaue das erste Mal auf – was ? Bin ich so ein schlechter Schwimmer, warum sind denn so viele Leute vor mir? Naja, nicht irritieren lassen, weiter. Das Orientieren im See fällt noch leicht. Es werden zwei Runden geschwommen, Die leuchtend gelben Bojen sind gut sichtbar. Erste Runde geschafft, es wird immer ruhiger um mich. 1,5 Runden. Die Sonne ist mittlerweile hinter den Bäumen aufgegangen. Es wird schwieriger, die Bojen zu sehen. Wo ist denn jetzt die nächste Boje? Mist, da ist sie. Ich bin ein ganzes Stück vom Weg abgekommen. Egal, einfach weiter.
Nach ca. 01:04 h steige ich aus dem Wasser. Nicht gut, aber besser als alles, was ich aus dem Training erwartet hätte. (Seit dem Unfall im letzten November fällt das Schwimmen einfach schwerer. Ganz besonders im Freiwasser. Vor einem Jahr hätte ich noch eine Zeit unter 01:00 h erwartet.) Umso überraschter bin ich, wie viele Räder noch in der Wechselzone stehen. Die achtschnellte Schwimmzeit hatte ich.
Dem Wasser entstiegen Kämpfe ich mit der Orientierung. Ah, da geht es lang. In der Wechselzone geht der Kampf weiter, diesmal mit dem Neoprenanzug. Mir ist kalt. Blödes Mistding, jetzt rutsch doch endlich über den Fuß. Noch kurz meine kleine Trinkflasche am Rad mit 70 g Kohlenhydraten geleert (Danke, Peter Weiß, nächstes Mal traue ich mich vielleicht 100g KH) und dann sitze ich endlich auf dem Rad. Mein Verpflegungsplan fest im Kopf fahre ich los.
Erstmal ruhig, raus aus dem Ort und auf den Deich. Meine Vector-Pedalen sind in Linz, ich weiß also nicht, welche Leistung ich trete. Auf dem Deich ein erster Blick auf den Tacho – enttäuschend, nicht mal 36km/h im Schnitt. Doch auf dem Deich läuft es besser. Der Schnitt nähert sich der Zielmarke von 37,5m/h.
Nach 20 km dann das erwachen. Ich habe noch nichts getrunken. Der Griff hinter mich …… Nichts. Ich bewege die Hand noch etwas weiter……….. Nichts. Das kann doch nicht. Ich schaue mich kurz um ………….. Nichts. Panik. Habe ich die Flaschen vergessen? Nein, beim Losfahren waren sie sicher noch da. Sie müssen also aus dem Flaschenhalter gesprungen sein. Beide? Die Strecke ist aber auch stellenweise recht schlecht. Scheiße, F***, das darf doch nicht wahr sein…..
Ich gehe voll in die Eisen. Umdrehen? Ich bin schon kurz davor. Was für ein Schwachsinn denke ich mir da. Die Flaschen finde ich sowieso nicht wieder. Also weiter. Ein paar km später kommt die erste Verpflegungsstation, eine Flasche Iso kann ich mir greifen. Es wird wohl irgendwie gehen. An der nächsten Verpflegungsstation bekomme ich dann hoffentlich ein Gel. Also einfach weiter, auf dem Deich schlängelt sich der Radweg so dahin, mal mit Rücken, mal mit gegen und oft mit Seitenwind. Der Wind ist stark (Angeblich Böen bis zu 48km/h), ich bin mehr oder wenig vollständig alleine unterwegs und ich bin froh, dass ich nicht zu lange am Stück im Gegenwind bin.
Dann der Wendepunkt, zurück, km 45. Was ist das, liegt da tatsächlich meine Flasche? Vollbremsung, ja, das ist sie. Oh nein , sie liegt in einer Lache aus Flüssigkeit. Zum Glück, immerhin noch fast ¾ voll. Flasche aufgehoben und weiter. Nach einer Runde habe ich genau 38km/h im Schnitt. Zweite Runde, ich probiere, sparsam mit der Verpflegung zu sein. Es geht noch. Km 100, noch fast 38km/h im Schnitt, sehr gut. Kleine Kurve und dann der Gegenwind. Ich breche völlig ein. Von einem Moment auf den anderen geht nichts mehr. Deutlich weniger KH und Salz als geplant. Das rächt sich jetzt.
Ich denke ans Aufgeben – Fahr weiter! Versager! Alles nur nicht aufgeben!
Irgendwie fahre ich weiter. Bei km 120 dann die nächste Verpflegung. Ich greife ein Gel, es fällt zu Boden. Ich überlege. Eine Runde überstehe ich so nicht außerdem muss ich mal kurz in die Büsche. Also anhalten, zwei Gels einstecken, eins direkt nehmen, und pinkeln. Meine Durcshchnittsgeschwindigkeit fällt von 37,2km/h im Schnitt auf 36,5km/h. Wieder aufs Rad, immerhin einige KH. Auf die letzte Runde. Mein Schnitt fällt immer weiter. Mit Pinkelpause und Anhalten, um meine Trinkflasche aufzuheben stehen am Ende nur 35km/h im Durchschnitt auf der Uhr. Enttäuschend wenn ich an das Training vor zwei Wochen denke
.
Vom Rad, in die Wechselzone. Direkt ein großer Schluck aus der Trinkflasche, die fürs Laufen gedacht ist (Auf der Strecke gibt es ja Gels). Ich laufe los, erstaunlich leicht – 04:30/k auf den ersten 5 km. Ruhig sage ich mir immer wieder. Unter 09:30 h wirst du nicht mehr kommen, sieh zu, dass du wenigstens ins Ziel kommst. Also nehme ich Tempo raus, laufe so um 04:50/km. Alle 3,5 km gibt es entweder ein Gel oder einen Schluck aus meiner Trinkflasche. Ich laufe so vor mich hin. Runde um Runde bringe ich hinter mich, freue mich über die Zuschauer an der Strecke und die Verpflegungsstationen.
Gegen Ende von Runde vier überhole ich einen Läufer. Er spricht mich an.
Sorry, I’m from Germany, no Dutch.
Ob wir nicht zusammen laufen wolle, fragt er dann auf Englisch. Er würde um 04:55/km laufen. Ich überlege kurz. Mein Tempo ist konstant bei 04:50/km. Viel Zeit werde ich auf den letzten 15 km nicht verlieren, wenn wir überholt werden, kann ich vielleicht noch anziehen. Zu zweit ist es besser als alleine
, also bleibe ich bei ihm. Wir unterhalten uns ein wenig. So vergehen die letzten beiden Runden dann auch recht schnell. Durchs Ziel laufen wir gemeinsam. 09:46 h. Enttäuschend, wenn ich an die Einheit vor zwei Wochen denke, aber mehr war unter den Umständen nicht möglich. Ich freue mich also, dass ich in diesem Jahr doch noch eine richtige Langdistanz machen konnte und sitze so dar.
Fazit zum Gelreman:
Toll organisiert
Super Verpflegung
Schöne Strecken (Schwimmen, Laufen und Radfahren)
Der Asphalt auf der Radstrecke ist teils sehr grob und die Strecke sehr windanfällig, außerdem gibt es einige scharfe Kurven, bei denen man quasi steht
Laufstrecke sehr flach, aber größtenteils über Feld- und Waldwege
Eine Woche danach:
Ich bin nach wie vor froh, es gemacht zu haben, mittlerweile zweifele ich aber an mir. Lag es wirklich nur an der Verpflegung? Habe ich zu viel gemacht, zu wenig getapert? Bin ich einfach nicht so fit, wie ich dachte
? Mein Großer Traum ist, einmal Sub 9 auf der Langdistanz zu schaffen. Ist das überhaupt realistisch?