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Frankreich ist politisch anders aufgebaut als Deutschland, sehr zentral nach Paris orientiert. Entsprechend denkt Macron vermutlich anders als wir Deutsche, wenn er an ein souberändes Europa denkt - mäöglicherweise unter der Fühung Frankreichs? Warum nicht!
Unter Charles de Gaulle zog sich Frankreich aus der Nato sukzessive zurück bis zum endgültigen Austritt Ende der 60ziger Jahre und Frankreich beschloss erst 2007 oder 9 wieder den Eintritt. D.h. Macron äussert geo- und europapolitische Vorstellungen, die eine breite politische Elite in Frankreich aus unterschiedlichen Lagern traditionell teilt. Er will meines Erachtens mit dem bekannten Statement primär die Abwendung von Wählern zur nationalistischen Marie le Pen Partei verringern.
Es handelt sich bei Taiwan und China bekanntlich nicht um 2 souveräne, von der Welt anerkannte unabhängige Staaten, sondern um ein infolge eines Bürgerkrieges im 20zigsten Jahrhundert getrenntes Volk, dessen überwiegende Mehrheit in der VR China auf dem Festland, eine kleine Minderheit auf Taiwan lebt.
Eigentlich würde ich erwarten, dass man in Deutschland und vor allem deutsche Politiker Verständnis für die Situation Chinas und Taiwans aufbringen, weil ca. 50 Jahre lang die BRD in ihrer Verfassung die Wiedervereinigung mit der DDR (beides seit 1973 souveräne Staaten in der UNO) verankert hatte. "Das Grundgesetz verbiete die definitive Anerkennung der Teilung Deutschlands, eine mögliche gesamtdeutsche Zukunft offenzuhalten sei Verfassungspflicht des westdeutschen Staates. Alle Deutschen hätten nur die eine, in der Verfassung verankerte deutsche Staatsangehörigkeit." meinte das Bundesverfassungsgericht zum damaligen Grundlagenvertrag zwischen der DDR und der BRD.
Da scheinen wir ziemlich konträre Auffassungen zu vertreten.
Historisch lässt sich meines Erachtens keinerlei legitimer Anspruch der VR China auf Taiwan ableiten. Wie kommst Du darauf?
Die Entscheidung der Vereinten Nationen, Taiwan nicht als souveränen Staat anzuerkennen, halte ich für einen schwerwiegenden Fehler - 1971 vllt. nachvollziehbar im Anbetracht der Tatsache, dass Chiang Kai-Shek nach seiner Eroberung Taiwans (bzw. Formosas) ebendort initial eine blutige Diktatur errichtete.
Der eigentliche Skandal besteht aber darin, dass diese UN-Entscheidung bis heute, wo Taiwan eine etablierte Demokratie führt, nicht korrigiert wurde!
Taiwan steht derzeit auf Rang 25 des Corruption Perception Index und damit deutlich vor den USA, Italien oder Israel und etlichen anderen.
Dass bis heute Taiwan keine Anerkennung durch die UN genießt und etliche Länder keine regulären diplomatischen Beziehungen zu dem Staat unterhalten, ist dem Veto Chinas zu schulden und der Tatsache, dass meistens eben die Krämerseele vor jeglicher Moral steht. Den ganzen Pfeffersäcken ist die wirtschaftliche Verknüpfung eben wichtiger als jede Überzeugung.
Da scheinen wir ziemlich konträre Auffassungen zu vertreten.
Historisch lässt sich meines Erachtens keinerlei legitimer Anspruch der VR China auf Taiwan ableiten. Wie kommst Du darauf?
Die Entscheidung der Vereinten Nationen, Taiwan nicht als souveränen Staat anzuerkennen, halte ich für einen schwerwiegenden Fehler - 1971 vllt. nachvollziehbar im Anbetracht der Tatsache, dass Chiang Kai-Shek nach seiner Eroberung Taiwans (bzw. Formosas) ebendort initial eine blutige Diktatur errichtete.
Der eigentliche Skandal besteht aber darin, dass diese UN-Entscheidung bis heute, wo Taiwan eine etablierte Demokratie führt, nicht korrigiert wurde!
Taiwan steht derzeit auf Rang 25 des Corruption Perception Index und damit deutlich vor den USA, Italien oder Israel und etlichen anderen.
Dass bis heute Taiwan keine Anerkennung durch die UN genießt und etliche Länder keine regulären diplomatischen Beziehungen zu dem Staat unterhalten, ist dem Veto Chinas zu schulden und der Tatsache, dass meistens eben die Krämerseele vor jeglicher Moral steht. Den ganzen Pfeffersäcken ist die wirtschaftliche Verknüpfung eben wichtiger als jede Überzeugung.
Ich wollte mit meinem Beitrag nur erst Mal auf die allgemein anerkannten Realitäten hinweisen beim Taiwan-Konflikt, weil die oft zugunsten falscher Annahmen (wie z.B. die der zwei unabhängigen, souveränen Staaten) verzerrt oder weil die überwiegende weltweite Akzeptanz der "Ein-China-Position" sofort empört als "Skandal", als "schwerwiegender Fehler" (der UNO-Generalversammlung nota bene) bewertet und abgelehnt wird, obwohl gerade oder trotz dessen, wie auch immer, damit 50 Jahre Stabilität und Frieden im Taiwankonflikt herrscht und sich die Region rasant wirtschaftlich entwickelt hat.
Deutschland und die EU-Länder unterhalten wie die überwiegende Mehrheit der Staaten auch keine diplomatischen Beziehungen mit Taiwan; es sind nach Google nur ca. 23 Länder, u.a. der Vatikan.
Wer weiss z.B. im Forum auf Anhieb, wie die politischen Parteien in Taiwan und ihre Vertreter die Beziehungen zur Volksrepublik China heute und in Zukunft gestalten wollen und erinnert sich noch, dass auch die Republik China (Taiwan) genauso über Jahrzehnte am Ein-China-Anspruch, vertreten durch die taiwanesische Regierung, aequivalent zur VR China festhielt? Wer weiss schon, was wiederum die VR China heute unter der Ein-China-Politik mit einer friedlichen Vereinigung konkret versteht? Die starke einseitige Einmischung anderer Mächte in den Taiwan-Konflikt, insbesondere der USA, bedeutet IMHO für Taiwan eigentlich nur, dass aus der Bauern-Figur auf dem Welt-Schachbrett eines Hegemons ein Bauern-Opfer werden könnte.
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Historisch lässt sich meines Erachtens keinerlei legitimer Anspruch der VR China auf Taiwan ableiten. Wie kommst Du darauf?
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Historisch und rechtlich scheint mir der Status Taiwans so vielschichtig zu sein, dass sich aus der Geschichte unter staatsrechtlichen Aspekten zahlreiche Argumente für unterschiedliche Einschätzungen finden lassen, die aber wenig Hilfe für pragmatische Konflikt-Lösungen zwischen VR China und Taiwan bieten.
dass meistens eben die Krämerseele vor jeglicher Moral steht. Den ganzen Pfeffersäcken ist die wirtschaftliche Verknüpfung eben wichtiger als jede Überzeugung.
Ich halte das für eine nicht ungefährliche Generalisierung. Insbesondere "die Moral" (welche denn genau?) hier ins Spiel zu bringen, überlastet diese. Moral kann kein interstaatliches oder gar interkulturelles Regelwerk für das Zusammenleben der Völker sein. Nur Abkommen können dies leisten.
Ich stimme grundlegend zu, dass die Schnittmenge der verschiedenen Wertevorstellungen der Weltgemeinschaft, auf die man sich geeinigt hat, als grundlegendes Wertesystem den entsprechenden Ländern in Debatten auch entgegengehalten wird und das man sie darauf verpflichtet. Keine Frage.
Im Falle China gibt es einige Konventionen, die unterzeichnet sind (und in der Praxis schlecht bis nicht umgesetzt werden) deren Werte man China entgegenhalten kann, muss und oft auch tut. Ich stimme dir an dem Punkt schon auch zu, dass den Staaten des Westens an der Stelle die Wohlstandsjacke meist näher ist als das Menschenrechtshemd.
In der aktuellen Gemengenlage jedoch mit einer gesinnungsethischen Haltung kategorische Positionen einzunehmen halte ich für falsch. Alleine der völkerrechtliche Status Taiwans - das zeigt die kleine Debatte mit qbz - ist zumindest inhaltlich umstritten (nicht jedoch, bzgl. des völkerrechtlichen Prozesses). Sollten wir uns auf die Seite Taiwans stellen, so sollte das m.M.n. nur auf völkerrechtlicher Basis passieren.
Vor allem denke ich, dass die europäische Politik (im Sinne Helmut Schmidts in seiner Rede zur Polenkrise in den 80ern) bzgl. jeglicher Handlung und Position im Taiwankonflikt eine "vernunftgemäße Abwägung" zum Wohle Europas durchführen und einem gesinnungsethischen Werteimperialismus eine Absage erteilen sollten. Letzterer hat m.E. ein viel zu hohes Eskalationspotential.
....D.h. Macron äussert geo- und europapolitische Vorstellungen, die eine breite politische Elite in Frankreich aus unterschiedlichen Lagern traditionell teilt. Er will meines Erachtens mit dem bekannten Statement primär die Abwendung von Wählern zur nationalistischen Marie le Pen Partei verringern.
Letztendlich kann ich nicht sagen, was ihn dazu motiviert hat, dies zu sagen. An Zufälle glaube ich in der medialen Politik nicht, es war also wohl wohlüberlegt.
(allgemein ):
Moral und harte wirtschaftliche oder politische Ziele werden gern vermischt. Dem gemeinen Bürger gefällt eher die Flagge der Moral, das verkauft sich besser - er fühlt sich dann besser. Unser westlicher Wohlstand baut jedoch nicht nur auf Moral auf - das hatten wir in diesem Forum schon oft rauf und runterdiskutiert Mal sehen wie sich dieses Spannungsfeld bei einem Konflikt in Tawain entwickelt. Mit voll gefülltem Bauch lässt sich viel über Moral sagen ;-)
Vor allem denke ich, dass die europäische Politik (im Sinne Helmut Schmidts in seiner Rede zur Polenkrise in den 80ern) bzgl. jeglicher Handlung und Position im Taiwankonflikt eine "vernunftgemäße Abwägung" zum Wohle Europas durchführen und einem gesinnungsethischen Werteimperialismus eine Absage erteilen sollten. Letzterer hat m.E. ein viel zu hohes Eskalationspotential.
Ich denke, dass wir uns es schlicht einfach nicht leisten können werden, uns komplett auf die Seite Tawains zu stellen, kommt es zu einem Konflikt. Die wirtschaftlichen Abhängigkeiten sind einfach zu groß. It's the economy, stupid ;-)
Ich denke, dass wir uns es schlicht einfach nicht leisten können werden, uns komplett auf die Seite Tawains zu stellen, kommt es zu einem Konflikt. Die wirtschaftlichen Abhängigkeiten sind einfach zu groß. It's the economy, stupid ;-)
Weshalb spricht man eigentlich immer nur über die wirtschaftliche Abhängigkeit von der VR China? Die moderne Welt incl. die VR China scheinen mir doch ebenso von Taiwan und der dortigen Chipproduktion komplett wirtschaftlich abhängig zu sein. Die Folgen eines Krieges hätten auch deswegen katastrophale Auswirkungen, weltweit, kein Vergleich mit den Folgen aus dem Ukrainekrieg. Auch in Taiwan und in der VR China begünstigen gerade die wirtschaftlichen Abhängigkeiten die Erhaltung des Friedens, während Autarkie eher kriegerischen Tendenzen Vorschub leisten würde.
Mit der im verlinkten Artikel beschriebenen geplanten Auslagerung eines Teils der Chipproduktion von TMSC in die USA (58 (!) Milliarden staatliche Förderung), gefährden die USA indirekt auch die Sicherheit Taiwans.