Da lieg ich nun, es ist Rosenmontag morgen, meine Stimme hört sich an, wie ein Reibeisen und richtig Luft bekomme ich auch nicht. Aber ich bin froh, dass es noch für das Wochenende gereicht hat. Da hatte ich schon Bedenken...
Doch der Reihe nach:
Samstag morgen, halb acht: Der Wecker klingelt, ich ignoriere das Kratzen im Hals, stelle den Kaffee an und schwinge mich unter die Dusche. Ein bisschen Müsli zu Frühstück kann ja bei dem zu erwartenden Programm auch nicht schaden, denke ich mir, aber irgendwie bringe ich morgens einfach nichts runter.
Der eine Artikel in der Zeitung ist so interessant, dass ich beinahe die Zeit vergesse. Also, Schuhe an, Jacke an, Tasche geschnappt, Haustür aufgerissen...: Ich sehe auf einmal nur noch Weiß. Was ist das? Das hat's hier seit Menschengedenken nicht mehr gegeben! Schnee in Düsseldorf! Oh, oh, dann wird das aber eng für die, die aus dem Süden kommen.
Mit Hängen und Würgen erreiche ich schliddernd die Bushaltestelle und habe Glück, der Bus ist auch ein bißchen spät. Kurz drauf stehe ich im Hauptbahnhof auf dem Bahnsteig und warte auf Diesellok, der mit dem RE aus der Stadt mit der großen Kirche anreist.
25 Minuten später verpassen wir vor lauter Plapperei fast die Haltestelle, an der wir rausmüssen. Das ist ja prima: Dirk und Patrizia kommen schon die Treppe hoch, um uns abzuholen. Patricia ein bisschen bleich um die Nase: Sie hat sich den Daumen ganz fürchterlich geklemmt (und nachher trotzdem tapfer das WE durchgezogen: Danke!).
Das Studio erweißt sich als freundlich, hell und offen, die große Gruppe magerer Menschen kann eigentlich nur unsere Mannschaft sein (Ich überlege, ob ich im Vorfeld alles richtig gemacht habe, schließich habe ich noch Winter-WK-Gewicht...). Großes Vorstellen, dann geht's ab in die Umkleide.
Oh man, ich stelle gerade fest, die Erschöpfung muss mein Erinnerungsvermögen getrübt haben: Ich glaube, wir haben mit "Power-Ultra-Body-Balance-Move" angefangen. Die Gelegenheit festzustellen, dass die Entscheidung, damals nicht zur Army zu gehen, die richtige war: Ich hasse es, wenn ich von einem Vorturner "angebrüllt" werde, auch wenn er so nett wie Patricia ist.
Wahrscheinlich bin ich aber einfach nur entsetzt, dass das, was ich so als Training bezeichne, offensichtlich nicht mit der Trainingswirklichkeit anderer Sportarten zu tun hat. Ich wackele und zittere so vor mich hin...
Gut, irgendwann endet jede Blamage, so auch diese und nach einer kurzen Stärkung geht es auf die Spinning-Bikes (Tomahawks, bisher das beste, auf dem ich so gesessen habe). Spinning mache ich ja richtig gerne und so vergeht die Stunde, in der Dirk die unterschiedlichen Fahrtechniken durchspielt, wie im Fluge. Nassgeschwitzt fallen wir vom Fahrrad und sind dankbar für Schnittchen und Getränke.
Während wir so wohlig erschöpft in der Gegend rumliegen, schmeißt Dirk den Beamer an und erläutert das Thema "runder Tritt". Bisher dachte ich immer, dass mit dem Radfahren sei ganz einfach: Fuß hoch, Fuß runter... Aber siehe da, es gibt offensichtlich ohne Ende Dinge, die man bedenken kann, wenn man so vor sich hin pedaliert...
Dann noch ein bisschen stärken und auf geht's zur nächsten Runde: Ironman Hawaii auf dem Spinning-Bike. Super schöne, stimmungsvolle, bewegte Bilder zu guter Musik: Ganz klasse. Fast bin ich ein bisschen enttäuscht, als das Video dann irgendwann ausklingt. Ich, der Kurzdistanzler.
Also ab unter die Dusche, kurz Kräfte gesammelt an der Studio-Theke und dann geht's ab in die Pizzeria. Dank der modernen Telekommunikation finden auch wir irgendwann da hin. Wir haben den kleinen Laden mehr oder weniger für uns und man hört die ersten Biere in trockene Kehlen zischen.
Ich sitze zwischen Patricia und Maultäschle. Schon mal zwischen zwei Schwäbinnen gesessen?

Doch die beiden bremsen sich mit Rücksicht auf die anderen Anwesenden und so plaudern wir bis die ersten Essen kommen. Man sieht sofort, der Wirt meint es gut mit uns. Vielleicht sehen wir aber auch einfach nur so ausgehungert aus. Von den Nudelportionen könnte ich drei Tage leben..
Das Abend vergeht wie im Fluge mit einer netten Mischung aus Fachsimpelei und allgemeiner Neugier auf die anderen. Halb zwölf habe ich noch gar keine Lust, aber nu muss ich langsam los, sonst wird das mit der Heimfahrt nix mehr.
Es wird auch so nix, die Linie geht über die Düsseldorfer Altstadt und die Bahn braucht von der Altstadt bis zum HBF viiiiiiel länger als geplant, so dass ich meinen Bus verpasse und das Taxi nach Hause nehmen muss. Priiima, das nächste Mal geh ich auch ins Hostel: Da hätt ich dann auch noch das ein oder andere Bier mehr trinken können..
So, und nun hol ich mir erstmal einen neuen Kaffee, bevor ich vom zweiten Tag erzähle...