"Katrin Jetski - you are an Ironman" - hat Mike Reilly wieder gesagt, als ich in Kona durch das legendäre Zieltor lief.
Ja, es hat alles gepasst auf meiner 8. Langdistanz und den 2. Start in Hawaii nach all den Querelen im Vorfeld.
Danke an alle fürs Mitfiebern, für die vielen guten Worte und die Motivation dadurch - das hat mir viel Gelassenheit gegeben und die konnte ich gestern gut gebrauchen. :-)
Die Nacht vor dem Rennen hatte ich nur gedöst, war aber insgesamt gut ausgeruht.
Das Bodymarking am Morgen (Startnummer am Oberarm) finde ich mit den Tatoos nicht mehr so schön wie 2012, als noch gestempelt wurde.
Die letzten Vorbereitungen verliefen routiniert. Hab den Profistart nicht angeschaut, um die Ruhe zu bewaren. Als dann die AK-Männer-Startwelle per Kanone auf die Strecke geschickt wurde, wurde mir mulmig.
Ich drückte noch Sister Madonna Buder die Hand und dann stand ich in einem Damen-Heer und hatte das Gefühl, am ganzen Körper zu pulsieren, so schlug mein Herz.
Im Wasser nach den ersten Zügen zur Startlinie wurde ich ruhiger und konnte auch sehr entspannt losschwimmen. Nun gehts also wieder mal los. Meine Taktik war, möglichst kraftsparend zu kraulen, immer wieder die Wasserlage zu checken und gut zu gleiten. 1:29h hatte ich 2012 gebraucht und dabei richtig Gas gegeben ;-). Mit den 1:34h acht Wochen nach dem Armbruch bin ich sehr zufrieden. Das Meer soll wellig gewesen sein, ich hab nichts bemerkt, starke Strömung war jedoch.
Ich denk aber, die Bedingungen hier waren insgesamt ok, auch die Startwellen.
Der erste Wechsel ging zügig, nach ca. 4 Minuten saß ich auf meinem Rad. Erst eiert man bissel durch Kona, dann gehts endlich raus auf den Highway - es war klasse, zu fahren, kaum Wind, ein Grinsen im Gesicht und nach KM 40 der Gedanke, dass ich vielleicht so sub 6h schaffen kann.
Mein Schnitt lag so bei gut 31kmh.
Bei KM 47 gingen dann die Turbinen an, schlagartig zeigte mein Garmin 17kmh. Na toll, dauert also...
Nach und nach trieb nun der Mumuku hier seine Spielchen. Hoch nach Hawi kamen die schnellen AK-Athleten mit bravem Sicherheitsabstand entgegen, viele waren am Bremsen. Es war ein übler Kampf und immer wieder schlugen Hammer-Böen ins Rad. Ich hatte bereits Riesen-Schiss vor der Abfahrt, die dann bald bevorstand, Noch musste aber jeder Meter erkämpft werden, die Nerven zum Zerreißen gespannt. Ich sah auch gegenüber ein Mädel, das ein Stück bergab schob.
Der Wind war abartig. Ich erinnere mich an einen Tag in Lanzarote, da wurden die Radgruppen nach Hause geschickt. Mein geübter Kitesurfer-Blick aufs Meer sagte mir 6-7 Windstärken Grundwind. Durch die Thermik und übers Land wird dieser dann verstärkt und verwirbelt.
Wenige Minuten nach der Wende an einer langen Abfahrt, standen auf einmal Helfer und wedelten mit den Armen, hier war also gerade ein Sturz passiert, drei Frauen lagen da rum, wenn ich richtig gesehen habe, eine auf der Fahrbahn, blutüberströmt, man hatte ihr den Helm lieber nicht abgenommen - mir schossen augenblicklich die Tränen in die Augen, da kämpft man sich hier hoch... - hat mich irgendwie total ergriffen in dem Moment. Es sah auch wirklich übel aus.
Paar KM weiter stieg ich vom Rad und hab mich kurz übergeben müssen.
Der krampfige Rückweg war dann noch ein ganzes Stück sehr kraftraubend,
Ich hoffte ja dann auf Rückenwind, aber Fehlanzeige. Vor Kona stand dann die gleiche Windwand wie 2012.
Irgendwie 6:50h hab ich in Summe gebraucht, durch die unfallbedungte Verletzungspause hatte ich auf dem Rad auch am Meisten verloren - doch nun ging es in die Wechselzone und wer's kennt: die ersten Schritte, die sich anfühlen, als hätte man Beton in den Beinen.
Hier war ich nach anfänglichem Zögern um die richtige Schuhwahl dann sehr glücklich, in meine neuen Hoka Clinton zu schlüpfen, die fühlen sich so bequem an!!
Nun also Marathon, nur noch ca. 4h. Mir hing jeglicher Süßkram bereits zum Hals raus.
Es war nicht zu heiß, aller knapp 2km ein Verpflegungspunkt mit Eis und Wasser - nun einfach geduldig bleiben und die Beine laufen lassen.
Ich war nicht zum Kämpfen nach Kona gekommen, wollte es einfach gut zu Ende bringen.
Die ersten 16km auf dem Alii Drive rollten gut. Ich war sowas von tiefenentspannt und voll im Aloha-Feeling.
Hab immer die Becher von den kleinen Kindern genommen, damit sie sich freuen.
Im Energy Lab erlebte ich einen wunderschönen Sonnenuntergang und nun ging es endlich heimwärts - von hier aus sind es noch 11km.
In Kona dann freuten sich wieder die Zuschauer an der Strecke, dass ich lächelte, darauf legen die hier viel Wert.
Die knapp 3:53h auf dem Marathon haben mich positiv überrascht - hatte die Gesamtzeiten kaum im Blick.
12:26h hab ich insgesamt gebraucht.
Ja und da lag ich nun wieder mit Pizza und Kakaomilch in der Hand inder wunderschönen Ruhezone am Meer und das Rennen war Geschichte.
Mario fand ich schlafend auf einer Pappe. Wir blieben noch Stunden hier und ließen den Tag ausklingen.
Die letzte Stunde bis Mitterernacht erlebten wir natürlich an der Finishline. Die Profispitze war zugegen, Sebi und Mirinda mit ihren Lorbeer-Kronen begrüßten die letzten Finisher und tanzten im Ziel herum.
Zum Zielschluss kamen die Feuertänzer - das ist sehr stimmungsvoll.
Am Ende fassten sich alle an den Händen und eine alte Hawaiianerin sang ein besonderes Aloha-Lied. Das war sehr berührend und wunderschön.
Mir geht es heute am Tag nach dem Rennen sehr gut.
Und ich habe einen Traum.
Mahalo