Ich kann hier noch 2/3 Wettkampf- und Reisebericht zusteuern. Für mich war der Wettkampf leider wegen einer Verletzung nach dem Radfahren beendet, auch wenn ich mich noch auf die Laufstrecke begeben habe und versucht habe zu laufen. Details weiter unten.
Vorab noch: Es war meine erste Teilnahme bei einer WM. Habe mich 2023 in Hamburg qualifiziert. Vergleiche zu Hawaii sind hier nicht zu finden.
An- und Abreise
Anreise war am Donnerstag vor dem Wettkampf mit Eurowings vom Flughafen Köln. Neben mir war noch ein weiterer Triathlet auszumachen, sonst eher die Kategorie Wochenendtrip oder Kegelausflug im Flieger.
Hier hat alles reibungslos geklappt.
Rückflug war am Dienstag von Nizza nach Düsseldorf. Hier waren schon mehr Triathleten auszumachen. Der Kapitän begrüßte an Board auch alle Triathleten mit ein paar warmen Worten vor dem Abflug. Funfact: Auch Magnus Ditlev und seinen Buddy (Overall AG Champion) waren neben unserem Gate am Flughafen. Also nochmal richtig Promiflair am Flughafen genossen.
Beide Flüge waren reibungslos. Flugzeit ca 1:30h. Also Ratzfatz erledigt.
Unterkunft und Aufenthalt in Nizza
Wir hatten mit unserer Reisetruppe ein AirBnB für 5 Personen. Preislich bin ich mir nicht mehr sicher, da ich nicht gebucht hatte.
Von der Lage waren wir fast mitten in der Stadt.
Schwimmstart = 10 min Fußweg
Athlete Checkin = 5 min
Altstadt = 5 min
Also alles nah bei.
Nizza selbst ist eine super schöne Stadt. Schöne Gassen, überall Cafes, Restaurants, Kneipen. Für jeden was dabei.
Preislich fand ich das Essen ok (Pizza um die 15-17 €). Alkohol war recht teuer, aber das ist Triathleten ja egal
Wir haben uns alle sehr wohl in der Stadt gefühlt. Also Athleten und Supporter sind vollkommen zufrieden gewesen.
Da gleichzeitig in Nizza bzw Frankreich auch der Rugby World Cup ist, war gegenüber vom IRONMAN Village auch eine Rugby Village. Also die Stadt scheint für alles offen zu sein und bietet echt ein super Flair für Sportevents.
... nun zum sportlichen.
Rennvorbereitung
Die Rennvorbereitung war aus meiner Sicht unproblematisch. Ich hatte noch 2 mal die Möglichkeit genutzt, um mir die Abfahrt der Radstrecke ab Bouyon anzuschauen. Mehr saß zeitlich nicht drin.
Mit dem TT aus Nizza raus ist etwas mühselig, da man mit dem normalen Radverkehr an der Promenade fährt (15kmh + Fußgängerverkehr). Aber alles halb so wild.
Nach 5km ist man dann auch draußen. Sobald man in dem Industriegebiet ist, wo man in die Berge fährt ist kaum noch Verkehr da. Also alles entspannt für einen Streckencheck in den Tagen vor dem Rennen. Es waren auch genug Zeichnungen und Pfeile auf der Straße vorhanden - verfahren kann man sich da nicht.
Laufstrecke ist ja direkt an der Promenade. Ich glaube hier muss man im Vorfeld nichts zu sagen.
Was ich etwas schade fand: Die Schwimmstrecke war nur am Renntag vorhanden. Also vorher war kein organisiertes Schwimmen an den Tagen vorher. Schwimmen war möglich, aber nur bis zu den 300m weiten Bojen, die den das Meer in Schwimm und Schifffahrtsverkehr teilen.
So war es sehr schade, dass am morgen hunderte Athleten auf einer Strandbreite von gefühlten 3km kreuz und quer geschwommen sind. Manche 10m vom Ufer parallel dazu schwimmend. Manche sind Bojen Diagonal angeschwommen, andere sind zu den 300m Bojen raus und wieder rein geschwommen. Um es abzubinden: Schwimmen ja - organisiert nein.
Ich hatte mich eigentlich auf ein gemeinsames Schwimmen mit anderen Startern gefreut. Es muss ja nicht das Coffeeboat sein. Aber eine gemeinsamer Ein und Ausstieg mit einer kleinen abgestecken Strecke und/oder Cafe am Strand wäre cool gewesen. Da hat IRONMAN aus meiner Sicht einiges an Chance vertan ein cooles Sideevent auf die beine zu stellen.
Raceday
Der Pre Race Flow war aus meiner Sicht top. Man kam schnell und problemlos in den abgezäunten Bereich. Es waren super viele Helfer da. Selbst an Radpumpen konnte man sich nicht satt sehen, teilweise standen 4 Pumpen unbenutzt am Gitter.
Ein paar mehr Dixis hätten es sein dürfen. Die geschätzten 10 Dixis vor dem Schwimmstart sind dann doch etwas wenig gewesen.
Sonst lief alles reibungslos. Wenn man seine Supporter noch sehen will, war das nur noch durch den Zaun möglich. Fand ich aber nicht schlimm, da ich meine Leute dennoch gesehen habe.
Schwimmen
Schwimmen ohne Neo - absolut richtige Entscheidung. Und das sage ich als schlechter Schwimmer.
Meine AK 25 war zusammen mit der AK20 in einer Schwimmgruppe am Start. Geschätzte 100 Starter. Ich hasse einen Schwimmmassenstart da ich mich sehr unwohl fühle. Die Startlinie war aber schön breit. Zu einer Klopperei kam es also nicht - wenn man es nicht drauf anlegen wollte.
Dann ging es raus ins offene Meer. Die Bojen waren fast bzw. gar nicht zu erkennen. Durch leichten Wellengang konnte man schon die ersten kleinen Bojen nicht sehen. Also einfach Blind der Masse hinterher. Hier müsste Ironman vielleicht nachbessern, da man die Bojen vom Land schon kaum erkennen konnte. Im Wasser sieht man de facto gar nix.
Nach dem Schwimmen bin ich mit 1.10 raus. Für mich genau so schnell wie in Hamburg, da noch mit Neo. Also ein gutes Schwimmen.
Radfahren
Nach dem Schwimmen auf die Radstrecke.
Die ersten 10km war eine einzige Gruppenfahrt. 3m breite Straße. Überholen nicht möglich. Unfallgefahr extrem hoch, weil noch alle an ihren Schuhen rumdrehen, Schlangenlinien fahren, Riegel auspacken und und und. Also nix neues.
Nach 12km kommt man dann ca in den ersten Anstieg. Und der hat es auch direkt in sich. Mehrere kleine Rampen mit teilweise schlechtem Asphalt. Hier konnte ich schon mal einiges Überholen. Wenn man sich den Teil vorher angeschaut hat, kann man sich aus meiner Sicht hier auch erlauben etwas "drüber" zugehen um schon mal ein paar Löcher zu reißen oder Plätze gut zu machen bevor es dann ab ca. 40km in den Anstieg zum Col de L'Ecre ging.
Als recht guter Radfahrer konnte ich hier meine Stärken ausspielen. Der Anstieg war supergeil zu fahren. Gleichmäßige Steigungen, teilweise unten noch im Schatten. Oben wurde es dann aber richtig heiß und der Wind war eher ein Fön.
Oben angekommen ging es dann auf dem Plateau weiter. Keine wirklichen Flachpassagen dabei, aber so richtig steil wurds auch nicht mehr. Würde es mal als Drückerstrecke bezeichnen, wo man immer auf dem Pedal steht. Auch die Abfahrten kann man dort gut durchtreten.
Nach 130km war dann die Kletterei vorbei. Ab da gehts mehr oder weniger nur noch bergab. Und wie. Enge Straßen, hohe Geschwindigkeiten, super viele Bumper, kleine und größere Straßenschäden und kleine Steine auf der Straße. Wer hier also schon über Kreuz guckt, muss wirklich aufpassen.
Da ich zu der Zeit aber schon recht weit vorne war, konnte ich die Abfahrt mehr oder weniger alleine fahren und habe kaum noch jemanden überholt. Von hinten kam auch nichts mehr.
Es hat sich also gelohnt sich die Abfahrt vorher 2x anzuschauen und die Anstiege im Recon einfach auszulassen. Ich denke hier habe ich sogar noch mehr Zeit gutmachen können als im Anstieg.
Wer also wirklich schnell sein will, sollte sich die Abfahrt vorher so oft wie möglich anschauen. Hier liegt so viel Potenzial Zeit zu gewinnen - oder halt zu verlieren.
Nach 180 und 5:02h bin ich dann in die T2 gerollt. Unfassbar guter Radsplit von mir. Die Taktik möglichst alleine in die Abfahrt zu fahren hat sich ausgezahlt: so konnte ich mich voll auf die Strecke konzentrieren und musste kaum rausnehmen, weil vor mir andere Athleten langsamer fuhren.
Fazit: Unfassbar geile Strecke. Wer racen will: MEGA. Wer das Rennen genießen will: DOPPEL MEGA. Wer Hinterradlutscher hasst: Triple MEGA, da es keine Möglichkeit gibt irgendeinen Benefit daraus zu ziehen - entweder gehts hoch oder runter
Allerdings muss ich hier eine Sache noch kritisieren.
Thema Center Line: Es haben sich alle an die Center Line gehalten. Bei einem Überholvorgang meinerseits im ersten Anstieg war ich mehr oder weniger direkt an der Mittellinie. Auf einmal taucht neben mit ein KaRi-Moped auf. Da ich schon an der Mittellinie war, konnte das Motorrad natürlich nur auf der Gegenfahrbahn überholen.
Als dann noch ein Auto von vorne kam (Strecke war nur halbseitig gesperrt), zog das Motorrad einfach rechts rüber. Ich war also Schulter an Schulter mit dem KaRi.
Was alles hätte passieren können...naja denken wir mal nicht drüber nach.
In meinen Augen aber ein absolutes Fehlverhalten vom Kari-Moped!!
Laufen
Hier kann ich leider nicht mehr ganz so viel zu Berichten. Ich hatte mich auf den Marathon gefreut. Eigentlich meine Paradedisziplin. Durch eine Laufverletzung konnte ich aber im Vorfeld nicht mehr laufen. Als die ich die T2 erreichte hatte ich einige Stoßgebete rausgebrüllt, dass meine Wade hält.
Also Laufschuhe an - Mütze auf - direkt mal Eis in den Nacken.
Nach 1km war dann aber das Rennen für mich beendet. Ich konnte keinen Schritt ohne stechenden Schmerz machen.
So steht am Ende also bei meiner ersten WM ein DNF. Was alles möglich gewesen wäre? Keine Ahnung. Jedenfalls habe ich jetzt eine weitere Rechnung offen.....
GESAMTFAZIT
Nizza als Gastgeber einer WM Würdig? 100%. Strecke ist unfassbar hart und ehrlich. Wer nicht fit und vorbereitet ist wird immer bezahlen.
Es ist halt nicht die isolierte Triathlonblase wie auf Hawaii. Fand ich aber ehrlich gesagt auch nicht so schlimm. Mir ist der Hype im Vorfeld manchmal too much. Ich vermute auf Hawaii wäre ich mental am Donnerstag vor dem Rennen schon komplett Triathlon Müde (... wer weiß wie es wirklich wäre
)
In diesem Sinne, es war ne geile WM. Auch wenn ich es nicht ins Ziel bringen konnte.
Gruß
Lennard