Eigentlich kenn ich dich (forumstechnisch) als echten Kritiker, aber dass dir bei Lance so die Objektivität abhanden kommt, überrascht mich.
Ja ... ich hab' mir überlegt, daß dies mit der aufgesetzten Objektivität Käse ist, und wollte jetzt auch frei nach Belieben subjektiv sein ...
Ne, ich denke, du interpretierst meine Zeilen etwas anders als ich sie meinte ...
Zitat:
Ulle belügt und betrügt die Öffentlichkeit, faselt irgendwas von Pillen im Tee, keine Ahnung woher, stellt sich hin als Gentlemen der niemanden betrügt, und ist doch am Ende ein echter Sportsman.
Ulle ist genauso ein "zensiert" in Bezug auf Doping wie Lance oder Erik oder Alexander oder Klöden oder Contador oder sonstewer
Sehe ich erstmal auch alles so ...
Zitat:
Nur weil ihm der nötige Ehrgeiz oder möglicherweise Grips fehlt, ist er trotzdem zu 100% sportlich unfair (gewesen)
Hier ist halt die Frage, ob es nur, schwarz-weiß, fair und unfair gibt, oder auch Grau- oder gar Farbstufen ...
Im ersten Fall ist es klar ... Doperei -> Betrügerei -> unsportlich -> unfair
Ich schrieb aber nicht :
Zitat:
Zitat von tobi_nb
echter Sportsman
... sondern eher von einem "Rest an Sportsgeist" :
Zitat:
Zitat von Flow
So viel Sportsgeist hat er dann noch
Mir scheint es fairer, "ehrlicher", die Titel nachträglich nicht anzunehmen, als dieses zu tun.
Ich denke, daß Ulle sich tatsächlich nicht als Betrüger sieht.
Ich denke, daß er die Doperei an einem Punkt, vielleicht sogar widerwillig, als "notwendiges Übel" akzeptiert und ab dann die Reflektion darüber ausgeblendet hat.
(Klar, ab dem Punkt ist er für mich kein Sportler mehr ... verkommt zum Schauspieler/Performer ...)
Für das Restprogramm, meine ich, ist ihm eine Idee von sportlicher Fairness erhalten geblieben.
Ich frage mich, wie er jetzt reagieren würde, wenn seine eigene Doperei bisher nicht aufgeflogen wäre, sprich nicht den Hauch eines sicheren Verdachts oder gar Beweises.
Denke, daß er die Titel auch dann nicht freudig annehmen könnte ...
Armstrong, wie gehabt, schätze ich da anders ein ... ich denke, er würde die Titel annehmen und sich darüber auch richtig freuen ... Titel ist Titel, wie er zustande kommt, maximal zweitrangig ...
Aber gut ... subjektive Spekulation ... und im Endeffekt auch nur sinnfreies Blabla ...
Unabhängig vom Fall Armstrong enthält der Absatz 2. sehr gute Argumente gegen eine Freigabe von Doping.
Andererseits drängt sich aber die Frage auf, wozu ein Regelwerk gut sein soll, dessen Einhaltung sich erstens nicht effektiv kontrollieren läßt und an das sich zweitens ganz offenbar keiner der Beteiligten irgendwie gebunden fühlt.
Lance geht nicht zur Anhörung, weil er das ganze Verfahren unfair findet.
Ulle hat nie jemanden betrogen.
Die Fans finden es total blöd, wenn ihre Lieblinge aus dem Verkehr gezogen werden und halten weiterhin zu ihnen.
Und der wahre TdF-Sieger läßt sich schon längst nicht mehr ermitteln.
Andererseits drängt sich aber die Frage auf, wozu ein Regelwerk gut sein soll, dessen Einhaltung sich erstens nicht effektiv kontrollieren läßt und an das sich zweitens ganz offenbar keiner der Beteiligten irgendwie gebunden fühlt.
Schon mal jemanden sagen hören: "Ich bin geblitzt worden, ist aber meine eigene Schuld, ich hätte mich ja an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten können." Kommt sehr selten vor. Den Schluss daraus zu ziehen, alle Geschwindigkeitsbegrenzungen dann eben aufzuheben, weil sich der Großteil der Autofahrer daran nicht gebunden fühlt, ist gewagt. Und solche Beispiele kommen im Alltag zuhauf vor:
- Steuererklärung
- Parken auf dem Radweg
- Alkohol am Steuer
- Nicht vom Beckenrand springen
- Kein privates Internet-surfen im Büro
- "Schwalben" der Fußballprofis
etc., etc.
Und wenn dann mal jemand dabei erwischt wird, dann ist es immer das "blöde Finanzamt" oder der "kleinkarierte Schiedsrichter" oder der "geizige Chef", der einem den Spaß verdirbt. So stelle ich mir das auch unter Radprofis vor. Ein Großteil dopt, alle wissen es und nehmen es schulterzuckend hin bzw. machen mit. Klar ist es verboten, aber man kennt Mittel und Wege, nicht erwischt zu werden. Die Folgen werden verharmlost und abends beim Bier oder Iso-Drink erzählt man sich Geschichten, wie man diesen oder jenen Kontrolleur hinters Licht geführt hat. Wenn es dann doch mal schief geht, dann sind immer "die anderen" Schuld, nie man selbst. Machen doch alle, wieso sollte ausgerechnet ich mich da an die Regeln halten. Ich will das auf keinen Fall beschönigen oder verharmlosen, aber das Phänomen ist in unserer Gesellschaft sehr verbreitet und ganz menschlich. Die Sichtweise(n) von Ullrich und Co. kann ich da nicht moralisch verurteilen, im Sinne von "Wer ohne Schuld ist, der werfe die erste Steuererklärung".
Es ist trotzdem nicht richtig, was sie da gemacht haben und es wurde hier auch schon mehrfach angemerkt: Armstrong hat nicht einfach "geschummelt", er hat (so lassen sich wohl die Indizien und Zeugenaussagen interpretieren) ein ganzes Netzwerk für diese Betrügereien aufgebaut, hat Fahrer der eigenen Teams mit verbotenen Mitteln versorgt und sogar dazu gedrängt, es auch zu tun. (Mit noch nicht absehbaren gesundheitlichen Folgen für die Fahrer, sollte man auch nicht vergessen) Und er hat auf mieseste Weise Kritiker und Mitwisser mundtod gemacht (bzw. machen wollen).
Außerdem glaube ich, dass keiner der Fahrer, der in den Ergebnislisten jetzt vorrückt, ernsthaft Titel oder Trikots annehmen würde. In der Öffentlichkeit würde es nur heißen "Der ist doch auch nicht sauber", bejubelt würde keiner von ihnen. Wenn auch viele der "schwarzen Schafe" jetzt ungeschoren davon kommen bzw. nur mit einem blauen Auge, so glaube (oder zumindest hoffe) ich doch, dass mit dem Ende des Falls Armstrong dem letzten Radprofi jetzt klar werden muss, dass das, was sie da tun kein Kavaliersdelikt ist und ernste Folgen haben kann (auch wenn Armstrong mit der Aberkennung der Titel noch ganz gut bedient ist).
Wenn auch viele der "schwarzen Schafe" jetzt ungeschoren davon kommen bzw. nur mit einem blauen Auge, so glaube (oder zumindest hoffe) ich doch, dass mit dem Ende des Falls Armstrong dem letzten Radprofi jetzt klar werden muss, dass das, was sie da tun kein Kavaliersdelikt ist und ernste Folgen haben kann (auch wenn Armstrong mit der Aberkennung der Titel noch ganz gut bedient ist).
Das Problem bei der Konzentration auf einzelne schwarze Schafe... Es läßt den Schluß zu, dass es auch weisse Schafe geben könnte. Dem ist jedoch nicht so.
Und zu dem Glauben, dass aus der Causa Armstrong die "richtigen" Schlüsse gezogen werden, fällt mir nur eines ein:
Wenn mein Chef nen Kollegen von mir zusammentaucht denke ich nicht: Oh Herr Müller hat diesen Fehler gemacht,und wird dafür zusammengestutzt. Jetzt sollte ich nicht den gleichen Fehler machen. Ich denke: Puh, Glück gehabt, er scheißt Herrn Müller zusammen, da läßt er mich heut in Ruhe.
Und so siehts jetzt aus, alle Konzentration auf Armstrong: Damit sind alle anderen (deutlich aktuelleren) Dopingprobleme nicht mehr vorhanden.
Das Problem bei der Konzentration auf einzelne schwarze Schafe... Es läßt den Schluß zu, dass es auch weisse Schafe geben könnte. Dem ist jedoch nicht so.
Manno, laß' mich doch glauben, dass es wenigstens ein paar weiße (Kompromiss: graue) Schafe gibt. So konkret kann ich dir da leider keinen Radprofi nennen, für den ich mich verbürgen würde, aber an das gute im Menschen zu glauben, ist doch nicht sooo verkehrt, oder? Wenn das wirklich so schlimm mit dem Radsport aussieht, dann gibt es wohl auch keinen Selbstreinigungsprozess in absehbarer Zeit. Schade eigentlich
Manno, laß' mich doch glauben, dass es wenigstens ein paar weiße (Kompromiss: graue) Schafe gibt. So konkret kann ich dir da leider keinen Radprofi nennen, für den ich mich verbürgen würde, aber an das gute im Menschen zu glauben, ist doch nicht sooo verkehrt, oder? (
...dann versuch es doch mal andersrum: Was ist denn so schlimm an Doping? Vielleicht muß ein Doper gar kein abgrundtief schlechter Mensch sein. Schon mal versucht sich in die Lage eines angehenden Radprofis zu versetzen? Ich vertrete nach wie vor die Ansicht, dass Radfahrer keine schlechteren Menschen sind, warum denn auch?
Dass das System das Problem ist, sollte auch Triathleten klar sein, insbesondere wenn man sieht, dass die großen Rennen und alle Ligarennen (außer die mit Windschattenfreigabe) unter grober Mißachtung einer essentiellen Regel von weiten Teilen des Feldes stattfinden.
So nebenbei bemerkt, warum veranstaltet die DTU wieder einen Anti-Dopingtag, wenn das offizielle Motto seit x Jahren ist, dass es kein Doping im Triathlon gibt bzw. es sich max. um Einzelfälle handelt. Dann lass den einen von 10000 Triathleten doch dopen, da stehen wir doch drüber..Wiggins hatte zuletzt wohl mal die Frage aufgeworfen: Warum sollte ich dopen? ...würde damit alles zerstören, in England wäre Doping besonders schlimm etc...
Die Frage stellt sich für so einen Mann doch gar nicht, die entscheidende Frage ist: Warum sollte ich nicht dopen?
Meine favorisierte Schlagzeile zum aktuellen Fall: The Daily Mirror: "Radfahren zum Verzweifeln. 'Legende' Lance fällt in Ungnade. Sport im Chaos. Wiggins wurde 2009 ein Podiumsplatz geraubt."