Roth mal anders..
Mein dritter Start in Roth in Folge sollte ein lockeres Genussrennen werden. Ich hatte lediglich das Ziel, mich im Schwimmen zu verbessern, das sollte gelingen nach diversen Messungen in Freiwassereinheiten (Tümpeltreff

). Rad sollte laufen, da war ich fleißig, für den Marathon war ich skeptisch.
Bereits Donnerstag vor Ort, konnte in Ruhe die Messe geplündert werden.
In der Nacht zum Samstag, die als wichtige Nacht vor dem Rennen gilt, wurden wir wach von dumpfen Schlägen, dachte schon, die bauen eine Tribüne (wir wohnten direkt an der Marathon-Strecke). Als dann ein fürchterliches Geschrei ertönte, realisierten wir, dass da einer Amok läuft. Er hatte mit einem großen Pflasterstein drei Autos beschädigt. Das Entsetzen war entsprechend. Als wir Stunden später dann recht bedrückt beim Frühstück saßen, brach der Typ mit Gewalt in den Gasthof ein, zerschlug Scheiben. Als wir die Tür des Raumes von innen gesichert hatten, flog ein Briefkasten durchs Fenster und ein großer Pflasterstein direkt auf die Sitzecke, die wir gerade fluchartig verlassen hatten.
Irgendwann kam die Polizei und auch auf die Hintergründe will ich hier nicht spekulieren. Wir hatten Angst.
Alle Gäste verließen den Gasthof, wir blieben.
Mir war jeglicher Spaß verdorben – ich brauchte Zeit, die Ereignisse zu verarbeiten und die hatten wir einfach nicht, und Schlaf fehlte ebenso..
Es stellte sich am Rennmorgen nicht das übliche Kribbeln ein, immer wieder versuchte ich, die Stimmung aufzunehmen, war aber müde und unkonzentriert.
Der Schwimmstart war brutal, bin wohl mit wilder Verzweiflung vorgegangen, musste ganz schön einstecken und schluckte Wasser.
Ob es nun daran lag – an der ersten Boje nach 1500m bekam ich starke Schmerzen im Oberbauch – dann hat man dort die Sonne im Gesicht, mir wurde schwindelig, bin an den rechten Rand und hab versucht mich zu entspannen, ganz locker zu schwimmen. Von da an hatte ich nur noch Sorge um einen hygienisch sauberen Auftritt im Wechselzelt. Mit 1:14h lag ich vier Minuten über dem Ziel.
Lange Wechselzeit durch Dixi-Besuch.
Gut, dass mich die Zeiten am heutigen Tag nicht wirklich interessierten - los Katrin, jetzt geht’s aufs Rad, hau rein, sagte ich mir.
Da ich meine sonst genauen Kontrollen am Rad nicht gemacht hatte, verlor ich an der Schleuse nach 2km die Aeroflasche, musste rechts raus, um sie zu holen.
Die nachkommenden Radfahrer waren berechtig genervt.
Die nächsten KM sollte es rollen, ich sammelte all die Frauen ein, die mich gestoßen, geschlagen, getreten haben ;-)
OK, ich sollte nun essen und trinken, aber schon der Gedanke war widerlich, dabei war ich gemäßigt unterwegs. Ich probierte etwas Wasser und lutschte an einem Stück Riegel rum. Nach 40km dann hektischer Sprung ins Maisfeld. Ich war gerade den Greding hochgeflogen, hatte ihn als Berg nicht wahrgenommen, die Beine waren gut, mein Verdauungssystem aber rebellierte.
Letztendlich schaffte ich 2 Riegel und ein Gel und einen guten Liter Wasser auf der Radstrecke. Die letzten 30km wurde mir schwindelig und meine Laune war dahin. Ich konnte trotz massiver Motivationsprobleme meine Radzeit vom letzten Jahr trotz des Windes fahren – unter dem offiziellem Strich waren es mit vier Buschpausen (ich hab den Keko 3x überholt!!) dann aber natürlich fast 6h.
So richtig denken und rechnen konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Ich hoffte nun auf Cola an der Laufstrecke und verdrängte den Gedanken ans Aufgeben, das geht ja nun gar nicht!!
Bis zur Halbmarathonmarke hatte ich noch soweit den Überblick, dann gab es viele Momente, in dem ich ausgeblendet war, mir war trotz der Hitze eiskalt, musste mich übergeben. Ich wurde wohl auf Zickzack-Kurs gesichtet, keine Ahnung.
Irgendwann traf ich einen Bekannten, dem ich mit einem Heulkrampf in den Armen lag.
Mit 11:45h im Ziel bin ich rückblickend sehr zufrieden. Mit so wenig Nahrung hätte es noch schlimmer kommen können. Nach 4:30h war der Marathon vorbei, immer brav locker getrabt im Energiesparmodus.
Natürlich bin ich traurig, dass es kein Genussrennen war. Ich kam lange nicht wirklich zu mir. Als ich aber dann irgendwann den Heimweg antrat und in die Gesichter der Athleten schaute, die nach 15 oder mehr Stunden ins Ziel kamen, fühlte ich mich denen sehr verbunden und schämte mich, dass ich ans Aufgeben gedacht habe.
Dem locker baumeln ist mit 9:44h ein perfektes Rennen gelungen.
Ich habe dafür fast keinen Muskelkater, Hihi!!
