„Denn er wusste nicht was er tut.“ So hab ich mich jedenfalls am Morgen vor dem Schwimmstart gefühlt. Aber von Anfang an:
Irgendwann letztes Jahr hab ich beschlossen, dass ich mich an einer Langdistanz zu versuchen und mich für Regensburg angemeldet. Bis dahin hatte ich nur eine MD und einige kürzere Sachen gemacht. Daher dieses Jahr als Vorbereitung noch schnell Ingolstadt mitgenommen und meiner Meinung nach viel Rad gefahren. Der 14.08. kam immer näher, die Taperphase war schrecklich und plötzlich war auch schon Freitag und ich stand in Regensburg mit meinen Startunterlagen in der Hand.
Um an die Unterlagen zu kommen, musste ich von Hotel aus einmal quer durch Regensburg und hab mich direkt verliebt. Die Stadt ist der Hammer!
Toll gelegene Altstadt, direkt an der Donau, ausreichend leckere Restaurants. Besser gehts doch fast nicht.
Der Samstag stand dann im Zeichen meiner Begleitung: Regensburger Frauenlauf. Hier haben wir mal die Seiten getauscht und ich habe vom Rand der Strecke angefeuert. Nach dem Zieleinlauf ging es auch schnell Richtung „Lake Guggi“, um das Rad einzuchecken und das Wasser zu testen. Gesagt getan: Hingefahren und noch schnell paar Kilometer Probe gerollt. Was klappert denn nur so??? Es ist doch nicht… doch der Schalthebel war total lose. Jetzt wurde es kurz hektisch: Werkzeug suchen, Schalthebel in alle Einzelteile zerlegen und neben dem Auto verteilen, Hebel festschrauben, wieder zusammensetzen, fluchen und richtig zusammensetzen. Kurzzeitig hoher Puls. Sehr hoch. Rad einchecken ging dann in wenigen Minuten und ich konnte noch laufen und schwimmen. Der See war der Hammer. Schön warm an der Oberfläche. Viele Bojen für gute Orientierung.
Ich war guter Dinge. Warum weiß ich auch nicht. Zusammen mit der Vorstartaufregung stieg der Puls. Gefühlter Ruhepuls von 120. Schnell noch nen Teller Nudeln und ab ins Bett. Schlafen? Pustekuchen. Viel zu aufgeregt. Um 4 ging dann der Wecker und es ging nach einem kleinen Frühstück wieder zurück zum See. Das Hotel war nah und es gab einen Bus Shuttle für Athleten und Supporter. Das nenne ich Service.
So eine morgendliche Wechselzone ist schon was besonderes. Gefühlt gab es eine Standluftpumpe pro Quadratmeter, ein unglaubliches Gewusel und eine gewisse Anspannung in der Luft. Apropos Luft: Es war ganz schön kühl. 16 Grad werden es gewesen sein. Bis zum Start hatte ich so viel Zeit wie noch nie und konnte ganz entspannt der ersten Startgruppe zusehen und dann in die eigentlich erste Disziplin starten: Neo anziehen.
Spätestens jetzt kam die Frage im Kopf: "Shit, was machst du eigentlich hier? Es ist quasi noch Sonntagnacht, du solltest im Bett liegen und schlafen…"
Zum Glück ging dann alles schnell und ich hatte keine weitere Zeit zum Nachdenken: In den Startbereich. Schon lief der Countdown und ich ging weit hinten in der Gruppe ins Wasser. Ich bin eine Bleiente und war heilfroh, dass es quasi kein Gekloppt gab, sondern Platz ohne Ende. Es ging quasi zweimal durch den See mit einem kurzen Landgang. Sonnenaufgang im Wasser. Wahnsinn.
Im Wechselzelt dann schnell den Neo weggepackt und ab aufs Rad. Grrrrr ganz schön kühl. Zumindest bis zum ersten Anstieg und die erste Runde hoch auf den Brennberg hatte es schon ganz schön in sich. Ich weiß nicht wie oft ich auf der Radstrecke meinen Namen gehört habe. Es wurde fleißigst angefeuert, von Jung und Alt. Und die Landschaft… so macht Rad fahren Spaß.
Bergab konnte/musste man es krachen lassen. Dann kam der erste flache Teil auf schönen Strecken. Und ich bekam Respekt denn das waren schon nochmal ein paar Kilometer. Eine Streckenbesichtigung wäre ne gute Idee gewesen… Nach der zweiten Runde kam so bei Kilometer 140 der erste Durchhänget: Ein kleiner Hügel, Gegenwind und mittlerweile brennende Sonnen
Und immer noch ein ganzes Stück bis zurück nach Regensburg. Es gab richtig viele einsame Abschnitte, ich hab vorne niemanden gesehen. Minutenlang. Tolle Verhältnisse für faires Fahren also. Immer mal wieder wurde man überholt oder hat selbst jemanden überholt. Durch Regensburg durch war es fast gruselig: Total leere Straßen mitten durch die Stadt. Zu dem Zeitpunkt hat mir auch schon alles weh getan und die Furcht vor dem ersten Marathon wuchs. Schnelles Gegenmittel: Die Laufstrecke im Kopf schon mal in kleine, bekannte Strecken einteilen: Einfach vier Mal die kurze Hausrunde und schon ist es geschafft.
In der zweiten Wechselzone rissen sich gefühlt 10 Helfer um mein Rad. Und ich habe versucht ohne auf die Schnauze zu fallen ins Wechselzelt zu laufen. Beutel in die Hand gedrückt bekommen, Schuhe an und ab dafür. Dann kam die dümmste Aktion des Tages: Die ersten 2 Kilometer in 5min/km anzulaufen. Bis Kilometer 20 war alles in Ordnung: Ich habe alles in mich reingestopft was ich finden konnte, naja eben Cola und Eis. Cola in den Mund und Eis in den Anzug. Es war richtig warm. Das Highlight der Strecke: Don Indy und sein Hardtsee Mafia Hotspot. Er hat selbst mit dem Mund voll Pommes jeden Läufer durch den Bogen geschrien. Danke! Die letzten 22km waren dann Quälerei. Für mich absolutes Neuland, wusste nicht dass man so kaputt sein und so langsam man laufen kann. Naja an den Verpflegungsstationen war es gehen und dazwischen eher Walking. Der Teil durch die Innenstadt war schön. Tolle Altstadt, viele Zuschauen, verdammt hartes Kopfsteinpflaster. Ich war so froh als ich endlich das vierte Haargummi um den Arm hatte und in der Altstadt abbiegen durfte. Der Wahnsinn: Unterm Dom durch den Zielbogen zu laufen/torkeln.
Ich war gleichzeitig glücklich, stolz und leer. Total leer, aber ich hatte die Finisher Medaille um den Hals! Ich hatte es tatsächlich geschafft!
Zum Glück gab es einen After Race Bereich mit ner Menge Futter und einen viel zu kleinen Duschcontainer (Wer kam auf die Idee, mit den zwei Stufen vor dem Container?!) Nach kurzem Aufenthalt dort ging es dann auch ab zum Essen zusammen mit dem mitgereisten Support. Jan Rafael beim Essen zum Sieg gratuliert und mich insgeheim gefreut, dass er auch etwas unrund gelaufen ist.
(Notiz an mich: Nach einer LD nachts 3h mit dem Auto nach Hause fahren ist eine schlechte Idee, unbedingt noch eine Nacht bleiben.)
Wenn etwas sicher ist: Regensburg ich komme wieder. Wenn nicht zur nächsten Challenge, dann um in Ruhe die Stadt anzuschauen.

(Man merkt, dass ich die Stadt toll finde oder?)