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Zitat von captain hook
Was wir wann essen sollen inkl Kontrolle KFA etc und wiegen kenn ich schon von vor knapp 30 Jahren. Inkl spiro alle 6 Wochen zur Kontrolle. Blutbild, regelmäßige ck wert Kontrolle usw und sofort.
Stabi und Alternativtrainung kannte man damals übrigens auch schon.
Mir scheint eher, dass das das übliche Verfahren ist, alten Dingen neue Namen zu geben um es frisch, neu und revolutionär wirken zu lassen.
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Jeden Tag 200 bis 250km Radfahren, so wie es Erik Zabel seine ganze Karriere über gemacht hat (auch schon als 16jähriger in der Sportschule) ist heute sicher nicht mehr state of the art und macht auch kein Profi, der nach modernen Prinzipien trainiert. Typischerweise verteilt man das Training heutzutage auf zwei Einheiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
cK-wert-Kontrolle oder auch Harnstoffkontrolle hat man in der sportmedizinischen Leistungssteuerung mittlerweile wieder verlassen, weil diese Werte zu sehr von der Art des gerade absolvierten Trainings abhängen und zu sehr tageweise schwanken, so dass man die eigentlich wichtige Gesamtbelastung (und ab wann der gesamte Workload z.B. im Trainingslager) zu viel wird, daraus nicht zuverlässig ablesen kann.
Die Bedeutung von echten Ruhetagen und sehr lockeren Tagen wurde auch erst in den letzten 15 Jahren in der Trainingswissenschaft erkannt. In den 90er war es durchaus üblich 7 Tage in der Woche zu trainieren.
Tragbare akku- bzw. batteriebetriebene Laktatmessgeräte mit Einmal-Teststreifen, die der Sportler selbst bedienen kann und die ihn in die Lage versetzen, sehr genau in der korrekten Zone zu trainieren, wurden auch erst später erfunden und in die übliche Praxis von Sportprofis eingeführt.
Über Höhentraining haben wir ja schon mal in einem anderen Thread diskutiert. Inigo San Millan, von dem ich mittlerweile drei Podcasts angehört habe, ist da außerordentlich gut im Thema drin, insbesondere auch was einen modifizierten sleep-high-train-low-Ansatz anbelangt. An seinem Institut der University of Colorado, das sich in der Höhe befindet, hat er einen Trainingsraum, in dem man Meereshöhe simulieren kann, was ein sehr typisches Problem beim Höhentraining adressiert, dass man nämlich unter Höhenbedingungen exzellent die reine Ausdauerleistung steigern und trainieren kann, man aber fast immer Defizite beim Training hochintensiver Belastungen in Kauf nehmen muss, weil man durch den reduzierten Sauerstoffgehalt nur schwer die dafür erforderlichen Intensitäten erreichen kann, bzw. überlange Regenerationszeiten in Kauf nehmen müsste.
Früher (und auch in der DDR) hatte man meist den entgegengesetzten Weg verfolgt, nämlich Kammern, die Höhenluft simulierten, sich aber auf Meereshöhe befanden (entweder um dort zu schlafen oder um dort in diesen Kammern zu trainieren).
Neu (und auch von SanMillan sehr akribisch verfolgt) ist auch die an das Training angepasste Kohlenhydratzufuhr, dass man je nach Tainingsinhalt die Kohlenhydratspeicher schon am Vortag unterschiedlich stark auffüllt und das Frühstück genau an das nachfolgende Training anpasst. San Millan verfolgt da auch noch einen interessanten individuellen Ansatz, indem er für das von ihm sehr stark propagierte Zone-2-Training, bei dem er sehr genau darauf achtet, dass die Belastung nicht in Zone-1 abrutscht und das im Prinzip durchaus lockere Training damit zu locker wird (wie es nur allzu leicht bei Gruppenausfahrten passiert) eine deutlich höhere laufende KH-Zufuhr (rund 100g KH/Stunde) empfiehlt als es üblich ist.
Der übliche Ansatz für derartiges FatMax-Training ist eher eine Minimierung der KH-Zufuhr (also entweder keine Kohlenhydrate oder nur 50gKh/Stunde).
Ich finde auch immer Podcasts interessant, in denen Radprofis zu Wort kommen, die schon sehr lange dabei sind, da sie Entwicklungen im Profiradsport aus ihrer ganz eigenen Sicht besonders gut beleuchten können. Irgendwa (entweder im Besenwagen oder bei Plan Z) gab es einen exzellenten langen Podcast mit Heinrich Hausler, der schon 2003 seinen ersten Profivertrag erhalten hatte und heute immer noch im mittlerweile biblischen Alter als Radprofi aktiv ist.
Er berichtet z.B. dass es vor 15 Jahren noch absolut üblich war, dass die meisten Fahrer bei der Vuelta, die traditionell die letzte Rundfahrt des Jahres war, nahezu jeden Abend nach der jeweiligen Etappe abends ausgegangen und ihre Freizeit in spanischen Bars verbracht haben. Die sportlichen Leiter hat das nicht interessiert, sofern am nächsten Morgen alle pünktlich wieder am Start standen.
Sowas ist heutzutage, schon alleine wegen des massiv gestiegenen Tempos, in dem heute nahezu alle Etappen (und zwar oft von km1 ab) gefahren werden, völlig undenkbar, alleine wegen der gestiegenen Anforderungen an Regenerationsmaßnahmen. Gibt kaum einen Radprofi heute, der während Rundfahrten nicht täglich nach dem Ziel ein bis zwei Stunden im Lymphamaten verbringt.