"Unterschiedlicher hätten die Typen nicht sein können, die sich da am Samstag im Aktuellen Sportstudio des ZDF präsentiert haben. In wenigen Tagen stehen sich Normann Stadler und Faris Al-Sultan in einem gut acht Stunden andauernden Wettkampf gegenüber. Noch wird die Begegnung von beiden Profis heruntergespielt, aber sie ist wichtig und kommt in der Bedeutung gleich nach einem Sieg beim IRONMAN Hawaii.
Zwei Typen
Auf der einen Seite der sportlich legere Faris Al-Sultan, die langen kastanienbraunen Haare ordentlich zum Pferdeschwanz verzurrt. Den Bart, der die hohen Wagenknochen und tief liegenden Augen kaum verdeckt seit 1-2 Tagen nicht mehr gestutzt – Turnschuhe und hellblaues Hemd seines Sponsors tragend. Bewegungen locker, lässig fast ein wenig flapsig…Dem Gewinner des IRONMAN Hawaii 2005 zur Seite steht Stadler, der zweifache Champion von Hawaii (2004 und 2006).
Brachiale Urgewalt steckt in seinen Beinen, doch man sieht sie nicht. Die Haare länger als unmittelbar vor einem Rennen, nackenlang tragend und beständig ins Auge fallend könnte der gebürtige Wertheimer in fast jedes gehobene Etablissement der Welt einchecken. Er wirkt weich und geschmeidig, wenn er spricht, manchmal stockend und überlegend. Die entsprechenden Statussymbole Blackberry und Subnotebook in der Hand liegend, spiegelt das Escheinungsbild Stadlers derzeitigen Marktwert wider. Ein dunkler Anzug, hochwertiges Hemd, braune Lederschuhe vervollständigen das Outfit. Lediglich ein kleiner metallener Anstecker auf dem linken Revers deutet auf den Sponsor aus dem Investment Banking hin.
In der Bewegungen wirkt er bedacht, fast ein wenig steif, wenn er sich zwischen der Munter plaudernden Moderatorin und Al-Sultan bewegt und in die lockere Plauderei einbringt.
Innige Konkurrenz
Die Auftaktsequenz, hat es bereits in sich. Was denn Faris Al-Sultan gut an Normann Stadler finden würde fragt Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein. Verlegenes Lachen von Al-Sultan, der Kopf schaut nach oben – kurzes Nachdenken.
Man merkt unwillkürlich: Da ist doch was! Unmittelbar vor der Aufzeichnung muss eine kleine Schlacht geschlagen worden sein. Eine kleine verbale Attacke, wie sie in der Woche vor dem Rennen nur zu gerne gegenseitig gesetzt wird. Der Stich muss gesessen haben. Al-Sultan übt sich in Diplomatie, streicht Stadlers sportliche Stärke hervor. Stadler, retourniert ähnlich diplomatisch zuvorkommend, die Keule bleibt bis Sonntag in der Jackentasche. Von gegenseitigem Respekt und der Anerkennung der sportlichen Leistung ist die Rede…
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Tag der Einzelkämpfer
In Frankfurt wird aus dem eigentlich nicht vorhandenen Zweckbündnis Deutschland vs. Australien mit Waffenstillstand die Taktik der Einzelkämpfer „Bremse für Niemanden“ bringt Stadler seine Taktik auf den Punkt. Doch welche Möglichkeiten hat der Mann mit der ausgeprägten Oberschenkelmuskulatur?
Quadrizeps pur
„Die Beine würde so mancher gerne haben“ verrät der „Norminator“ in kurzärmliges blaues Radtrikot und Hose eingehüllt auf einer gemeinsamen Radausfahrt Richtung Oceandrive in „winterlichen“ Kalifornien. Bei der Betrachtung der geschmeidigen Masse beim Arbeiten nach rund 6 Wochen Winterpause kann man erahnen, welche Performance im Einzelzeitfahren auf dem Höhepunkt des Leistungsvermögens aus dem rhythmischen „Auf-und ab“ entspringen wird. Stadler ist Quadrizeps pur - on the rocks.
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Stadler hat eine hohe Grundschnelligkeit. Auf einen Zielspurt lässt sich ungern jemand mit dem ehemaligen Mittelstreckler mit einer Bestzeit von 2:36 Minuten über den Kilometer ein. Die Stärke des Mannheimers ist aber zugleich die Achillesverse:
Kommt der muskulöse x-fache Deutsche Meister im Triathlon in ein energetisches Defizit hat er ernsthafte Probleme. Der Motor braucht Energie, 16-20 Energie-Gels, Kohlenhydrate in flüssiger Form schiebt er sich alleine auf dem Rad in den Mund. Ermüdet schafft er sicherlich immer einen soliden Marathon zwischen 2:56 und 3:02 Stunden. Reicht das aber, wenn richtig starke Läufer im Nacken sitzen? ... "
Gibt es auch Doping bei Redakteuren ?
