Betreuung ist im Grunde mehr Unterricht*. Betreuung macht Sinn von Fachpersonal.
*auch betreutes Freiarbeiten ist Unterricht. Unterricht ist nicht nur Frontalunterricht.
Wichtig wäre letztlich, dass alle dieselbe Betreuung (oder Chance auf Betreuung) bekommen. Sonst werden die Schülergruppen selektiert, was man in D ja wundervoll beobachten kann, dass es so ist.
In einem mir bekannten Gymnasium bin ich schon seit ein paar Jahren diesbezüglich tätig. Es nennt sich "Förderunterricht", wird vom Land BaWü auch unterstützt und Hausaufgaben machen ist ausdrücklich verboten. Es geht um individuelle Förderungen: die einen Schüler haben schon mit einfachsten Mathe-Basics Probleme, andere langweilen sich im regulären Unterricht, schlafen ein und bekommen dann dort von mir Aufgaben aus Uni-Vorkursen. Aus meiner Sicht halte ich das für ein sehr gutes Konzept. Die Kurse haben auch immer lange Wartelisten. So gesehen ist die Sache mit den Hausaufgaben natürlich überholt und kann man sich schenken.
Geld dafür ist da (zumindest hier in BaWü). Es hakt eher daran, dass dies letztendlich von der Schule organisiert werden muss, es Räumlichkeiten geben muss und zusätzliches Fachpersonal gefunden werden muss.
(sorry for Offtopic aber vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen Mitleser )
In einem mir bekannten Gymnasium bin ich schon seit ein paar Jahren diesbezüglich tätig. Es nennt sich "Förderunterricht", wird vom Land BaWü auch unterstützt und Hausaufgaben machen ist ausdrücklich verboten. Es geht um individuelle Förderungen: die einen Schüler haben schon mit einfachsten Mathe-Basics Probleme, andere langweilen sich im regulären Unterricht, schlafen ein und bekommen dann dort von mir Aufgaben aus Uni-Vorkursen. Aus meiner Sicht halte ich das für ein sehr gutes Konzept.
Natürlich ist individueller Förderunterricht für einige sehr hilfreich. Aber auch ein guter Lehrer sollte in der Lage sein, Schülern mit unterschiedlichen Fähigkeiten jeweils passende (Haus)aufgaben zu geben. In meiner Gymnasialzeit in Ungarn war das in mehreren Fächern üblich (z.B. Mathe, Physik), wenn auch die Mehrheit natürlich keine spezielle Förderung braucht. Solche Differenzierung sollte m.M.n. eine pädagogische Kernkompetenz sein, ist natürlich im Land des dreigliedrigen Schulsystems mit erträumten leistungshomogenen Klassen natürlich kaum vorhanden, daran scheitert sehr häufig auch eine gute Inklusion.
Zitat:
Zitat von keko#
So gesehen ist die Sache mit den Hausaufgaben natürlich überholt und kann man sich schenken.
Das halte ich für falsch. Das selbständige Ausführen von Hausaufgaben (auf jeweils passendem Niveau) ist ein wesentlicher Baustein des Lernens, das durch keine Übung unter Aufsicht ersetzt werden kann. Meine Akademiker-Eltern haben sich ebensowenig um meine Hausaufgaben gekümmert, wie die Arbeitereltern meiner Frau - wir haben es trotzdem beide zum Ingenieur gebracht, einfach durch selbständiges Lernen - dazu wurden wir von den Lehrern angeleitet. Letzteres ist eines der wichtigsten Sachen, was man Kindern beibringen muß, damit alle gleiche Chancen haben, und ihre Fähigkeiten voll entwickeln können. Ohne die Fähigkeit, selbständig sich etwas zu erarbeiten werden sie auch im späteren Leben immer auf Hilfe angewiesen sein.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
... Aber auch ein guter Lehrer sollte in der Lage sein, Schülern mit unterschiedlichen Fähigkeiten jeweils passende (Haus)aufgaben zu geben. In meiner Gymnasialzeit in Ungarn war das in mehreren Fächern üblich ....
Deine Mitschüler und Du waren bezüglich Vorbildung, Muttersprache... (zu Deiner Schulzeit) wahrscheinlich auf einem ziemlich ähnlichen Stand.
Sprich mal mit Lehrerinnen und Lehrern an deutschen Schulen über die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler, welche vor ihnen im Klassenraum sitzen.
Das selbständige Ausführen von Hausaufgaben (auf jeweils passendem Niveau) ist ein wesentlicher Baustein des Lernens, das durch keine Übung unter Aufsicht ersetzt werden kann. Meine Akademiker-Eltern haben sich ebensowenig um meine Hausaufgaben gekümmert, wie die Arbeitereltern meiner Frau - wir haben es trotzdem beide zum Ingenieur gebracht, einfach durch selbständiges Lernen - dazu wurden wir von den Lehrern angeleitet. Letzteres ist eines der wichtigsten Sachen, was man Kindern beibringen muß, damit alle gleiche Chancen haben, und ihre Fähigkeiten voll entwickeln können. Ohne die Fähigkeit, selbständig sich etwas zu erarbeiten werden sie auch im späteren Leben immer auf Hilfe angewiesen sein.
So ist es.
Betreuung haben wir, alle Lehrer werden dort eingesetzt. Fazit: die einen können es (und brauchen keine Betreuung), die anderen schreien gleich "ich kann das nicht" und hören auch dort nicht zu. Rausgeschmissenes Geld.
Deine Mitschüler und Du waren bezüglich Vorbildung, Muttersprache... (zu Deiner Schulzeit) wahrscheinlich auf einem ziemlich ähnlichen Stand.
Nein, eben nicht, denn in meinen Herkunftsländern wurden alle bis zur 8. Klasse gemeinsam unterrichtet, und die Spanne war groß, Kinder von Ärzten bis zu Kindern von ungeschulten Hilfsarbeitern. Speziell in den deutschen Klassen in Rumänien war nur ein Teil deutsch Muttersprachler, und im rumänischen Teil des Unterrichts waren alle, die keine rumänischen Familienteile hatten, deutlich im Nachteil. Das meine ich eben mit differenziertem Unterricht. Übrigens, zur Unterstützung der Schwächeren wurde in meiner Schulzeit kein teurer Nachhilfedienst eingesetzt, sondern meist wurden die besseren Schüler gebeten, den schwächeren zu helfen.
Erst für die Aufnahmeprüfung ins "Lyceum" ab der 9. Klasse und für die Uni gab es ein paar private Nachhilfe-Angebote, deren Kosten man aber mit einem Ferienjob abzudecken waren.
Zitat:
Zitat von StefanW.
Sprich mal mit Lehrerinnen und Lehrern an deutschen Schulen über die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler, welche vor ihnen im Klassenraum sitzen.
Habe ich schon öfter. Damit zurechtzukommen lernt man in der deutschen Lehrerausbildung zu wenig (zumindest traditionell, inzwischen gibt es immerhin Ansätze dazu). Allerdings sind zu viele Kinder, die des deutschen praktisch nicht mächtig sind (wie in einigen Großstadtschulen leider immer häufiger), ein zu hohes Hindernis, das ist nicht mit Nachhilfe oder Eliminieren von Hausaufgaben zu lösen, sondern mit der einfachen Anforderung, daß Schuleintritt gewisse Mindestsprachkentnisse erfordert, ebenso wie verhaltensmäßige Mindestfähigkeiten (Aufmerksamkeitsspanne, altersgemäße Selbständigkeit, Disziplin, ...).
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Da mittlerweile zu viele Kinder in den Schulen nicht genug Deutsch können und dies einen effektiven Unterricht unmöglich macht, würde es nicht Sinn machen, die Kinder zu trennen?
Wäre für beide der Vorteil, dass sie gezielter gefördert werden können. PISA zeigt ja immer wieder, dass im Schulsystem reformiert werden muss. Die, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder eh schon auf Privatschulen.
Natürlich ist individueller Förderunterricht für einige sehr hilfreich. Aber auch ein guter Lehrer sollte in der Lage sein, Schülern mit unterschiedlichen Fähigkeiten jeweils passende (Haus)aufgaben zu geben. In meiner Gymnasialzeit in Ungarn war das in mehreren Fächern üblich (z.B. Mathe, Physik), wenn auch die Mehrheit natürlich keine spezielle Förderung braucht. Solche Differenzierung sollte m.M.n. eine pädagogische Kernkompetenz sein, ist natürlich im Land des dreigliedrigen Schulsystems mit erträumten leistungshomogenen Klassen natürlich kaum vorhanden, daran scheitert sehr häufig auch eine gute Inklusion.
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Hier in BaWü hat man z.B. in Mathe ab Klasse 11 einen Basiskurs und einen Leistungskurs. Es wird also schon vorgefiltert. Im 3-stündigen Basiskurs fehlt es einfach schlicht an Zeit, individuelle Hausaufgaben zu geben und diese auch noch zu kontrollieren. Wenn du das jedes Mal tust, ist die Stunde rum und du hast keinen Stoff gemacht. In den unteren Klassen ist das natürlich anders. Ab Klasse 10 kann man auch erwarten, dass die Schüler das selbständig tun. Das war damals bei uns auch schon so. Hinzu kommt dann manchmal der von mir erwähnte "Förderunterricht" (name it!), wo dann individuell auf das Niveau eingegangen wird.
Ich weiß nicht, worauf du ansprichst, aber prinzipiell halte ich es für richtig, dass möglichst viele Schüler Abitur machen. Manche Schüler entwickeln sich auch erst später, sind sehr schüchtern oder brauchen einfach ein wenig länger beim Denken. Darauf wird mittlerweile eingegangen. Ich kenne diese sehr harte Grenze nach Klasse 4 von damals und habe den Eindruck, manche träumen von so was oder verklären das.