Man muss ihm sogar widersprechen. Ein Importstopp stoppt den Horrer keineswegs, vor allem nicht sofort. Warum das so ist, wurde in diesem Thread auch thematisiert.
Die Einzigen, die diesen Horror vormutlich sofort stoppen könnten, wären die Chinesen. Wenn die sich an den Kreml wenden und mitteilen, dass sie doch den Krieg sofort beenden sollen, weil sie ansonsten die gleichen Sanktionen erlassen wie der Westen, dann wars das vermutlich mit dem Krieg in der Ukraine. Das könnten die durchaus machen, nicht etwa weil sie Menschenfreunde sind, sondern weil dieser Krieg die Erholung der Weltwirtschaft nach Corona stört, und das ist etwas, was die Chinesen aktuell gar nicht mögen.
Will versucht gerade live in der ARD den Bundeskanzler etwas zu grillen, er schlägt sich IMHO für seine kommunikativen Fähigkeiten, die Lage und das Amt gut - wäre aber schon schicker, wenn Will mal ein bisschen zurückschalten könnte beim „Nachsetzen“.
Man muss ihm sogar widersprechen. Ein Importstopp stoppt den Horrer keineswegs, vor allem nicht sofort. Warum das so ist, wurde in diesem Thread auch thematisiert.
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Es ist richtig, dass es den Horror nicht sofort beenden würde (das ist eine dramaturgische Überzeichnung von Melnyk), aber es würde Putin die wichtigste Devisen-Finanzierungsquelle des Krieges entziehen und damit sein Regime gravierend destabilisieren.
Es würde die Wahrscheinlichkeit für eine Verhandlungslösung gravierend erhöhen und alleine deshalb sollte man es machen. Es gibt mittlerweile auch genügend Einschätzungen von Wirtschaftswissenschaftlern, die die Folgen beleuchten hinsichtlich Wirtschaftswachstum und Arbeitslosenquote, die sich erkennbar unterscheiden von den düsteren Szenarien, die die Berater von Habeck zeichnen. Das Embargo bringt erheblich Probleme für Deutschland mit sich, aber es ist in seinem Auswirkungen nicht schlimmer als es die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie letztlich waren und damit sind die Folgen eben handhabbar.
Das Embargo wird IMHO spätestens bis zum nächsten Winter sowieso kommen. Wenn sich nicht Deutschland jetzt entschließt, auf russisches Gas und Kohle zu verzichten, dann wird spätestens in der nächsten Heizperiode Putin selbst, wenn er es geschafft hat, bis dahin an der Macht zu bleiben, diese letzte Trumpfkarte gegen den Westen spielen, weil es Russland auch mit den jetzt verhängten Sanktionen (die ebenfalls bis dahin noch weiter ausgeweitet worden sind) derartig schlecht geht, dass ihm dann irgendwann alles egal ist.
Mit dem Schließen der durch die Ukraine verlaufenden Pipelines kann er dann neben Deutschland auch gleich noch, die bislang wenig vom Krieg betroffenen westlichen Regionen der Ukraine, die ja ebenfalls von russischem Gas abhängen, sehr empfindlich treffen und damit den Flüchtlingsstrom, der ohnehin bis dahin zum kostspieligen Problem geworden ist, weiter befeuern.
Wenn Deutschland also rein passiv wie das Kaninchen vor der Schlange auf diese im Prinzip absehbare Eskalation wartet, wiegen Scholz und Habeck die deutsche Wirtschaft nur jetzt in falscher Sicherheit und verschiebt sofort erforderliche Bemühungen und Investionen in Alternativen zum russischen Gas in eine Phase, in der die Wirtschaft mit dem Gebäudebestand um das Gas konkurriert.
Man muss ihm sogar widersprechen. Ein Importstopp stoppt den Horrer keineswegs, vor allem nicht sofort. Warum das so ist, wurde in diesem Thread auch thematisiert.
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Das Projekt NS2 empfand ich nie gut. Ob es jetzt besser ist, wenn man Fracking Gas kauft oder Öl aus dem Nahen Osten, kann ich nicht beurteilen. Am besten ist es natürlich, man gewinnt seine eigene Energie.
Fährt man jetzt einen kompletten Importstopp, hat man diese Möglichkeit nicht mehr, falls sich der Krieg Richtung Westen ausweitet. Laut Minister Habeck sprechen wir dann über hundertausende Arbeitslose und eine tiefe Rezession. Von Corona und einer Inflation von ca. 5% haben wir uns noch gar nicht erholt.
So oder so: Insgesamt unschöne Aussichten, finde ich.
... Laut Minister Habeck sprechen wir dann über hundertausende Arbeitslose und eine tiefe Rezession. Von Corona und einer Inflation von ca. 5% haben wir uns noch gar nicht erholt.
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Wir wissen, dass die damalige Lage-Einschätzung von Habeck (bzw. seinen Beratern) komplett falsch war und sich der Krieg ganz anders entwickelte als er (und auch viele anderen Experten) erwartet hatte.
Von daher muss man seinen Prognosen über die Auswirkungen eines kompletten Energieimbargos auch nicht unbedingt blind glauben.
(Nicht falsch verstehen: mir ist Habeck sympathisch und ich mag seine Kommunikation, die sich wohltuend von den Worthülsen vieler anderer Politiker unterscheidet, aber er hat sich z.B. auch noch im Herbst '21 mit Annalena Baerbock öffentlich gestritten, als diese sich für die Lieferung von Verteidigungswaffen an die Ukraine ausgesprochen hatte, während Habeck dies ablehnte. Hätten die anderen NATO-Partner genauso gedacht und gehandelt wie Habeck, dann wäre die russische Föderation jetzt mutmaßlich an die Grenze zu Polen herangerückt und wir würden über ganz andere Risiken für Deutschland reden als über ein um wenige Prozent niedrigeres Wirtschaftswachstum.
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Wir wissen, dass die damalige Lage-Einschätzung von Habeck (bzw. seinen Beratern komplett falsch war und sich der Krieg ganz anders entwickelte als er (und auch viele anderen Experten) erwartet hatte.
Von daher muss man seinen Prognosen über die Auswirkungen eines kompletten Energieimbargos auch nicht unbedingt blind glauben.....
Ich kenne auch Studien, die sinngemäß sagen, dass man mit einem blauen Auge davonkommt. Nur: wie soll ich das einschätzen? Wem soll ich glauben? Kann man so etwas überhaupt abschätzen?
Ich halte einen Importstopp für eine gravierende Maßnahme. Da sollte sicher gestellt sein, dass sie auch wirkt. Schaue ich mir die Landkarte an: Afrika, Indien, China und weite Teile von Südamerika halten sich dezent zurück. Es ist eine Sache zwischen Europa, USA und Russland. Möglicherweise trifft es Russland also gar nicht entsprechend hart? Wie sieht es mit der Einigkeit aus, wenn wir eine Rezession haben? Nehmen wir dann noch so gerne die Flüchtlinge auf wie jetzt? (Ich stelle das nicht in Frage, nur sollten Entscheider genau über solche Dinge nachdenken. Rein moralisch gesehen ist natürlich klar, was wir jetzt und heute schon tun müssten: Importstopp).
Ein Komplettausfall großer Betriebe, die andere Industriezweige mit ihren Waren versorgen, würde eine Kettenreaktion auslösen. Die Effekte wären auch in anderen Branchen stark. Aber genau diese zentrale Frage, also wie viele Unternehmen von einem Totalausfall der Produktion betroffen wären, wenn kein Gas kommt, kann kein Modell vorhersagen. In ökonomischen Modellen lässt sich ein Rückgang der Gasimporte gut abbilden, aber nicht ein Totalstopp.
und
Ein Ausfall von Industriebetrieben ist nicht vergleichbar mit einer Sperre von Restaurants bei Corona. Wenn Restaurants kein Essen verkaufen können, laßt sich das leicht analysieren. Produktionsausfälle bei Zulieferern hätten viel weitreichendere Auswirkungen.
Zusammenfassung wir wissen es nicht und wir können es (leider) auch nicht berechnen, d.h. aber nicht, daß die Politik diese Entscheidung nicht treffen kann.
Je größer das down Side, desto unwahrscheinlicher mE die Entscheidung der Politik.