Szenekenner
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Rennbericht
Hier stand ich nun, am Start meiner 13. Langdistanz, und zum sechsten Mal in Roth. Roth ist schon was Besonderes. Der verrückte Landkreis, das mehrtägige, volksfestartige Rahmenprogramm, die riesige Expo. Und auch sonst hält Roth gerne etwas Spezielles für mich bereit: mal 8 Grad und Dauerregen, mal 35 Grad Hitze, mal ein Trauerflor-Armband für Herbert Walchshöfer. Diesmal war es ein Neoverbot, meines Wissens zum ersten Mal in 41 Jahren. Damit ist Felix’ Alleinstellungsmerkmal “Neogarantie” quasi dahin.
Wetter war ok, morgens um 6 Uhr etwa 16 Grad, erstmal fast kein Wind (5km/h), später (2. Radrunde) wurde es bisschen mehr mit nervigen Böen. Immer wieder Wolken, vor allem während des/meines Marathons, Maximaltemperatur war mit 26 Grad vorhergesagt, auf dem Tacho finde ich Min 21, Mittel 25, Max 30 Grad.
Wir hatten eine Unterkunft in Hilpoltstein am Fuße des Solarer Bergs, das Hotel nimmt in der Rennwoche nur Reservierungen für mind. 7 Tage. Meine Startgruppe war 7:35 Uhr, da das Hotel in der Nähe Schwimmstarts war und ich mir das Anziehen des Neos sparen konnte, habe ich bis 4:45 Uhr geschlafen, bin um 6:15 Uhr mit dem Stadtrad losgefahren, habe Tacho und Trinkflaschen am Rad angebracht, und fertig.
Als ich in der Vorstartzone stehe, kann ich seitlich ins Wechselzelt hineinschauen und beobachten, wie Jonas Schomburg ins Zelt rennt, sich den Swimskin abstreift und schon wieder draußen ist.
Schwimmen: da Neoverbot ausgesprochen wurde, war mir die Schwimmzeit egal, ich hatte mir vorgenommen, ganz locker und entspannt zu schwimmen. Das Ganze war dann auch tatsächlich fast meditativ. Dass es mit 1:20:54h meine mit Abstand (mehr als 8 Minuten!) schlechteste Schwimmzeit bei einer Langdistanz werden sollte, damit hatte ich aber nicht gerechnet. Vermutlich hat da auch ein wenig der Trimtex-Einteiler etwas dazu beigetragen. Den hatte ich zwar schon ohne Neo bei Rennen getragen, aber maximal bei olympischen Distanzen. Der Anzug hatte sich beim Schwimmen im Kanal irgendwie etwas aufgebläht, zum Ausgleich hat er aber auch für schöne Scheuerstellen unter beiden Armen und im Nacken gesorgt. Naja, immer mal wieder was Neues. Wollte mir aber nicht im Gegensatz zu vielen anderen extra einen Swimskin kaufen wegen der paar Minuten. Da ich beim Schwimmen keine Uhr trage, habe ich die Zeit eh erst im Nachhinein erfahren.
Der Wechsel war ebenfalls relaxed, Schuhe diesmal gemütlich im Zelt angezogen, und sogar Füße abgetrocknet.
Die ersten Kilometer auf dem Rad habe ich versucht, ruhig in den Rhythmus zu kommen, mich zu verpflegen. Ich erinnere mich an Kurzdistanz/Ligazeiten, als ich mit einem 170er Puls nach Eckersmühlen reingefahren bin… Diesmal Puls bei 130 gehalten, Wattvorgabe aus der Leistungsdiagnostik hat gut dazu gepasst. Als Energiezufuhr waren 90g KH/h geplant, die erste Flasche (zwischen Extensions) war bis zum Kalvarienberg vorbereitet, da habe ich dann eine Wasserflasche für die Kühlung und fürs Verdünnen der weiteren Energie aufgenommen. Die zweite Flasche war bis km90 gerichtet - und dort in Eckersmühlen dann auch leer. Ebendort weitere Flasche mit Iso aufgenommen. Der Rest der Energie (für die zweite Hälfte) war in der Aeroflasche im Rahmen.
Bei km20 ist dann Jonas Schomburg an mir vorbeigeflogen, dann kam lange nix. Erst 10km später kam Sam Laidow vorbei. Und erst weitere 8km, am Kalvarienberg, kam eine Gruppe mit weiteren Fahrern vorbei. Pacing lief weiterhin gut, Solarer Berg war wieder Gänsehaut pur, und schon der “kleine Solarer Berg” kurz vor Hilpoltstein war ziemlich geil. To cut a long story short, ich bin (nach einer kurzen Schwächephase bei ca. km110) insgesamt gut durchgekommen, Energie ist genau aufgegangen (sprich: Flaschen waren an der WZ2 leer), ich bin 10W normalized unter dem geblieben, was die Diagnostik als machbar ergeben hatte, aber das hat mir belastungstechnisch völlig gereicht. 5:35:56h sind es dann geworden, quasi exakt wie erwartet.
Den zweiten Wechsel bin ich dann auch entspannt angegangen, die mir zugeteilte Helferin hat meinen Wechselbeutel ausgeschüttet, alles vorsortiert, und dann habe ich den seit 2h sehnlichst erwarteten Dixiebesuch genossen.
Mit Carbontretern und Anglerhut (habe die gleiche Mütze wie Laidlow getragen, hatte mir diese Kopfbedeckung aber eigentlich bei Leo Bergere abgeschaut; viele haben übrigens den neuen Roth-Anglerhut getragen; Botschaft: die Anglerhüte sind der neuste Scheiss) ging es dann auf die ersten Laufkilometer, die gehen in Roth ja leicht bergab, es lief flott, und zu der Zeit im Rennen fühlt sich Triathlon ja auch noch meist nach Spaß an. Ich wusste, dass an der Lände (mittlerweile km 5, 11 und 25) meine Leute stehen, das pusht immer die Stimmung. Verpflegung (75g KH/h), Pace, Puls, alles da wo ich es haben wollte. Am Kanal war es ziemlich staubig, von daher war ich froh, als ich ihn hinter mir lassen durfte. Der für mich neue Teil der Laufstrecke (ich war seit 2014 nicht mehr in Roth am Start) Richtung Büchenbach bietet doch einige Höhenmeter, und bei km31 hat dann mein Beinstrecker ziemlich an Festigkeit zugenommen. Kurz danach hat er sich angefühlt, wie er sich eigentlich erst am Tag nach dem Rennen anfühlt, total fest und verkatert. Im Nachhinein denke ich, dass ich zu wenig Kochsalz in den Radflaschen hatte; sonst wiege ich das Salz immer ein, diesmal habe ich es in Ermangelung einer Waage nach Gefühl gemacht - das war wohl zu wenig. Bei km31 habe ich dann als Gegenmaßnahme erstmal eine lange Gehpausen von 9min eingebaut, mich gründlich verpflegt (Wasser, Iso, Cola, Gel), eine Salztablette eingeworfen. Dann konnte ich (zugegebenermaßen unter Schmerzen) wieder anlaufen. Den Rest der Strecke habe ich dann mit 4 weiteren kürzeren Gehpausen hinter mich gebracht. Im Geiste bin ich in diesen Momenten den Abmeldeprozess für den Ironman Barcelona im Oktober durchgegangen. Die Laufzeit ist dann eine 4:13:44 geworden, und dafür musste ich mir auch wirklich gewaltig wehtun. Aber man will ja seine Leute im Ziel nicht noch länger warten lassen, und seit der Nacht von Montag auch Dienstag kann ich auch wieder schmerzfrei still liegen.
Am Ende waren es 11:20:53h und ich bin zu 90% zufrieden, auch wenn ich immer noch nicht weiß, warum ich mir das immer wieder antue.
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Man kann sich jeden Tag auf's Neue wundern.
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