Das Urteil zur Lehrerin...
Ich finde das Urteil richtig und gut.
Ich tue mich hingegen sehr schwer damit. Wenn mir der Arbeitgeber z.B. in einer Bank vorschreiben darf, mich in Anzug und Krawatte zu zwängen (was ich von mir aus nie tun würde), muß das Schulamt/der Staat als Arbeitgeber ebenso willkürliche Bekleidungsvorschriften und Restriktionen erlassen dürfen. Wenn mir die Restriktionen des Arbeitgebers nicht passen, suche ich mir einen anderen Beruf, oder füge mich, wenn mir die Sache, d.h. die inhaltliche Arbeit wichtig genug ist. Wem das Kopftuch wichtiger ist, als die Arbeit, der nimmt die Arbeit nicht ernst genug, wäre meine Reaktion. Hier hat jemand die Argumente zu einem ähnlichen Thema noch besser (wenn auch polemisch) formuliert, als ich es kann.
Dazu kommt, daß das Kopftuch zunehmend zu einem wesentlichen Symbol für den fundamentalistischen Islam wurde. Dieser Islam ist mit unseren Werten und Verfassung sicher nicht vereinbar, egal was das Kopftuch für den Einzelnen privat religiös bedeutet. Atatürk hat seinerzeit Kopftuch und Fez in der Türkei in der Öffentlichkeit verboten, wohl wissend um diese Symbolik, um den Weg für eine freiere, offenere, säkulare Gesellschaft zu ebnen, und hat damit einen großen Wandel erreicht (der leider gerade von Erdogan zurückgedreht wird). Warum glauben wir, es besser zu machen, indem wir diese Symbole im Staatsdienst zulassen?
Da wünsche ich mir eine konsequente Gesetzgebung zu dem Thema, wie in Frankreich, um keine Steuergelder in solchen unseligen Prozessen zu verschwenden.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Es soll inzwischen ja sogar Referendarinnen geben, die ihr Kopftuch gerne bei Gericht tragen würden...
Und? Ein Gericht hat entschieden, dass es KEINE Gesetzesgrundlage für ein Kopftuchverbot am Gericht gibt. Das Land Bayern will übrigens gegen diese Entscheidung vorgehen. Da bin ich gespannt, wie das ausgeht.
Eben genau WEIL das Kopftuch zunehmend mit Fundamentalismus in Verbindung gebracht wird, sind wir doch angehalten, eine Akzeptanz zu schaffen für das Kopftuch und diesem Gedanken entgegen zu wirken. Das nennt sich gelebte Integration. Das schafft man nicht, indem man das Kopftuch verbietet.
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Es soll inzwischen ja sogar Referendarinnen geben, die ihr Kopftuch gerne bei Gericht tragen würden...
Und? Ein Gericht hat entschieden, dass es KEINE Gesetzesgrundlage für ein Kopftuchverbot am Gericht gibt. Das Land Bayern will übrigens gegen diese Entscheidung vorgehen. Da bin ich gespannt, wie das ausgeht.
Du sagst, ein Kopftuch stehe für ein bestimmtes Frauen- oder Männerbild, das jedoch falsch sei. Wer es trage, stimme diesen falschen Vorstellungen zu. In gleicher Weise könnte ich behaupten, ein Christ sei zwangsläufig strikt gegen die Wiederheirat geschiedener Menschen, weil Jesus angeblich die Unauflöslichkeit der Ehe gefordert habe. In der Realität sind Christen, die nach den Geboten der Bibel leben oder zu leben versuchen, so gut wie ausgestorben, falls sie je existiert haben. Ein Tuch auf dem Kopf einer Frau steht nicht zwangsläufig für alle Überzeugungen des Islam, ebensowenig wie ein Kreuz, das jemand als Anhänger um den Hals trägt, für alle Inhalte der Bibel steht.
Wenn ich an betende Menschen in der Kirche denke, dann denke ich an Glauben und Religion. Ebenso bei Muslime in der Moschee usw.
Gestern ging ich mit meiner Frau rüber zum Supermarkt, als mir eine Frau und ihre Tochter fast völlig verschleiert hinter ihrem Mann herlaufend (im kurzen Hemd) entgegen kamen (der Klassiker halt ). Da denke ich nicht an Religion, sondern an Unterdrückung, Männergesellschaft und sexistisches Weltbild. Für mich hat das also nichts mit Religion zu tun. Ebenso wie ich es nicht akzeptiere, wenn die Kirche gegen Schwule ist.
Da denke ich nicht an Religion, sondern an Unterdrückung, Männergesellschaft und sexistisches Weltbild. Für mich hat das also nichts mit Religion zu tun.
So sehe ich das auch. Im Islam, egal welcher Richtung und Ausprägung, gibts keine Gleichstellung von Mann und Frau. Und das Kopftuch ist ein Symbol für dieses Bewerten eines Menschen nach seinem Geschlecht.