Ja, das ist wohl die beste Ausrede für Hegels Erkenntnis: Darum können agressive Kriegstreiber immer wieder Erfolg haben, weil man meint, es diesmal aber doch auf dem friedlichen Weg (sprich Appeasement) hinzubekommen.
Sind wir also dumm?
Wie kann es z.B. sein, dass unsere poltitisch Führung nach der Besetzung der Krim 2014 noch immer NS2 zustimmt?
Auch ein Hitler hatte ja viele Freunde, die aus handfesten Gründen von ihm profitierten.
Die Zeche zahlt immer Hinz und Kunz.
Insgesamt finde ich Nazivergleiche im Nahost Krieg komplett daneben, gleich welche Seite als Nazi beschuldigt wird.
Ein Vergleich der historischen Situation (Aggressor wird bekämpft, wie endet eine Aggression, welchen Preis hat das Bekämpfen und welchen Preis hat Appeasement und weiter agieren lassen) ist noch lange keine Gleichsetzung, schon gar nicht "Beschuldigung als Nazi", sondern eine Möglichkeit, vielleicht doch mal etwas aus der Geschichte zu lernen.
Zitat:
Zitat von qbz
Es handelt sich ja meistens nur um den durchsichtigen Versuch, indem die Seiten in "gut" und "böse" eingeordnet werden, die Verbrechen der "guten" Seite damit zu rechtfertigen
In fast jedem Konflikt gibt es eine Seite, die uns näher steht, sei es historisch, kulturell oder moralisch. Insofern wird die Welt immer grob in diese Kategorien (gut-böse, Freund-Feind, ...) eingeteilt, innen- wie außenpolitisch. Und man hat immer mehr Verständnis für das Verhalten derer, die einem näher stehen. Das ist oft noch keine Rechtfertigung, aber u.U. die Akzeptanz von etwas Schlimmem, um etwas noch Übleres zu verhindern. Das heißt für mich auch noch lange nicht, daß der Zweck die Mittel heiligt.
Zitat:
Zitat von qbz
...angesichts von > 40 000 Toten und > 10 000 toten Kinder als extrem zynisch empfinde.
Es ist noch zynischer, daß die Hamas-Führung dies bewußt einkalkuliert, provoziert und in Kauf genommen hat, um damit Israel vor der Welt als "das Böse" darstellen zu können. Ein Großteil dieser Toten hätte die Hamas vermeiden können, wenn sie ihre militärischen Einrichtungen klar von den Zivilisten getrennt hätten. Für mich und die meisten im Westen bleibt diese Haltung der Islamisten "ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod" unbegreiflich, und das macht auch die Bekämpfung schwierig weil die moralischen Maßstäbe der beiden Seiten so unterschiedlich sind.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Wer glaubt, daß die wiederholte Anwendung der gleichen Methode (Appeasement) einmal ein anderes Ergebnis bringt, der ist es wohl. Es ist aber sicher auch eine Portion Angst vor Entscheidungen, deren negative Folgen man selbst erleben muß und die unpopulär sind; wenn ich etwas aufschiebe (wie z.B. 2014 eine harte Reaktion), dann hoffe ich, daß die Folgen erst später eintreten, und andere sich damit herumschlagen müssen. Das, fürchte ich, ist eine starke Triebfeder für politische Entscheidungen.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Geändert von Schwarzfahrer (18.10.2024 um 14:43 Uhr).
Ein Großteil dieser Toten hätte die Hamas vermeiden können, wenn sie ihre militärischen Einrichtungen klar von den Zivilisten getrennt hätten. .....
Das sind z.T. unbewiesene Schutzbehauptungen der IDF, die hohe Zahl an zivilen Opfern käme nur deswegen zustande, weil sich Militante darunter verstecken würden. Fast jede Familie hat mittlerweile Tote im Gaza zu beklagen, manche sind ganz ausgelöscht, ohne dass da jemals ein Hamas Terrorist in der Nähe war. Es handelt sich um ein Geschehen mit Verdacht auf Genozid. Auch die meisten ermordeten Presseleute oder Sanitäter, die als solche gekennzeichnet waren, wurden gezielt erschossen oder gesprengt. Dass 3/4 der Krankenhäuser zerstört sind, leere Infrastrukturgebäude wie Hochschulen, Schulen, Moscheen in die Luft gesprengt worden sind, hat ebenfalls allein die israelische Regierung zu verantworten.
Werden die sich jetzt so lange gegenseitig bekämpfen, bis keiner mehr übrig bleibt?
Für eine friedlichere Welt wäre es vielleicht gar nicht so schlecht...
Meine Hypothese ist, dass genau das angestrebt wird. Von beiden Seiten. Und da man das Ziel nicht erreichen wird, wird uns der Konflikt erhalten bleiben.
Das ist wohl typisch für unsere Zeit, einfach (sic) "me, myself and i".
Doch der Preis, dafür auf meine Empathie zu verzichten ist mir zu hoch, da bleibe ich lieber (nunja) bei meinem komplizierten Leben.
Jeder wie er meint.
Na, da hast du jetzt aber jede Menge Energie aufgewendet, um mich falsch zu verstehen.
Komplexitätsreduktion ist eine bewährte Überlebensstrategie. Ebenso kann man sich nicht jedes Leid der Welt zu eigen machen. Das geht nicht, soviel Kapazität hat niemand.
Der Nahost-Konflikt betrifft mein Leben nicht und ich kann diesen auch nicht beeinflussen. Ich hab noch nichtmal Kontakt zu Israelis oder Palästinensern. Also reduziere ich hier die Komplexität und investiere lieber dort in Komplexität, wo ich damit auch etwas erreichen kann.
Man kann nun der Politik vielleicht das eine oder andere vorwerfen, aber sicher nicht, dass sie nicht mit offenen Karten spielt. Man muss nur die Wörter übersetzen ;-)