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Zitat von jannjazz
...kam gerade im Radio, da dachte ich, sieh´ doch mal nach, was die schöne Martha macht, Ergebnis: nix! Hab ich Dir schon erzählt, dass ich für www.seeueberquerung.de gemeldet habe? Bisher noch 0 Training, aber bis dahin habe ich drei Wochen frei, das muss reichen. Grüße!
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Von wegen nix!
Zum ersten bin ich deiner Empfehlung gefolgt...
Zitat:
Zitat von jannjazz
Am Besten, Du guckst noch einmal Harold and Maude, trinkst einen Hafergrastee, schmeisst Dich ins kleinste Schwarze und dann hin!
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... und war heute bei Herrn Schultens Beerdigung. Zwar ohne Harold and Maude noch mal angeschaut zu haben, ohne Hafergrastee getrunken zu haben, aber im schwarzen Kleid. Leider konnte ich keine Sonnenblume mehr auftreiben, weil ich extrem knapp dran war, denn die Beerdigung war um 13 Uhr und ich hatte in der Klinik sehr viel zu tun. Ich habe dann statt dessen eine sehr schöne, weiße Rose mitgenommen.
Ich hatte noch viel hin und her überlegt, ob ich zu der Beerdigung hingehen soll. Vorgestern noch war ich zu dem Entschluss gekommen, nicht hinzugehen, weil mir selbst Beerdigungen nicht so liegen und weil ich nicht gläubig bin und nicht glaube, dass Herr Schultens Seele noch irgendwo ist und es mitbekommt. Was bleibt dann noch? Wozu geht man dann noch hin? Mit den Angehörigen habe ich nix zu tun und ich weiß, dass der Sohn nur aus Pflichtgefühl seinen Vater besuchte, die Tochter gar nicht. Herr Schulten war offenbar kein guter Vater für sie, wie sie meiner Kollegin mal erzählten. Also wird es ihnen egal sein, wer zur Beerdigung kommt und wer nicht. Was bleibt also? Nur das Ego, dachte ich vorgestern. Dass alle sehen sollen, dass man ein guter Mensch ist, der zur Beerdigung geht, dem er was bedeutete. Aber ich weiß ja auch so, was er mir bedeutete und er wusste es auch. Ich muss es niemandem zeigen, es sei denn es ist mir wichtig, dass die anderen es sehen und gut finden.
Warum bin ich dann heute doch hingegangen? Ich habe mich beim Schwimmen heute Morgen dazu entschieden. Ich bin hin, weil ich sicher bin, dass es Herrn Schulten freuen würde, wenn er es wüsste. Wie gesagt, ich glaube nicht, daran, dass die Seele weiter lebt, dass er es mitbekommt. Aber ich bin sicher, dass, wenn ich ihn gefragt hätte, als er lebte, er gesagt hätte, dass er sich freut, wenn ich zu seiner Beerdigung gehe.
Ich hatte Angst, dass ich sehr viel weinen muss, aber ich musste nur wenig weinen. Zu Anfang und später am Grab. Der Pfarrer war ein ganz guter Typ, fand ich. Aber es war krass, was da über ihn gesagt wurde, welches Bild von ihm gezeichnet wurde. Das eines ungenügenden Vaters (der er offenbar war), eines engstirnigen, unflexiblen Mannes, der anderen keine Zuneigung und Wärme entgegen brachte und dem Prinzipien und Gewohnheiten über alles gingen.
Vielleicht war er so. Ganz sicher war er so. Wer wäre ich, mir anzumaßen, ihn wirklich zu kennen? Aber das weiß ich: In den sieben Jahren, in denen ich ihn kannte, habe ich ihn als einen liebenswerten, wertschätzenden, freundlichen Mann erlebt, der mir ehrliche Freundschaft entgegen brachte. Ich mochte ihn sehr und deshalb war es traurig, dass - obwohl sich der Pfarrer bemühte, trotzdem Wertschätzung und auch Verständnis für ihn aufzubringen und zu wecken - ein so negatives Bild von ihm im Raum stand.
Ich war froh, dass er sich hat einäschern lassen, denn ich finde es furchtbar, wenn ein Körper in der Erde vergraben wird. Herr Schulten war nicht gläubig, er wollte diese Beerdigung, um auf diesem katholischen Friedhof bei seiner Frau beerdigt werden zu können.
Am Grab hätte ich den Kindern gerne noch gesagt, wie gern ich ihren Vater hatte, aber ich war gehemmt und hatte auch Angst, die Fassung zu verlieren.
Dann bin ich noch mal zur Arbeit und danach noch ein zweites Mal ins Schwimmbad. Dort habe ich die letzte Einheit vor dem Urlaub gemacht, die lang (4 km) und anstrengend war. Damit bin ich heute insgesamt 6 km geschwommen, so viel wie lange nicht mehr, und habe jeden Zug davon genossen.
Jetzt fahre ich zum Liebsten, schlafe früh, gehe morgen ganz früh in die Klinik und packe danach für die Reise (ist ja nicht viel, weil kein Platz auf der Vespa ist - und dauert deshalb vermutlich um so länger - und erledige noch den Haufen Dinge, die ich noch tun muss.
Du siehst, lieber Jan, ich habe bei weitem nicht nix gemacht.
Einen Moment lang dachte ich darüber nach, mich auch noch für die Seeüberquerung anzumelden, aber es ist mir zu weit weg. Du fliegst vermutlich? Wenn du mit dem Auto fahren und mich mitnehmen würdest, würde ich mitkommen. Ein Blick in die Teilnehmerliste offenbarte mir, dass du der Teilnehmer mit der wohl weitesten Anreise bist! Vielleicht kriegst du einen Extra-Preis, habe ich beim Schwimmen schon erlebt, oder zumindest eine Erwähnung.
Schönen Abend, schöne Grüße!
J.