Ich war jetzt letzte Woche für 5 Tage in Deutschland, mir ging diese "Sie"zerei sowas von regelrecht auf den "S..."!!!
Grausam überall diese Förmlichtuerei!
Alles so unentspannt!
Noch ne Story zum "Sie".
Direkt gegenüber unserer ehemaligen Wohnung (Altstadt) gibt es eine "Studentenkneipe", diese existiert seit fast 25 Jahren, ich war damals bei der Eröffnung dabei und war bis zu meiner Auswanderung täglich dort Gast.
Im Sommer weilte ich mal wieder in meiner Heimatstadt und ging natürlich schnurstracks ins "Goldene Rad".
Denn nur dort trifft man noch die Freunde von ganz früher.
An die Theke wie immer und da fragt mich die junge Bedienung:
Was darf ich Ihnen bringen?
Ich nur:
Mädsche ich kenn die Kneip hier seit der Eröffnung, dess ist schon länger als du uff de Welt weilst, isch wurd hier noch nie gesiezt, also wie heisst dess??
Sie, sehr clever:
Was willste!
Ich:
Na bitte, geht doch, mach mer e Hochstift!
Natürlich gabs ein gutes TG und ein fettes Grinsen von ihr und zum Abschied hab ich sie noch gefragt:
Unn haste was gelernt?
Sie:
Ja, hier gibts nur DU!
So geht dess.
Das ist plumper Alltagsrassismus. Hier wird das Gegensatzpaar schwarz/weiss aufgemacht. Gerade Kaffee als Aufhänger finde ich hier nochmal problematisch. Die Frau wird nicht nur auf die Hautfarbe abgewertet, sondern auch auf die Tätigkeit und den Kaffee ("Kaffee ist doch afrikanisch!".
Das ist jetzt DEINE Interpretation. Zunächst ist diese Bemerkung ja eine Aufnahme des Farbmusters des Heißgetränkes und die Herstellung der Analogie mit der Hautfarbe der Dame. Ob das elegant oder charmant ist, kann von uns nicht beurteilt werden. Die Kette "schwarz-Kaffee-Afrika-schlecht" ist in deinem Kopf, und du weißt nicht, wo sonst noch. Wir haben alle unsere Fixierungen und schon Paulus wusste dazu Bescheid...
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Ex-Weiser, Mitglied in Axels 100-Tri-Plus-Club Owner of Post 10,000 im "Leben der Anderen"
Ein sehr guter Punkt! Ist es wichtig, dass der Mann einen sächsischen Akzent hatte? Wäre eine Frage an den TE.
Es ist natürlich vollkommen wurscht woher der Mensch kommt und welchen Akzent er spricht. Wenn ich das unzulässigerweise grob vereinfacht haben sollte, tut es mir leid.
Woher derjenige auch kommt, es bleibt strukturell Alltagsrassismus.
Das ist jetzt DEINE Interpretation. Zunächst ist diese Bemerkung ja eine Aufnahme des Farbmusters des Heißgetränkes und die Herstellung der Analogie mit der Hautfarbe der Dame. Ob das elegant oder charmant ist, kann von uns nicht beurteilt werden. Die Kette "schwarz-Kaffee-Afrika-schlecht" ist in deinem Kopf, und du weißt nicht, wo sonst noch. Wir haben alle unsere Fixierungen und schon Paulus wusste dazu Bescheid...
Die Interpretation von aequitas, dass es "plumper Alltagsrassismus" ist zutreffend.
Es ist vollkommen wurscht, ob es "gut gemeint" oder "nicht gut gemeint", "charmant" oder "nicht charmant" war. Hinter dem - im übrigen ebenso ziemlich plumpen Wortspiel - steckt eine Abwertung, mindestens aber eine Abgrenzung einer anderen Person aufgrund der Hautfarbe. Damit wird erst eine "dominante weiße Position geschaffen" und das ist nichts anderes als Alltagsrassismus. Wie in meinem ersten Post geschrieben ist das der Person wahrscheinlich gar nicht bewusst und vielleicht bzw. wahrscheinlich steckt auch keine abwertende Absicht dahinter, das Ergebnis ändert sich dadurch aber nicht.
Andere hier argumentieren, dass es auch darauf ankommt, wie der andere, Abgegrenzte, das aufnimmt und schließt aus einer wohlwollenden Aufnahme, dass es kein Alltagsrassismus sei. Zum einen bleibt es auch bei wohlwollender Aufnahme eine potenzielle Abwertung und eine faktische Abgrenzung. Zum anderen kennen sich diese Personen offensichtlich nicht und damit kann der Absender in keiner Weise die (wohlwollende oder verletzte) Aufnahme vorausahnen.
Das ist jetzt DEINE Interpretation. Zunächst ist diese Bemerkung ja eine Aufnahme des Farbmusters des Heißgetränkes und die Herstellung der Analogie mit der Hautfarbe der Dame.
Du abstrahierst, letztendlich als Mittel zur Verharmlosung. Das bringt keinen weiter. Warum stellt er die Verbindung von Kaffee und Hautfarbe her? Warum nicht Kaffee und Laptophülle?
Ich finde es heute total anstrengend, sich auszudrücken ohne von absolut korrekten Menschen mit der Rassismuskeule erschlagen zu werden.
Wie wäre es, wenn man einfach das Opfer einer solchen Bemerkung befragt, ob es sich dadurch verletzt fühlt oder nicht? Denn nur das Opfer wird abschließend einschätzen müssen, wie die Bemerkung aufzunehmen ist.
Bei uns im Freundeskreis hieß ein Farbiger Kakao. Da wäre wohl für den nicht involvierten auch der Rassismus naheliegend. Aber den Spitznamen hat er in Anlehnung an einen seiner Lieblingsfußballspieler Cacao selber verpasst. Es ging sogar so weit, dass er beim Fußball meistens ein Trikot der deutschen N11 trug mit Kakao (absichtlich diese Schreibweise) aufgepflockt und das hat weiß Gott nichts mit Rassismus zu tun und war unglaublich lustig.
Rassismus kann es ja auch nur dann sein, wenn man eine unbestimmte Menge an Menschen aufgrund von irgendwas herabsetzt und nicht wenn man eine Person herabsetzt. Dann ist es wohl eher "nur" eine schlichte Beleidigung.
Ich finde es schon erstaunlich wie schnell man mit der Rassismuskeule kommt. Vielleicht bin ich da auch einfach nur überempfindlich, da mir im Beruf sehr oft beim Einschreiten dieser Rassismus von demjenigen gegen den ich vorgehen muss, vorgeworfen wird.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard