Zitat:
Zitat von Megalodon
... Anfang der 70er Jahre Kontakt zu vielen linken Gruppierungen, auch zu gewaltbereiten, auch zu Leuten, die der RAF nahestanden oder dabei waren.
Sehr viele dieser Leute teilten die linken Ideen und hätten den Wandel in eine sozialistische Republik begrüßt. Die haben das, was die RAF dann getan hat, vor allem die 2. Generation, aber völlig abgelehnt. Mein Vater hat mal gesagt, die sind krank. Was ich sagen will, ideologische Verblendung, auch religöser Wahn, führt noch lange nicht zum Massenmord. Da fehlt noch was anderes. Eben der Sprung in der Schüssel.
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Vielen Dank für diesen kleinen Exkurs in unsere eigene Geschichte, das gibt mir das Stichwort: Ja, die linken
Ideen, die der RAF als ideologischer Unterbau gedient haben, sind nach wie vor aktuell und reflektierenswert), die Rechtfertigung zu Gewalt geben sie nicht unbedingt her.
Also ohne irgendwen rechtfertigen zu wollen: die "alte" RAF oder eine ganze andere Reihe heutiger eher linksextreme Terrorgruppen (u.a. auch militante PKK-nahe Splittergruppen) mit religiösen Fundis, konkret den IS-Terroristen, oder mit psychopathischen Einzeltätern (die typischen Amokläufer mit den Massenschießereien in den USA) zu vergleichen hinkt in einem Punkt.
Erstgenannte (RAF etc.) versuchen meist, "das System" (was auch immer das sein mag) zu treffen, also Anschläge gegen Repräsentanten und Einrichtungen "des Systems" (Wirtschaftsbosse, Konzernzentralen, Politiker, Ordnungsbehörden, Polizei, Militär, Kasernen), und ja, oft unter Inkaufnahme von "Kollateralschäden" ("unvermeidlich" der Chauffeur vom Industrieboss, oder völlig unbeteiligte Zivilpersonen).
Die meisten aktuellen, oft religiös motivierten Anschläge, die ganzen Selbstmordbomber aus dem IS-Umfeld wollen dagegen eine Maximalanzahl an Opfern jeder Art, auch und gerade "normale" Zivilbevölkerung treffen; der Amokläufer will einmal im Leben "Ganz groß rauskommen" und sich an "seinem" Umfeld rächen.
Das ist schon irgendwie ein Unterschied. Rechtfertigt normalerweise nichts.
lG Matthias
PS.: Historisch-rückschauend gesehen ist die Abgrenzung zwischen Terrorist - (legitimer) Widerstandskämpfer wieder erschreckend subjektiv.... Der LKW-Fahrer aus München, der Bombenleger vom Oktoberfest oder die Attentäter von Paris werden es historisch gesehen aber wohl kaum zum "Widerstandskämpfer"-status schaffen.
PPS.: Lesenswert zu dem ganzen Mist:
Götz Eisenberg, "Zwischen Amok und Alzheimer. Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus". Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-95558-108-4